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Serie „Singen kann jeder“

Für die Serie "Auf eine Tasse Kaffee mit..." setzte sich Volksstimme-Redakeurin Tanja Andrys mit Musikschulleiter Frank Wedel ans Klavier.

05.11.2015, 23:01

Stendal l Normalerweise, wenn ich im Rahmen unserer Volksstimme-Serie „Auf eine Tasse Kaffee mit...“ unterwegs bin, treffe ich mich mit den jeweiligen Protagonisten tatsächlich auf eine Tasse Kaffee und wir plaudern in gemütlicher Runde über dies und das. Bei einem Termin mit dem Leiter der Stendaler Musikerfabrik, Frank Wedel, läuft das allerdings etwas anders ab. Das muss man wissen, damit man vorbereitet ist. Ich war es jedenfalls nicht, weshalb unsere Kaffeetassen leer blieben, weil wir das einfach vergessen haben.

Stattdessen wurde ich unter der Prämisse: „Gemütlich soll‘s sein? Na, dann machen wir doch zusammen Musik!“, gleich ans Klavier gesetzt. Weiter ging es mit: „So, jetzt mal ganz locker und dann geht‘s los!“ Ich scheitere gleich bei der ersten Aufgabe: „Einfach mal im Takt mitmachen.“ Er spielt, ich drücke mit Daumen, Zeigefinger und Ringfinger auf die Tasten und schnell wird deutlich: Mein Mittelfinger ist mir ständig im Weg und ich habe absolut kein Taktgefühl! Ob ich denn wenigstens herausgefunden hätte, was wir gespielt hätten? Nein, habe ich nicht. Es war „Eye of the Tiger“, von der Band Surviver. Naja...

Damit es für mich nicht noch peinlicher wird, haben wir dann, statt Musik zu machen, über Musik geredet. Frank Wedel kommt aus einer Pastorenfamilie, weshalb ihm zu DDR-Zeiten das Abitur versagt bliebt. Dafür wurde die Musik zur Leidenschaft des gelernten Rundfunktechnik-Informatikers. Sein erstes Instrument war die Blockflöte. „Dabei finde ich das gar nicht so günstig“, sagt Frank Wedel. „Denn das wichtigste Instrument ist die eigene Stimme, deshalb finde ich es besser, wenn man ein Instrument lernt, bei dem die Stimme frei ist, etwa Keyboard oder Klavier, wo man sich beim Singen begleiten kann.“

1992 hat die Musikerfabrik eröffnet. Wedels Idee war damals, „dass wir poppige Musik machen, die die Kids selbst gerne hören und spielen wollen. Unser Konzept weicht etwas ab vom Instrument-Erlernen über klassische Musik. Die Kids sollen Musik ausprobieren. Wir bieten viele Band- und auch Chorproben an, damit sie gemeinsam Musik machen können. Das ist ja das, was Spaß macht. Der Wettbewerbsgedanke ist bei uns nicht so vordergründig. Ich sehe uns eher als musikalische Entwicklungshelfer.“

Das poppige, teilweise auch rockige Programm lässt sich übrigens auch auf allen Instrumenten umsetzen, „sogar auf der Blockflöte“, erklärt er. „Aber wie gesagt, ich bin ja mehr dafür, wenn der Mund beim Musizieren frei ist.“

Heißt das denn im Umkehrschluss auch, dass man ein begnadeter Sänger sein muss, um ein Instrument spielen zu können? „Nein, nicht unbedingt“, sagt er. Aber er ist sich sicher, „dass jeder singen kann. Auch die, die behaupten, es nicht zu können. Das ist dann meist nur ein Trauma aus der Kindheit, meist aus dem Musikunterricht. Wenn man das überwunden hat, klappt das auch.“

Aber ich bin mir ganz sicher, ich hätte ihn auch hier vom Gegenteil überzeugen können.