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Synode Jeden Einzelnen wahrnehmen

Auf der Herbstsynode des Kirchenkreises Stendal am Sonnabend sprach Cordula Haase über die aktuelle Flüchtlingssituation.

Von Nora Knappe 08.11.2015, 08:00

Tangermünde/ Stendal l Um die Frage, was die Kirche und speziell jede einzelne Kirchengemeinde angesichts der Flüchtlingssituation tun kann, ging es auf der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Stendal am Sonnabend in Tangermünde. Cordula Haase, Beauftragte für Migration und interreligiösen Dialog des Ökumenezentrums der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), zeigte dazu einige Fakten zur Lage sowie Möglichkeiten des Engagements auf.

Leitspruch ihres Referats war das Zitat „Den Flüchtling gibt es nicht“ und die damit in Verbindung stehende Anschauung, dass „jeder das Recht hat, als eigene Persönlichkeit wahrgenommen und mit allen seinen kulturellen, religiösen Prägungen und allen seinen Erfahrungen ernstgenommen zu werden“. Man dürfe sich nicht dazu verleiten lassen, den einzelnen Menschen nur noch als Teil einer Gruppe wahrzunehmen, was dazu führe, dass man zunächst erst noch von „den Syrern“, dann von „den Muslimen“ und schließlich schlimmstenfalls von „den Asylbetrügern“ und „den gewaltbereiten Ausländern“ spreche. Solcherlei „gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ sei gleichbedeutend mit Rassismus.

Sich dagegen zu stellen, sei die große Herausforderung der Kirche. Unentbehrlich für ein entsprechendes Handeln sei Kenntnis über die Rechtslage, die Cordula Haase den Synode-Teilnehmern denn anhand von Gesetzen und aktuellen Zahlen informativ und erhellend erläuterte.

Möglichkeiten, wie sich Kirchengemeinden vor Ort einbringen können und müssen, zeigte sie ebenso auf. „Wir müssen mit den Menschen im Gespräch bleiben, auch mit denen, die ablehnend gegenüber Flüchtlingen sind. Und es braucht viel Information und gute Koordination des Wissens und der Hilfsmöglichkeiten.“ Konkrete Begegnung sehe sie als das beste Mittel gegen Vorurteile und gruppenbezogenes Denken.

Bei allen nachvollziehbaren Schwierigkeiten zur Unterbringung von Flüchtlingen dürfe die psychosoziale Betreuung der oftmals traumatisierten Menschen nicht auf der Strecke bleiben. Haase lenkte die Aufmerksamkeit vor allem auf die Sorge für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und geflüchtete Frauen. „Eine ehrenamtliche Vormundschaft ist möglich, man geht über Jahre eine persönliche Beziehung ein. Besser kann man zu Integration nicht beitragen.“