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Jahrestagung 69 Schiedsleute - wenige, aber noch genug

69 Schiedsleute schlichten ehrenamtlich in 26 Schiedsstellen Streitigkeiten, die sich zumeist zwischen Nachbarn abspielen

Von Egmar Gebert 17.11.2015, 00:01

Stendal l Mit einer Schweigeminute für die Terroropfer von Paris begann die Jahresversammlung der Schiedsleute der Bezirksvereinigung Stendal am Sonnabend. Den Frauen und Männern aus den Bereichen Stendal, Osterburg, Gardelegen und Salzwedel, die mit ihrem Wirken zu friedlichen Konfliktlösungen zwischen Menschen beitragen, war diese Minute ehrenden Gedenkens Herzenssache.

69 Schiedspersonen zählt die Stendaler Bezirksvereinigung, die in 26 Schiedsstellen arbeiten, dort im vergangenen Jahr 87 Fälle verhandelten. Die Erfolgsquote, das heißt die Verhandlungen, die mit einer Einigung der Parteien vor dem Schiedsgericht enden, liegt bei 55 Prozent. Beigelegt wurden vor allem Nachbarschaftsstreitigkeiten. Die Palette der Konflikte reicht von Hausfriedensbruch und Beleidigung über die Verletzung des Briefgeheimnisses bis zu Bedrohungen oder auch Körperverletzungen.

Was es braucht, um hier schlichten zu können, stellte Haide Sonnenberg, Vizepräsidentin des Landgerichts Stendal und einer der Gäste dieses Jahrestreffens, in den Mittelpunkt: Die Fähigkeit und Bereitschaft, sich in die Probleme der Menschen hineinzudenken und deren Konflikte untereinander zu lösen, oder ihnen Lösungswege aufzuzeigen. „Sie alle tun das mit großem Einfühlungsvermögen und Geduld. Dafür Respekt und Anerkennung.“

Dem schloss sich Klaus Hüttermann, Direktor des Salzwedeler Amtsgerichtes, gern an. Er legte den Schiedsmännern und -frauen nahe, sich mit Blick auf die Zukunft verstärkt der Nachwuchsarbeit zu widmen. „Ich würde mich freuen, wenn ich bei jeder dieser Jahresversammlungen neue Schiedspersonen sehen dürfte, an die Sie Ihre Erfahrungen weitergeben können.“

Eine Steilvorlage für den Landesvorsitzenden Joachim Gülland. Hatte die Bezirksvereinigung Stendal vor fünf Jahren noch 81 Schiedspersonen, seien es aktuell noch 69. Deutlich weniger, aber noch immer genug, so Gülland. Allerdings habe das und der Wegfall von Schiedsstellen zur Folge, dass die Schiedsgerichte für immer mehr Einwohner zuständig wären. „Pro 25 000 Einwohner sollte es eine Schiedsstelle geben. Inzwischen gibt es aber auch Städte, in denen eine Schiedsstelle für 70 000 Einwohner zuständig ist. Das ist nicht im Sinne des Erfinders.“

So war dann die Nachwuchsgewinnung nach der Jahresrückschau des Bezirksvereinigungsvorsitzenden Friedrich Kersten und dem Bericht der Schatzmeistrin Renate Runow auch einer der Diskussionspunkte der Tagung. Wünschenswert wäre, so schlug Birgit Bromann – selbst seit mehr als 20 Jahren Schiedsfrau – vor, an der Schiedsarbeit interessierten Frauen und Männern unkompliziert, natürlich bei Wahrung der Verschwiegenheitspflicht, Einblick in die Arbeit einer Schiedsstelle zu ermöglichen. Nach solchen Möglichkeiten will die Bezirksvereinigung nun mit Unterstützung der Amtsgerichte suchen.

Zum Abschluss der Jahrestagung 2015 wurden die Delegierten der Schiedsleute-Bezirksvereinigung Stendal für die Bundesvertreterversammlung 2016 gewählt. Sie findet am 23. und 24. September 2016 in Gelsenkirchen statt.Die Vertreter der Schiedsmänner und -frauen aus der Altmark werden Birgit Bromann aus Klötze und Wilfried Köhler aus Stendal sein.