1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Integration in Tangerhütte läuft gut

Flüchtlingskinder Integration in Tangerhütte läuft gut

Die Kinder von geflüchteten Familien aus Syrien und Afghanistan sind in den Schulen der Region angekommen.

Von Birgit Schulze 19.11.2015, 00:01

Tangerhütte l Über die aktuelle Situation Geflüchteter in der Einheitsgemeide Stadt Tangerhütte informierte Bürgermeister Andreas Brohm jetzt im Sozialausschuss. Dabei ging er nicht nur auf die derzeit 39 Menschen in kommunalen Wohnungen(Tangerhütte und Lüderitz) ein, sondern erstmals auch auf die neue „Durchgangsunterkunft“ in der ehemaligen LB-Schule in Tangerhütte.

Dort waren vor etwa zwei Wochen die ersten Flüchtlingen eingezogen, sie wurden wenige Tage später bereits auf Wohnungen im Landkreis verteilt. Untergebracht werden die Menschen in Vier- bis Zehnbettzimmern, die mit Betten, Spinden, Tischen und Stühlen eingerichtet sind. Bis Mittwoch dieser Woche sollten auch die nächsten 71 Flüchtlinge, die vor allem aus Syrien stammen, in Wohnungen beziehungsweise der Unterkunft Möringer Weg in Stendal untergebracht sein. „Es läuft gut vor Ort, auch ein Sozialarbeiter ist von morgens bis abends vor Ort“, fasste Brohm zusammen.

Gut angelaufen ist auch die Beschulung der Kinder der Flüchtlingsfamilien in der Einheitsgemeinde. Fünf Kinder besuchen derzeit die Tangerhütter Grundschule „Am Tanger“, zwei die Gemeinschaftsschule „Wilhelm Wundt“ und ein Kind die Grundschule in Lüderitz. Ältere Kinder besuchen inzwischen die berufsbildenden Schulen in Stendal.

Für Norbert Grewatsch, Schulleiter der Gemeinschaftsschule in Tangerhütte war das Thema Flüchtlingsbeschulung bis zum Sommer noch überhaupt keines. Inzwischen sind ihm zehn neue Schüler angekündigt worden, für die auch zusätzlicher Deutschunterricht gebraucht wird. Lehrerin Dagmar Friedrich organisiert den freiwillig an der Schule, derzeit für die ersten zwei Schüler in den Klassen fünf und sechs. In Fächern wie Ethik oder Englisch werden sie aus den Klassen herausgenommen und bekommen intensiven Sprachunterricht. „Das wichtigste Ziel ist, dass diese Kinder Deutsch lernen“, sagt er. Der Kontakt zu den Betreuungspersonen und auch zur Verwaltung der Einheitsgemeinde, wo Hilfe für die Flüchtlingsfamilien koordiniert wird, sei ein sehr guter.

Auch eine kommunale Wohnung in Uetz steht noch bereit. Neue Wohnungen in der Einheitsgemeinde seien bislang nicht gemeldet worden, so Brohm. Seit Wochen arbeitet das „Netzwerk neue Nachbarn“ auf Hochtouren, für diese von vielen Engagierten getragene Integrationsarbeit wird Tangerhütte immer wieder gelobt. Auch Ideengeber Andreas Brohm dankt allen Beteiligten.

In Lüderitz habe sich Ortsbürgermeisterin Edith Braun inzwischen selbst um eine Beschäftigung für die Eltern der dort untergebrachten Familie Jemo gekümmert, wie sie im Ausschuss berichtete. Im Rahmen des Asylbewerberleistungsgesetzes (Arbeitsgelegenheit für 1,05 Euro pro Stunde) habe sie beim Sozialamt einen Zuschuss beantragt, um die Eltern im grünen Bereich in Lüderitz einsetzen zu können.

„Die Kinder gehen zur Schule und die Eltern sitzen zu Hause.“, erklärte Edith Braun ihre Motivation, über eine solche Beschäftigung Integration und Akzeptanz im Ort zu befördern. „Ich gehe davon aus, dass sie das auch machen wollen, wir fangen jetzt damit an.“ Auch in Tangerhütte gebe es bereits Bestrebungen, zwei Erwachsene im Sportverein SV Germania zu beschäftigen – eben auch für die 1,05 Euro, die Asylbewerber hinzu verdienen dürfen. Ortsbürgermeister Gerhard Borstell hatte diese Idee kürzlich beim Gespräch mit Innenminister Holger Stahlknecht in Tangerhütte aufgenommen.

Von Anfang an im „Netzwerk neue Nachbarn“ und für die Flüchtlingshilfe aktiv ist aber auch der „Arbeiter-Samariter-Bund“ (ASB) in Tangerhütte. Neben dem Sammeln und Ausgeben von Spenden hat sich der Regionalverband jetzt auch das Einrichten eines Begegnungsraumes vorgenommen. Dafür soll ein Nebenraum der bisherigen ASB-Begegnungsstätte in der Bismarckstraße umgenutzt werden. Auch eine Fahrradwerkstatt oder eine Art Reparaturcafé (nicht nur für Fahrräder) seien angedacht, informierte ASB-Projektkoordinator Bodo Strube.

„Fahrräder werden fast täglich nachgefragt“, erklärt er und bittet um Spenden, auch von defekten Rädern. „Es wird jedes Rad angenommen, auch Fahrradteile“. Ein Vater aus einer der neu zugezogenen Flüchtlingsfamilien in Tangerhütte wolle sich mit dem Reparieren der Räder beschäftigen, aber auch Unterstützer mit handwerklichem Geschick seien willkommen. Bedarf für die „neuen Nachbarn“ in Tangerhütte und Lüderitz gebe es aber auch in Sachen Winterbekleidung. Schuhe, Jacken und Ähnliches können im Spendenlager des ASB, in der Bismarckstraße abgegeben werden. Die Spendenbereitschaft sei sehr hoch, sagt Strube.

Weil das bisherige Lager vor allem für die Hochwasserbetroffenen ausgelegt war und die Spendenbereitschaft mit der Flüchtlingswelle ansteigt, soll nun ein weiteres Lager in Tangerhütte eingerichtet werden. Der Landkreis habe dafür die alte Turnhalle des seit Jahren leer stehenden altmärkische Gymnasiums zur Verfügung gestellt. Größere Möbelstücke wie Schrankwände oder Sofagarnituren können derzeit aus Kapazitätsgründen nicht mehr angenommen worden. Kleinmöbel, Elektrogeräte und ähnliches werden aber nach wie vor gebraucht.

Für ihr ehrenamtliches Engagement im Spendenlager des ASB möchte Bodo Strube Christel Bönisch, Christa Wolfin, Inge Harsdorf, Doris Hofmann und Monika Arms danke sagen. Wer Dinge spenden oder Unterstützung vor Ort anbieten möchte, kann sich beim ASB vorab unter 03935/95 58 80 melden.