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Tastmodell Nichts zu sehen und zu tasten

In Stendal soll ein Tastmodell am Winckelmannplatz ab 2016 aufgebaut werden.Die Erstellung verzögerte sich.

Von Thomas Pusch 10.12.2015, 00:01

Stendal l Wer Leer besucht, der entdeckt dort auch ein Tastmodell, das das Tor Ostfrieslands im Kleinformat zeigt. Ein solches Modell, mit dem vor allem sehbehinderte Besucher und Einheimische die Stadt erleben können, soll auch am Winckelmannplatz entstehen. Das kündigte der damalige Rotary-Club-Präsident Kay Timm bereits bei der Eröffnung des neugestalteten Winckelmannplatzes im Dezember 2013 an. Bis 2015 sollte das Modell fertig sein. Nun neigt sich das Jahr dem Ende entgegen, von dem Werk ist nichts zu sehen oder zu tasten.

„Es gab technische Probleme“, erklärte Bildhauer Egbert Broerken gestern im Gespräch mit der Volksstimme. Von dem Soester Künstler stammen auch das ostfriesische Tastmodell und viele weitere in Deutschland, beispielsweise in Berlin und München, auch ein Einzelmodell vom Mainzer Dom. Mehr als 100 Modelle sind es insgesamt. Einzelne Werke gibt es auch in den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz.

Vor über 20 Jahren begann Broerken mit der Fertigung bronzener Blinden-Stadtmodelle, angeregt durch die Rotary Clubs von Münster. Mit Schülern und Lehrern der Westfälischen Blindenschule in Soest entwickelte er die optimale Tastbarkeit der Modelle und mit der Bronzegießerei ein spezielles Verfahren für die filigranen Erläuterungen in Blindenschrift.

Nun habe es noch einmal eine neue Absprache mit dem Rotary-Club gegeben, mittlerweile sei er dabei, das Modell fertigzustellen, sagte Broerken. Im Frühjahr kommenden Jahres soll es in Stendal aufgestellt werden.

Dann wird es sich um gut ein Jahr verspätet haben. Bei einem symbolischen Startschuss hatte Timm Anfang 2014 die Fertigstellung in einem Jahr angekündigt. Mitte dieses Jahres hieß es aus Rotarier-Kreisen, dass das Projekt aus persönlichen Gründen auf Eis gelegt worden sei. Schon damals bestritt das Broerken. „Wir sind dabei“, äußerte er sich gegenüber der Volksstimme und kündigte das fertige Modell für den Herbst an. Nun kamen noch einmal technische Gründe dazwischen.

Aber im Frühling soll es dann wirklich möglich sein, auf Fingerkuppen im Maßstab 1:800 durch die Stadt zu gehen. „Das haben wir so in einem neuen Vertrag fixiert“, sagte gestern der aktuelle Club-Präsident Karl-Friedrich Reckling im Gespräch mit der Volksstimme. Der Rotary-Club bleibe am Ball und sei sehr interessiert, dass das Modell so bald wie möglich steht.

Der Bronzeguss soll eine Fläche von 105 mal 170 Zentimetern einnehmen. Für das Modell investiert der Rotary-Club rund 30 000 Euro, für den Sockel sind weitere 5000 bis 10 000 Euro fällig.