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Prozessauftakt Angeklagter bestreitet Schläge

Aussagekomplott oder Schläge aus Eifersucht? Darum geht es in einem Prozess voll widersprechender Aussagen vor dem Amtsgericht Stendal.

Von Wolfgang Biermann 21.12.2015, 23:01

Stendal l Ein 27-Jähriger aus der Region Osterburg ist angeklagt, am Abend des 25. Oktober vorigen Jahres auf dem Herbstfest der Abiturklasse in der Lindensporthalle der Biesestadt eine heute 18-Jährige und einen 25-Jährigen geschlagen zu haben. Die junge Frau trug als Folge – das belegen Polizeifotos – ein sogenanntes Monokelhämatom davon, landläufig „Veilchen“ genannt. Und zudem einen Nasenbeinbruch. Der Kumpel erlitt laut Anklage ein Schädel-Hirn-Trauma und einen Hörsturz mit vorübergehendem Verlust der vollen Hörstärke. Mit der 18-Jährigen hat der Angeklagte vor Gericht im September einen zivilrechtlichen Vergleich über die Zahlung von 1500 Euro geschlossen.

Um „endlich Ruhe zu haben“ und ohne Anerkenntnis einer Schuld, sagte er jetzt vor dem Strafrichter aus. Zur Sache gab er an, auf dem Fest gewesen zu sein. Es habe eine Schubserei gegeben, mit wem wisse er nicht mehr. Geschlagen hätte er aber niemanden. Er räumte aber eine Vorgeschichte ein. Demnach hat er den 25-Jährige kurz vor dem Tatabend quasi in flagranti mit seiner damaligen Freundin, noch dazu in seiner eigenen Wohnung erwischt. Der Richter baute dem Angeklagten sprichwörtlich goldene Brücken: Wenn es etwas zu gestehen gebe, sollte er es für ein milderes Urteils tun – vor Vernehmung der Zeugen.

 Doch nach Beratung mit seiner Verteidigerin blieb der 27-Jährige bei seinen Angaben. Als Zeugin sagte sodann die 18-Jährige aus, dass sie sich mit dem anderen späteren Opfer nahe der Tanzfläche unterhalten habe. Plötzlich sei der ihr bis dahin unbekannte Angeklagte angelaufen gekommen, habe ihr einen Faustschlag versetzt und sei dann auf den 25-Jährigen los. Der bestätigte: „Aus der Menge heraus“ habe der Angeklagte mit der Faust erst seiner Gesprächspartnerin und dann ihm einen Schlag verabreicht. Vor der Polizei hatte er ausgesagt, vom Ellenbogen des Angreifers getroffen worden zu sein. Er könne sich nicht mehr genau erinnern, das sei schließlich schon über ein Jahr her, erklärte der Zeuge. Er wolle mittels Anwalt noch zivilrechtlich gegen den Angeklagten vorgehen.

Eine Zeugin (17), offensichtlich aus dem Lager der beiden Opfer, bestätigte deren Angaben. Ein 26-Jähriger und ein 29-Jähriger, beide waren mit dem Angeklagten auf dem Fest, gaben an, dass sie keine Schläge beobachtet hätten, an denen ihr Freund beteiligt gewesen sei. Weitere Zeugen sollen in der Prozessfortsetzung am 8. Januar gehört werden. Dann ist auch das Urteil zu erwarten.