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Feiertagsdienst Ein toller Beruf, auch Heiligabend

Es gibt hunderte Menschen in und um Stendal, für die Weihnachten anders aussah als gemeinhin üblich. Kirsten Vogel ist eine von ihnen.

Von Egmar Gebert 28.12.2015, 00:01

Stendal l 24. Dezember 2015, 13.30 Uhr. Er stellt den Weihnachtsbaum auf, die Kinder helfen beim Schmücken. Sie ist in der Küche beschäftigt. Das Essen duftet aus der Backröhre.

So oder nicht sehr viel anders hätte der weihnachtliche Startschuss in der Familie von Kirsten Vogel ausgesehen, wenn sie nicht genau zu dieser Zeit ihren Spätdienst auf der Intensivstation des Stendaler Johanniter-Krankenhauses hätte antreten müssen.

„Müssen“? Ein Wort, das – wie man ihm nachsagt – negativ besetzt ist. Nicht so für die 45-jährige Krankenschwester, die vor 24 Jahren ihre ersten Berufs- erfahrungen in diesem Krankenhaus sammelte und die stolz darauf ist, inzwischen bereits zwölf Jahre auf der Intensivstation „ihres“ Krankenhauses zu arbeiten. Nein, für Schwester Kirsten ist das heute kein Muss. „Ich wollte diesen Dienst machen. Die jüngeren Muttis sollen an so einem Tag bei ihren Kindern sein. Ich kam ja selbst viele Jahre in den Genuss, als Mutter kleiner Kinder Heiligabend zu Hause sein zu können.“

Inzwischen sind ihre Jungs diesem Alter entwachsen. „Der Große studiert und der Kleine ist auch schon 16.“ Was nicht heißt, dass sie keine Lust mehr auf Weihnachten in Familie hätten. Im Gegenteil. Es gibt auch für die Vogel-Jungs wohl kaum Schöneres. Nur der Ablauf ist eben ein klein bisschen anders. Der Baum stand schon am Vormittag, die bunten Teller waren bestückt, die Geschenke verpackt, bevor Kirsten Vogel sich auf den Weg zur Arbeit machte. „Das ist alles planbar, gar kein Problem“, sagt Kirsten Vogel. Bescherung sei dann eben nach Dienstschluss gegen 22 Uhr. „Und da ich am ersten Feiertag frei habe, können wir den Heiligabend auch schön ausklingen lassen.“

Apropos gemütlich. Im Rahmen dessen, was auf der Intensivstation eines Krankenhauses möglich ist, weht auch hier ein Hauch von Weihnacht über den Flur, läuft leise Weihnachtsmusik oder der Fernseher in den Zimmern der Patienten, verbreitet das Licht darin eine angenehme Stimmung. Die Patienten sollen trotz der intensivmedizinischen Versorgung diesen besonderen Tag, den Heiligen Abend ebenso erleben können. „Darum sind heute auch den ganzen Tag über die Türen für Besucher offen, damit sie zu jeder Zeit zu ihren Angehörigen können, was sonst so ja nicht geht.“

 Weihnachtlich geschmückt ist auch der Aufenthaltsraum des Teams aus zwei Schwestern, zwei Pflegern und einem Arzt (ein weiterer hat Hintergrunddienst), die sich in den Nachmittags- und Abendstunden des 24. Dezember 2015 um zehn Patienten der Intensivstation kümmern. „Wir sind ein sehr gutes Team“, sagt Schwester Kirsten, der auch deshalb und gerade an Tagen wie diesem bewusst wird: „Das ist ein toller Beruf. Ich könnte mir keinen schöneren vorstellen.“