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Kunstprojekt Träume füllen leere Räume

Am Wochenende präsentieren geflüchtete Kinder in Havelberg ein Kunstprojekt. Sie haben eine Woche daran gearbeitet.

Von Nora Knappe 15.01.2016, 00:01

Stendal/Havelberg l „Palast der Geräusche und Bilder“ hat David Lenard das Kunst- und Begegnungsprojekt, das er mit einem guten Dutzend Flüchtlingskindern durchführt, genannt. Das klingt erst einmal befremdlich, irgendwie nach Märchen. Und mit Palast hat das Backsteingebäude „Old School“ in Havelberg eher nichts zu tun. Ein Künstlerpaar hat die beiden leerstehenden Häuser voriges Jahr gekauft, baut sie aus und will sie zu einem Kulturhaus machen – ein Palast also vielleicht in dem Sinne, dass leere Räume mit Träumen gefüllt werden.

„Geräusche und Bilder“ hingegen, um auf den Projekttitel zurückzukommen, sind genau das, was auf die Kinder und Jugendlichen aus Syrien, Irak und Afghanistan hier als Erstes einströmt. Sie sind minderjährig, und ohne Eltern aus ihrer kriegsgebeutelten Heimat nach Deutschland geflüchtet. Und 15 von den insgesamt 151 Minderjährigen im Landkreis Stendal sind vorläufig in einer Einrichtung des DRK in Havelberg untergekommen. „Sie warten dort darauf, dass sie weitervermittelt werden. Da sind wir einfach hingegangen und haben gesagt: Lasst uns was zusammen machen“, erzählt Lenard von den Anfängen. Hinzu kamen Kinder aus Flüchtlingsfamilien in Osterburg.

Die Vision Lenards und seiner Mitstreiter, des Künstlerpaars Wolf Guenther Thiel und Ursula Achternkamp, ist ein Begegnungsraum samt Teestube. Teppich und Samoware wurden gekauft, der Rest soll aus kreativen Ideen und handwerklichem Einsatz entstehen.

In den ersten Tagen wurden alte Kommoden und Möbel zu neuen Sitzgelegenheiten umgearbeitet, die auch kleine Geschichtenfenster enthalten, mit Texten und Graffiti versehen sind. Das Ganze soll wie das Schiffsdeck einer modernen Arche wirken. „Die Kinder bringen die unterschiedlichsten Fertigkeiten mit, alle sind mit Eifer dabei“, sagt Lenard, „und selbst wenn man mit Englisch oder Arabisch-Dolmetscher mal nicht weiterkommt, geht es mit Händen und Füßen erstaunlich gut.“

Am Donnerstag hat er mit den Teilnehmern Tonaufnahmen gemacht. Er möchte von den Kindern wissen, was für Träume sie haben, wie sie sich ihre Zukunft vorstellen, was sie werden möchten. In Havelberg und anderen Orten machen sich die Kinder außerdem auf die Suche nach Geräuschen und Bildern, die dann in die Installation einfließen.

Der einwöchige Workshop, der im Rahmen des Bundesmodellprojekts „Dehnungsfuge – Auf dem Lande alles dicht“ stattfindet, bringt nicht nur geflüchtete Kinder in sinnvollem Tun zusammen, sondern trägt auch dazu bei, dass ein sonst leeres Gebäude allmählich mit Leben erfüllt wird. „Und wie es mit dem Begegnungsraum in der Old School weitergeht, darüber wollen wir uns mit den Gästen am Wochenende gern austauschen“, lädt David Lenard zur Werkschau am Sonnabend und Sonntag in Havelberg ein.

Die Präsentation der Ergebnisse findet an zwei Tagen statt und ist für Gäste offen: Sonnabend, 16. Januar, ab 19.30 Uhr, und am Sonntag, 17. Januar, ab 18 Uhr. Nach der Werkschau gibt es eine Begegnungslounge mit Tee, Essen und Livemusik. Ort: „Old School“, Schulstr. 2, Havelberg.