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Streitschlichter Gemeinsam Lösungen suchen

Lothar Braune aus Osterburg ist seit 25 Jahren Schiedsmann.

Von Donald Lyko 16.01.2016, 02:00

Osterburg l Die Frösche in Nachbars Gartenteich quaken mal wieder laut, die Äste vom Apfelbaum hängen über den Zaun und das Obst fällt herunter. Die Hecke ist viel zu hoch und der Nachbar will sie partout nicht schneiden. Ein neuer Zaun wird gebaut, aber wie, das passt dem Nachbarn nun so gar nicht ... Es gibt ganz viele Anlässe, die das nachbarschaftliche Miteinander auf eine harte Probe stellen – und manchmal nur mit unparteiischer Hilfe gelöst werden können.

Ansprechpartner sind in diesen Fällen die Schiedsstellen, die es in den Städten und Verbandsgemeinden gibt. In bestimmten Rechtsstreitigkeiten muss die außergerichtliche Schlichtungsstelle sogar angerufen werden, weil andernfalls die Klage unzulässig ist.

Lothar Braune ist einer von vielen Frauen und Männern, die sich ehrenamtlich in Schiedsstellen engagieren – und das schon seit vielen Jahren. Mitte November 1990 begann er mit dem Ehrenamt in seiner Heimatstadt Osterburg. Darum wurde er Ende des vergangenen Jahres zum 25-jähriger Dienstjubiläum mit einer Urkunde und einer kleinen Feierstunde im Stendaler Amtsgericht – das betreut die Schiedsstellen in seinem Gerichtsbezirk fachlich – geehrt.

Dass er so lange dabei und seit 2014 auch Vorsitzender der Schiedsstelle in Osterburg ist, begründet der 61-Jährige so: „Ich habe gemerkt, dass man Gutes bewirken kann.“ An der Arbeit als Schiedsmann gefällt ihm, „dass man im Gespräch gemeinsam nach einer Lösung suchen kann“. Es müsse niemand Angst haben vor der Schlichtungsverhandlung, „denn es gibt keinen Richterspruch. Diese Hemmschwelle kann gleich abgebaut werden“, erklärt Lothar Braune. Und natürlich ist Verschwiegenheit das oberste Gebot.

In den meisten Fällen sei es am wichtigsten, dass die beiden Parteien „mal wieder miteinander reden“, dass ihre Sorgen und Nöte sachlich vorgetragen werden. Aus seiner jahrelangen Erfahrung weiß der Diplom-Bauingenieur, der ehrenamtlich für die Partei Die Linke im Osterburger Stadtrat sitzt und sich im Sportverein SV Eintracht Osterburg, Abteilung Volleyball, engagiert, dass die meisten nach der Schlichtung dankbar sind. „Sie grüßen danach noch auf der Straße. Warum auch nicht, wir helfen ja nur, Lösungen zu finden“, fügt Lothar Braune hinzu. „Und in den meisten Fällen ist danach Ruhe, nur wenige gehen wirklich vor Gericht.“ In der Regel gebe es einen Termin für das moderierte, schlichtende Gespräch zwischen den Streithähnen.

Lothar Braune würde sich freuen, wenn sich noch mehr junge Leute für die Mitarbeit in Schiedsstellen finden würden. Zeitlich bekomme man es hin, sagt der Osterburger, der pro Jahr in etwa zwei bis drei Fällen aktiv wird. Und was muss man so mitbringen als Rüstzeug? „Ein offener Typ sein und zuhören können“, antwortet der 61-Jährige. Das fachliche Rüstzeug bekommen die Schiedsleute bei entsprechenden Lehrgängen und Weiterbildungen. Schiedspersonen werden vorgeschlagen und vom Stadtrat beziehungsweise Verbandsgemeinderat bestätigt. Eine Amtszeit dauert fünf Jahre.

Lothar Braune hat mittlerweile in 25 Jahren dafür gesorgt, dass Nachbarn sich wieder in die Augen schauen können und manch unnötiger Prozess vermieden wurde. Dafür hat er im Dezember eine von Justizministerin Angela Kolb-Janssen unterzeichnete Ehrenurkunde bekommen. Die bescheinigt dem Osterburger: „Er trägt mit seinem Ehrenamt zu einer hohen Akzeptanz der dritten Gewalt und der Justiz in Sachsen-Anhalt bei.“