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Arabisch-Kurs Die Sprache von 300 Millionen

Im April beginnt in der Volkshochschule Stendal ein Arabisch-Kurs. Eine junge Ägypterin wird ihn leiten.

Von Nora Knappe 23.01.2016, 00:01

Stendal l Wer Sara El-Tawil in der Erwartung eines arabisch-gefärbten Akzents begegnet, irrt. Aus ihrem schon äußerst flüssigen Deutsch – obwohl sie es erst seit fünf Monaten lernt und die Prüfung im Deutschtest für Zuwanderer noch ansteht – klingt unüberhörbar ein britischer Tonfall heraus. Kein Wunder: Die Eltern der in Kairo geborenen Sara, beide Ärzte, gingen mit ihr, als sie sechs Monate alt war, nach Großbritannien. Erst als die Tochter acht war, kehrte die Familie zurück nach Ägypten. Da hatte sie das Englische längst intus. Und das wiederum macht ihr nun das Erlernen des Deutschen einfacher.

Für die Stendaler Volkshochschule ist Sara El-Tawil ein Glücksfall. Ab April wird sie hier einen Arabisch-Einführungskurs geben – auf Deutsch. „Gerade jetzt, wo so viele Menschen mit Arabisch sprechenden Flüchtlingen zu tun haben, kann es sinnvoll sein, diese Sprache in Ansätzen zu kennen“, sagt Joanna Sannemann, Leiterin der Städtischen VHS. Das sehen wohl auch die ersten Angemeldeten für den Kurs so, die zum Teil in der Verwaltung, zum Teil in der Gemeinschaftsunterkunft arbeiten.

Der Herausforderung sowohl für die Dozentin als auch die Teilnehmer sieht Sannemann gelassen entgegen: „Frau El-Tawil hat die tolle Aufgabe, uns zu zeigen, dass man diese Sprache lernen kann.“ Spezielles Lehrmaterial sei vorhanden, so dass Sara El-Tawil methodisch auf der sicheren Seite ist. An der Universität in Kairo hat sie zwar auch schon unterrichtet, allerdings in Zahnmedizin. Eine Prüfung muss die 27-Jährige im März in Kairo noch absolvieren, dann hat sie ihre Ausbildung als Fachzahnärztin für Prothetik und Implantologie beendet.

Und dann hofft sie, in Stendal oder Umgebung eine Arbeit in ihrer Profession zu finden. Einige bürokratische Hürden dürften der jungen Frau, die die ägyptische Staatsbürgerschaft hat und für Deutschland eine Aufenthaltsgenehmigung, bevorstehen. Aber mit ihrer Aufgeschlossenheit und Weltgewandtheit, ihrem offenen und herzlichen Wesen geht sie die wahrscheinlich geduldig an.

Der Arabisch-Kurs ist für Sara El-Tawil, deren ebenfalls ägyptischer Mann seit zwei Jahren als Kardiologe am Johanniter-Krankenhaus arbeitet und deren dreijährige Tochter mit Begeisterung in den Färberhof-Kindergarten geht, dabei eine gute Möglichkeit, intensiver mit Stendalern in Austausch zu kommen. Dass das für die Teilnehmer zumindest hinsichtlich des Arabischen nicht so einfach sein wird, gesteht sie lachend ein.

Schrift und Aussprache seien gleich schwierig, aber der Vorteil des Arabischen sei der: „Es gibt verschiedene Sprachebenen und -bausteine, so dass man sich auch mit einfachen Vokabeln verständigen kann.“ Arabisch wird von rund 300 Millionen Menschen in 30 Ländern gesprochen. „Und gerade jetzt, da viele Flüchtlinge aus arabisch-sprachigen Ländern kommen, ist es eine ganz wichtige Sprache für die Welt“, sagt El-Tawil. Und um den hierauf möglicherweise folgenden Einwand gleich vorwegzunehmen, fügt sie noch hinzu: „Natürlich müssen die Flüchtlinge auch Deutsch lernen, aber um sich anzunähern und zu verstehen, ist deren Sprache auch wichtig.“

Um das Arabische zu beschreiben, kommt ihr als Erstes ein englisches Wort in den Sinn: sophisticated. Und das birgt mehrere Facetten in sich, die mit nur einem einzigen deutschen Wort schwer zu erfassen sind – raffiniert, kultiviert, anspruchsvoll, aber eben auch: schwierig. Es sei einst die Sprache der Wissenschaften gewesen und sei gleichzeitig „eine sehr poetische, eine magische Sprache“.