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Minus-Bilanz Fähre Ferchland-Grieben in Schieflage

Die Fähre Ferchland-Grieben fährt Jahr für Jahr Verluste ein. Die sie betreibende Gemeinde Elbe-Parey braucht Unterstützung.

Von Christian Jäger 05.02.2016, 00:01

Ferchland/Grieben l Am gestrigen Donnerstag kamen Vertreter von Kommunen, Land und Bund auf Einladung des CDU-Landtagsabgeordneten Detlef Radke zusammen, um über die Zukunft der Elbfähre Ferchland-Grieben zu diskutieren. Eines ist klar: Nur Geld kann die Fähre retten. Klar ist allerdings auch, dass niemand Geld hat. „Die Fähre ist seit Jahren ein Thema, seit wir sie übernommen haben“, erklärte Elbe-Pareys Bürgermeisterin Nicole Golz. Immer wieder liege das Thema auf dem Tisch – und das in Zeiten der Haushaltskonsolidierung, sogar der Haushaltssperre. „Wir haben ein Minus auf dem Konto. Nun gilt es, tätig zu werden.“

Um die Situation zu verdeutlichen, verglich Golz mit dem Jahr 2014 – „einem super Jahr“. Der Verlust betrug nur etwa 15 000 Euro. Das Gegenteil von super war 2015. Es fielen 29 000 Euro Reparaturkosten an und Niedrigwasser zwang die Fähre häufig zum Stillstand, was einen Verlust von 58 000 Euro nach sich zog. Reparaturbedingte Stillstände sind hier mit eingeschlossen.

Durch die personelle Reduzierung auf nur noch einen Fährführer, wurden Einsparungen von etwa 40 000 Euro erzielt. „Aber das reicht nicht“, sagte Golz. Außerdem wurden die Fahrpreise angehoben.

Denis Gruber, 1. Beigeordneter des Landkreises Stendal, erklärte anschließend, dass der südlichsten Fähre des Landkreises eine große Bedeutung beigemessen werde, aber: „Finanziell sind unsere Mittel beschränkt.“ Auch andere Fähren würden nicht bezuschusst, wodurch lediglich „moralische Unterstützung“ zugesichert werden könne.

Bernd Girke als Vertreter des Jerichower Landes schloss zumindest perspektivisch eine Unterstützung nicht aus.

Rita Platte, Ortsbürgermeisterin von Grieben: „Die Fähre ist außerordentlich wichtig, auch für Gewerbetreibende. Und der Tourismus ist in keinster Weise zu unterschätzen.“ All dies mache es notwendig, „gemeinsam an einem Strang zu ziehen“.

Thomas Webel, Minister für Landesentwicklung und Verkehr, scheint bereit dazu. Das Land übernehme 50 Prozent der Nettokosten für die Landrevision, quasi der TÜV der Schiffe. Die wird in diesem Jahr fällig und fast 140 000 Euro kosten.

Sandro Baier, der die Fähre betreut, verdeutlichte die Wichtigkeit der Landrevision beziehungsweise der Reparaturen. „Es dringen geringfügige Mengen Wasser ein.“ Die genaue Ursache sei unklar. Die Landrevision sei eine gute Möglichkeit, dieses Problem abklären zu lassen, aber: „Motoren und Antrieb bereiten uns noch viel größere Sorgen.“ Den Antrieb auf den neuesten Stand zu bringen, würde zwischen 70 000 und 80 000 Euro kosten.

Alle Beteiligten sicherten zu, ihr Mögliches zu tun, um die Gemeinde Elbe-Parey zu unterstützen.

Nach der Versammlung redete Nicole Golz separat mit Griebens Ortsbürgermeisterin Rita Platte. Die Kommunikation sei zuletzt eher eingefroren. „Wir müssen uns wieder annähern“, sagte Golz. „Und ich mache gern den ersten Schritt.“ Es solle nun beispielsweise per kurzem Dienstweg mitgeteilt werden, wenn die Fähre nicht verkehren kann. So ersparen sich Rad- oder Autofahrer aus Richtung Grieben einen unnötigen Weg.

Dass niemand mit Geldkoffern zur Versammlung kam, um für die schwarze Null in Sachen Fähre zu sorgen, überraschte die Elbe-Parey-Bürgermeisterin nicht. Viel wichtiger sei es für sie, dass die Landkreise die Bedeutung der Fähre anerkennen. „Denn das wurde mir gegenüber noch nie so erklärt.“ Hoffnungen legt sie auch in die Aussagen Girkes, dass nächstes Jahr vielleicht Unterstützung möglich sein könnte. Nicole Golz wird nicht vergessen, ihn daran zu erinnern.

Verkehrsminister Webel ließ sich immerhin die Telefonnummer von Nicole Golz geben. Auch in diese Richtung scheint der Dienstweg kürzer zu werden. Bürgermeisterin Nicole Golz: „Ich habe zumindest etwas Hoffnung mitgenommen.“