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Räuber vor Gericht Brutaler Überfall auf Ladenbesitzer

Vor dem Stendaler Landgericht geht es um einen Fall von versuchtem schweren Raub, bei dem auch Schüsse gefallen seien.

Von Wolfgang Biermann 08.02.2016, 23:01

Stendal l Der Mann aus Litauen ist angeklagt, zusammen mit einem unbekannt gebliebenen Mittäter am Morgen des 22. August vorigen Jahres ein Schmuck- und Uhrengeschäft im Stendaler Schadewachten überfallen und das Besitzerehepaar brutal attackiert zu haben, wobei auch zwei Schüsse fielen. Ob echte Waffen verwendet wurden, blieb beim Prozessauftakt ungeklärt.

Einer der Täter, dabei handelt es sich offenbar um den flüchtigen Mittäter, soll unvermittelt nach dem Betreten des Geschäftes „mit einem harten Gegenstand“ mindestens drei Mal auf den Kopf des Ladeninhabers eingeschlagen haben. Am Boden liegend, ist der Geschäftsmann laut Anklage weiter geschlagen und getreten worden. Ihm gelang es dennoch, den Alarmknopf zu betätigen. Im Zuge dessen soll er von dem zweiten Täter zumindest einen Schlag abbekommen haben.

Als er versuchte, an seine in Ladentischnähe befindliche Schreckschusswaffe zu gelangen, soll einer der Täter aus einem kurzläufigen Revolver zwei Schüsse abgegeben haben, berichtete der Geschäftsinhaber. Augenscheinlich stand der schmächtig wirkende 57-Jährige noch unter dem Eindruck des Geschehens. Er bekam bei seiner Aussage Beistand von Christel Stoldt vom Opferhilfeverein Weißer Ring.

Weil seine Schreckschusswaffe nicht durchgeladen gewesen sei, habe er nicht schießen können, gab er weiter an. Die Ehefrau hatte vom Büro aus durch eine Glasscheibe verfolgt, wie ihr Mann von den Angreifern attackiert wurde.

„Mein Mann lag am Boden, rings um war Blut verspritzt. Eine Person schlug permanent auf ihn ein.“ Sie habe versucht Hilfe zu holen, sei aber von einem der Täter an der Tür abgefangen worden. Der habe sie eingeholt, geschlagen und zu Boden gedrückt und sie weiter geschlagen und getreten, sagte die zierliche 53-Jährige gestern aus – ebenfalls im Beisein eines Zeugenbeistandes. Einer der Täter hatte wohl noch zur Kasse gegriffen, war aber wie sein Komplize nach Ertönen des Alarmes ohne Beute geflüchtet.

„Das war eine eiskalte Person“, beschrieb der Ladeninhaber den Haupttäter. Im Angeklagten erkannte er diesen jedoch nicht wieder, seine Frau auch nicht. Das Ehepaar war notärztlich vor Ort und im Krankenhaus versorgt worden. Die 53-Jährige erlitt unter anderem zwei Rippenbrüche, einen Knochenbruch am Kopf sowie diverse Prellungen und Hämatome. Noch heute habe sie Schmerzen im Gesichtsbereich, sagte sie. Der Ladenbesitzer hatte blutende Platzwunden am Hinterkopf sowie Hämatome an Händen, Armen und Beinen.

Zeugen hatten versucht, die über einen Supermarkt-Parkplatz in Richtung Südwall flüchtenden Täter einzuholen und festzuhalten. Zeitweise gelang es ihnen auch, einen der Räuber zu fixieren. Er konnte sich aber losreißen und entkommen, berichtete ein 23-Jähriger, der zufällig in Tatortnähe war.

Auf von der Polizei vorgelegten Fotos hatte er den Angeklagten wiedererkannt. Der war Stunden später auf einem Firmengelände festgenommen und inhaftiert worden.

Bei der Polizei hatte er die Tatbeteiligung gestanden. Im Gericht schweigt er bislang, entschuldigte sich gestern aber bei dem Ehepaar: „Ich bereue meine Handlung.“ Das ganze Geschehen dauerte wohl keine drei Minuten, wie aus einem Video der Überwachungskamera am Supermarkt-Parkplatz hervorging. Der überfallene Ladenbesitzer erkannte auf diesem Video die Täter wohl wieder, allerdings waren die Bilder zu ungenau für eine Identifizierung.

Der Prozess wird am 19. Februar fortgesetzt und das Urteil am 10. März erwartet. Fünf Jahre Haft sieht das Gesetz laut Gerichtssprecher Michael Steenbuck für schweren Raub mit Waffen als Mindeststrafe vor. „Wir sind erleichtert, dass wenigstens einer der Täter vor Gericht steht. Vielleicht gelingt es ja anhand der Spuren noch, den zweiten zu erwischen. Dann können wir endlich damit abschließen“, sagte das überfallene Ehepaar nach dem Prozessauftakt auf dem Gerichtsflur. Zu holen sei im Geschäft nichts Wertvolles gewesen: „Wir haben nur Schmuck und Uhren der unteren Preisklasse.“