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Dorothea Frederking Energie durch Obst und Bewegung

Die Volksstimme stellt die Direktkandidaten im Wahlkreis 4 (Stendal) vor. Heute: Dorothea Frederking (Bündnis 90/Die Grünen).

Von Thomas Pusch 17.02.2016, 14:22

Magdeburg/Stendal l Wer Dorothea Frederking besucht, bekommt ein kostenloses Kardiotraining gleich dazu. Die Grüne-Landtagsabgeordnete wohnt im vierten Stock eines Hauses ohne Fahrstuhl. Das bedeutet Treppensteigen und das passt auch zu Frederking. „Ich achte darauf, mich regelmäßig zu bewegen“, sagt sie. Sportlich bedeutet das eher schwimmen als joggen, aber sie nutzt eben auch die Bewegungsmöglichkeiten im Alltag. So geht sie denn auch im Magdeburger Landtag lieber ein paar Stufen als den Fahrstuhl zu benutzen.

Das Gespräch mit ihr findet in der Küche statt. Dort, wo redensartlich die Politik ihre Wurzeln hat, und in diesem Fall zahlreiche von ihr entworfene und von einem Tischler angefertigte Möbel für Gemütlichkeit und optimale Raumausnutzung sorgen, hat sie auf dem Küchentisch einige Fotoalben ausgebreitet.

„Fotos ziehen sich wie ein roter Faden durch mein Leben“, sagt sie. Sie stellt Alben zusammen, komponiert Collagen. Sehr gerne fotografiert sie Menschen, inszeniert sie dann in der Szenerie, um sie besonders gut aussehen zu lassen. Auslöser für diese Leidenschaft war Ende der 80er Jahre ein Mitbewohner ihrer WG im Berliner Stadtteil Kreuzberg. Er fotografierte und entwickelte selbst, riet ihr, es doch auch mal auszuprobieren. Sie studierte an der Technischen Universität Lebensmittelchemie. 1987 fanden die ersten Randale am 1. Mai statt, Autos und Geschäfte brannten, Autonome lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei, die sich sogar für einige Stunden aus dem Stadtteil zurückzog. Frederkings Wohnung war nicht weit entfernt vom brennenden Bolle-Supermarkt, aber weit genug.

„Ich war damals noch nicht politisch engagiert“, erinnert sie sich. Kreuzberg war für sie vor allem ein ungewöhnlicher Ort am Rande West-Berlins, in dem die Mauer nie weit weg war. Freiflächen wurden zum Grillen genutzt, waren wie ein Riesenspielplatz.

Auch aus dieser Zeit gibt es Fotos in den Alben. Die sind allerdings gleich neben Bildern aus anderen Jahrzehnten oder von ganz anderen Orten. So klebt der Görlitzer Bahnhof im alten West-Berlin neben der FDGB-Meerwasser-Schwimmhalle in Kühlungsborn. Fotoalben können Grenzen überwinden. Und Erinnerungen wachrufen. Alles ist fein säuberlich beschriftet, macht so das Durcheinander doch wieder übersichtlich. „Das ist doch auch viel besser, als wenn man zehn Seiten hintereinander Sommerurlaub hat“, findet Frederking.

Auch Bilder von Kuba sind dabei. Von den Privatreisen mit ihrem Mann. Im vergangenen Jahr war sie als Vertreterin der Energiegenossenschaft Helionat Mitglied einer Wirtschaftsdelegation, die mit Wirtschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) nach Kuba reiste. „Die Menschen dort stehen vor einem Neuanfang und da ist es doch gut, gleich für saubere Energie zu werben“, entschuldigt sie sich fast dafür, einmal nicht als Abgeordnete unterwegs gewesen zu sein. Kuba hat sie beeindruckt – durch seine Schönheit, den nicht verblassenden Charme der 50er Jahre, aber auch durch die Armut. „Die Menschen bekommen dort nach wie vor Lebensmittelkarten, aber die reichen nicht aus“, nennt sie ein Beispiel. Besonders beeindruckt – und zwar durch und durch positiv – war sie von einem Auftritt Roberto Blancos beim Besuch der Deutschen Botschaft. „Der kann wirklich ganz toll singen“, schwärmt sie.

Ein Gespräch in der Küche legt auch das Thema Ernährung nahe, Frederkings Studium ohnehin. „Die Erzeugung von Lebensmitteln gehört doch zum Leben einfach dazu“, sagt sie. Auf dem Land – „in einem kleinen Dorf in Ostwestfalen“ – ist sie ohnehin mit gesunder Ernährung aufgewachsen. Im Garten habe es viel Obst und Gemüse gegeben, allerdings sei auch viel Fleisch und Obst gegessen worden, letztlich aber alles ausgewogen. Zum Pausenbrot gehörte immer das Stück Obst und auf das mag die Grüne auch heute nicht verzichten. „Da hole ich mir meine Energie her“, verrät sie.

Kraft tankt sie tagsüber auch bei 20-minütigen Kurzschläfchen. Eine Couch gibt es nämlich sowohl in ihrem Arbeitszimmer in Magdeburg als auch im Altmark-Büro und im Landtagsbüro. Mehr als die 20 Minuten dürfen es aber auch nicht sein.

Allerdings braucht Dorothea Frederking diese Pausen, gerade in den jetzigen Zeiten des Wahlkampfes hat sie oft lange Abende, an denen sie voll konzentriert sein muss. Das lässt sie dann auch bei einer der Entweder-oder-Fragen der Volksstimme stutzen. „Wenn ich nach einer Sitzung erst um 2 Uhr ins Bett gekommen und dann um 8 Uhr morgens aufgestanden bin, bin ich dann ein Langschläfer oder Frühaufsteher“, fragt sie. Wie sie sich entschieden hat – siehe Grafik.