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Landtagswahl Suzuki-Fan steht auf Stendal

Zur Landtagswahl am 13. März kandidiert Hardy Peter Güssau (CDU).

Von Volker Langner 24.02.2016, 00:01

Stendal l Genüsslich streckt sich Hardy Peter Güssau in der Nische im „Athos“. Nachdem wir uns begrüßt haben, greift er zum Hefeweizen, nimmt einen Schluck. Seine Privatsphäre wolle er sich bewahren, begründet der Landtagsabgeordnete, warum er für die erbetene „Homestory“ nicht in seine Dachgeschosswohnung eingeladen hat, sondern in das griechische Restaurant.

„Ich habe einen langen Tag hinter mir“, berichtet der Christdemokrat, erzählt von einer Sitzung in Magdeburg, dem Besuch des Landesmusikgymnasiums in Wernigerode und einer Gesprächsrunde im Salzlandkreis. Nun habe er Appetit auf ein Bier und einen guten Happen. „Da bin ich hier richtig. Man kann gut sitzen und sich in Ruhe unterhalten“, sagt Güssau.

Hier am August-Bebel-Park ist der 53-Jährige in seinem Revier. „Der Schwanenteich – vom August-Bebel-Park haben wir nie gesprochen – war meine Spielecke. Hier war ich auf allen Bäumen“, erinnert er sich an seine Kindheit. Der Rolandstadt auf Dauer den Rücken zu kehren, war für Güssau nie ein Thema. Auch nicht, als er in den 80er Jahren an der Berliner Humboldt-Uni sein Studium absolvierte, das er 1989 als Lehrer für Geographie und Sport beendete. „Stendal hat eine kompakte Größe. Es ist alles da. Und – ganz wichtig – hier leben meine Eltern und meine Freunde“, so Güssau. Er kam an die Rudolf-Hildebrand-Schule.

Dann kam der 9. November 1989, der Fall der Mauer, die politische Wende. „Die Wendezeit war einfach nur der Hammer“, blickt Güssau zurück, der von sich sagt, er habe sich schon immer für Politik interessiert. So ging er auf die Straße, war bei den Demonstrationen für Freiheit und gesellschaftliche Veränderungen dabei. Am 17. Juni 1990 schloss er sich der CDU an. „Die Wende haben wir Ossis gemacht. Helmut Kohl hat diese Chance genutzt und die Tür aufgemacht. Er ist der Kanzler der deutschen Einheit. Diese Einheit wollte ich, keinen Sonderweg, wie ihn anderen Parteien sich wünschten“, erklärt er diesen Schritt.

1998 sei er gefragt worden, ob er sich ein Engagement im Stendaler Stadtrat vorstellen könne. Er konnte, kandidierte und zog 1999 in das Gremium ein. Auf Landesebene startete er 2006 durch, als er sich im Wahlkreis Stendal das Direktmandat für den Landtag sicherte. Diesen Erfolg wiederholte er fünf Jahre später. Nach einer Entscheidung gefragt, auf die er besonders stolz ist, antwortet er nach kurzem Überlegen: „Der Mopedführerschein mit 15.“ Fahrlehrer Norbert Kammrad, der Ortsbürgermeister in Groß Schwechten und Stendaler Stadtrat ist, hatte die Anregung gegeben. „Ich habe es im Verkehrsausschuss zur Sprache gebracht, mit Verkehrsminister Thomas Webel geredet. Wir haben mit der SPD gesprochen, die den Vorstoß mitgetragen hat. Seit 2013 haben etwa 2600 Jugendliche in Sachsen-Anhalt den Führerschein mit 15 Jahren gemacht. Damit wurde die Mobilität im ländlichen Raum erhöht. Und ich war der Initiator“, erzählt Güssau. Für ihn ist das aber auch ein Lehrstück in Sachen Parlamentarismus. In Brandenburg sei die gleiche Gesetzesvorlage, die auf „meinen Unterlagen“ fußte, gescheitert, weil die CDU keine Mehrheit dafür finden konnte.

Mit ein wenig Stolz erzählt der Stendaler aber auch, wie er seiner eigenen Fraktion einst beim Finanzausgleichgesetz die Gefolgschaft versagte. Er wie weitere Landtagsabgeordnete aus der Altmark hätten es für falsch gehalten und dagegen gestimmt. „Das Gesetz kam zwar dennoch durch, wurde aber recht schnell novelliert. Ich hatte also Recht“, merkt er spitzbübisch an. Er sei froh, unabhängig zu sein. Er sei kein Berufspolitiker. „Kreißsaal, Hörsaal, Plenarsaal ist nicht gut. In die Politik gehören Leute mit Lebenserfahrung und mit Berufserfahrung.“

Dazu zählt er sich. In der Landespolitik möchte er weiterhin mitmischen – auch wenn der Politbetrieb nicht ohne sei. Für Hobbys hat Güssau wenig Zeit. Zumal er eine Fernbeziehung führt, wie er erzählt. Da seine Freundin im Brandenburgischen zu Hause ist, hat er die dortige Seenlandschaft für sich entdeckt. „Am Wasser zu sitzen und zu lesen, ist für mich Entspannung pur.“ Die zieht ihn auch immer wieder nach Fuerteventura, wenn „das schlechte Wetter aufs Gemüt schlägt“ oder die Akkus nachgeladen werden müssen.

Der Landtagsabgeordnete fährt aber nicht nur auf Ruhe ab, sondern ebenso auf PS-starke Motoren. Mit seiner Suzuki geht er gern auf Tour. Die nächste größere ist für das Frühjahr geplant und soll unter anderem nach Österreich, Ungarn und Slowenien führen.

Keinen Hehl macht er daraus, dass er sich aber zuvorderst in Stendal wohl fühlt. Die Stadt sei eine „Perle“. Darauf sollten die Einwohner stolz sein. Mit Glänzen in den Augen erzählt er, dass er vom Balkon seiner Wohnung alle Kirchen der Stadt sehen kann. Die Wohnung steuert er nach einem langen (politischen) Arbeitstag und dem ausführlichen Gespräch mit der Volksstimme an, nachdem er sein Hefeweizen geleert hat.