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Grüne Damen Immer ein offenes Ohr für Patienten

Seit 20 Jahren unterstützen am Johanniter-Krankenhaus Genthin-Stendal Grüne Damen und Herren die Patienten.

Von Anne Toss 25.02.2016, 00:01

Stendal l Grüne Damen und Herren sind aus dem Alltag der Ärzte, Pfleger und Patienten des Johanniter-Krankenhauses Genthin-Stendal nicht mehr wegzudenken. Bereits seit 20 Jahren unterstützen die Ehrenamtlichen als Patientenbesuchsdienst das Pflegepersonal. Und sie bringen dabei vor allem eines mit: Zeit. Aktuell sind 18 Ehrenamtliche in Stendal und Genthin im Einsatz, um den Patienten ihren Krankenhausaufenthalt ein Stück weit zu erleichtern.

„Oft werden wir auf unseren Stationen schon erwartet“, berichtet Rita Antusch, Grüne Dame aus Stendal. „Wir führen Gespräche, laden Telefonkarten auf, kaufen Zahnpasta – erledigen eben all diese Kleinigkeiten, die die Patienten selbst nicht tun können.“

So gehen die Ehrenamtlichen von Zimmer zu Zimmer, ohne sich vorher zu erkundigen, wen sie da genau antreffen. Einige von ihnen sehen auf den ersten Blick, ob ein Patient Besuch bekommt oder alleine ist: „Ich schaue immer, ob es Blumen gibt oder auch andere Säfte“, sagt Eveline Rudolf. Ist das nicht vorhanden, spreche vieles dafür, dass der Patient niemanden hat, der sich um ihn kümmert. Insbesondere in solchen Fällen ist die Dankbarkeit der Patienten über jemanden, der zuhört und hilft, sehr groß. „Diese Dankbarkeit der Menschen, das lässt sich mit Geld nicht aufwiegen“, betont Eveline Rudolf.

Die Ehrenamtlichen suchen sich anfangs ihre Station und den Wochentag, an dem sie Patienten besuchen möchten, selbst aus. „In Stendal sind die Grünen Damen auf zehn Stationen unterschiedlicher Fachrichtungen anzutreffen. An unserem Standort in Genthin auf zwei Stationen“, berichtet Pflegedirektorin Beate Wogawa. Pro Station treffen die Ehrenamtlichen auf zirka 35 Patienten.

Wogawa organisiert außerdem regelmäßig Treffen für die Ehrenamtlichen, denn auch diese sollen über aktuelle Ereignisse am Krankenhaus informiert sein. „Die Grünen Damen werden von den Patienten natürlich auch zu Themen rund ums Krankenhaus angesprochen“, sagt Wogawa, „daher ist es wichtig, dass sie auf dem neuesten Stand sind.“

Patienten erzählten Helmut Höhne, einem von zwei Grünen Herren am Krankenhaus, viele Kriegsgeschichten. „Aber die Jahrgänge, die beispielsweise noch die Elb-Überquerung der Amerikaner miterlebt haben, trifft man nicht mehr. Das war historisch gesehen immer ganz interessant“, erzählt der Stendaler. Jetzt ist ein Gesprächsthema der Fußball. „Ab und zu ist ja mal ein Fußballer dazwischen“, sagt Höhne, „doch dann kommt es natürlich auf den Verein an. Ich bin ja auch für den Blutdruck der Leute im Bett verantwortlich – und für meinen eigenen.“

Mit Humor in die Krankenzimmer hineingehen – das ist zwar enorm wichtig, fällt manchmal aber auch schwer. Denn jeder Patient trägt seine Ängste und Sorgen an die Grünen Damen heran. Und nicht immer können die Patienten das Krankenhaus wieder verlassen. Ivonne Jaeger besucht seit fünf Jahren Krebspatienten auf der Onkologiestation. „Wenn ich aus dem Zimmer gehe, sage ich nicht ‚Alles Gute‘. Ich verabschiede mich immer“, sagt Jaeger. Um die emotionalen Momente besser verarbeiten zu können, ist es deshalb auch für die Ehrenamtlichen wichtig, sich untereinander auszutauschen.

„Die Patienten brauchen Hoffnung, Mut und gute Gespräche – das ist ganz wichtig für sie“, fasst Claudia Wittstruk, Grüne Dame aus Stendal, die zentralen Elemente ihrer Arbeit zusammen.

Um zukünftig noch mehr Zeit für die Patienten zu haben, sind die Ehrenamtlichen auf der Suche nach neuen Mitstreitern. „Man sollte es einfach ausprobieren und man kann ja auch jederzeit wieder aufhören, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben“, sagt Christel Grabies aus Stendal, die seit neuen Jahren dabei ist.