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Gratulation Ein Kantor mit Herz und Charisma

Als Domkantor hat Manfred Schlenker in Stendal zahlreiche Spuren hinterlassen. Zu seinem 90. Geburtstag gratuliert Gitta Paskamp.

Von Nora Knappe 05.03.2016, 00:01

Stendal l Musikalisch gesehen ist Gitta Paskamp mit Manfred Schlenker großgeworden. Und deshalb ist es auch nicht übertrieben, wenn sie sagt: „Er ist wie ein Vater für mich. Er hat bei mir den Grundstein für Musik gelegt. Er war einfach immer da für uns, kann gut mit Kindern umgehen, hat Charisma.“ Und noch mehr Lobesworte findet Gitta Paskamp, wenn sie erst einmal anfängt, über den einstigen Stendaler Domkantor zu erzählen. Am Herzen liegt ihr, die 1957 als siebenjähriges Mädchen in den von ihn geleiteten Kinderchor eintrat und der Stendaler Domkantorei noch heute angehört, ihm zu gratulieren: Am 15. März wird Manfred Schlenker 90 Jahre alt.

Spuren hinterlassen hat Schlenker, der in Berlin geboren wurde und heute im Brandenburgischen lebt, nicht nur im Herzen seiner ehemaligen Chorsänger, sondern auch bei der Erneuerung der Orgel in St. Nikolaus sowie im Repertoire der Domkantorei. „Die Aufführung der Nikolauskantate war ein Höhepunkt der Kurrende“, erinnert sich Paskamp, „und der Domchor singt heute noch Lieder aus seiner Feder, so wie die Kantate ‚Geh aus, mein Herz, und suche Freud‘.“

Manfred Schlenker, der ab 1950 in Halle Kirchenmusik studierte, übernahm 1956 in Stendal die Arbeit mit der Domkantorei. Er baute einen Kinderchor auf, Kurrende, Jugendchor und Domchor. 19 Jahre lang leitete er sie und machte, wie Gitta Paskamp es formuliert, „den Dom zum kulturellen Mittelpunkt der Stadt, was zur damaligen Zeit der tiefsten DDR nicht einfach war“.

Und Manfred Schlenker ist mehr als nur der ehemalige Stendaler Domkantor. Er ist ein bundesweit geschätzter Komponist und Kirchenmusiker, hat Lieder, Motetten, Choräle und Kantaten komponiert, hat Liedsammlungen herausgegeben. Im Evangelischen Gesangbuch tragen acht Kirchenlieder seine Noten-Handschrift. Aber er hat sich, um dann doch den Stendalbezug wieder herzustellen, auch Adam Ileborgh gewidmet. 1998 schrieb er anlässlich der 550-Jahrfeier der Orgelhandschrift des Stendaler Franziskanermönchs zwölf Variationen über ein Liebeslied.

Sein zweiter Nachfolger, der heutige Domkantor Johannes Schymalla, wird gern immer mal mit Manfred Schlenker verglichen – im ganz positiven Sinne. „Es ist der gleiche Typ“, sagt Gitta Paskamp freudvoll-schwärmend, „sehr offen, neugierig auf alles, sehr natürlich.“ Und zwar auch fordernd in den Proben, aber dabei immer freundlich und ausgeglichen.

Schymalla wehrt diesen als Kompliment gemeinten Vergleich bescheiden ab. „Den Schuh will ich mir gar nicht anziehen, und in seine Fußstapfen als Komponist will und kann ich gar nicht treten.“ Was er aber toll finde, sei, „dass er es geschafft hat, diese starke Bindung zu den Leuten hier aufzubauen“. Und er bescheinigt Schlenker unumwunden eine „unheimlich tolle Ausstrahlung, er spricht die Menschen an, ist sehr herzlich“.