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Landtagswahl Güssau und Schulenburg gewinnen

Die CDU kann im Landkreis Stendal ihr Ergebnis nahezu halten und auch bei den Direktkandidaten die Mitbewerber abhängen.

Von Bernd-Volker Brahms 14.03.2016, 10:02

Stendal l Um 19.45 Uhr traten Hardy Peter Güssau und Chris Schulenburg in Stendal in den großen Sitzungssaal des Landratsamtes. Sie nahmen die Gratulationen einer Reihe CDU-Anhänger entgegen. Güssau holte sich zum dritten Mal das Direktmandat in Stendal. Schulenburg holte das Direktmandat im ersten Anlauf in Osterburg-Havelberg.

Aber auch für die CDU-Wahlsieger war der Abend nicht nur von Begeisterung geprägt angesichts einer starken AfD. „Wir müssen die kritisch beobachten, analysieren und Argumente dagegen setzen“, sagte Schulenburg.

Auch wenn sie für sich und auch die SPD insgesamt ein besseres Ergebnis erhofft hatte, lässt sich Polit-Neueinsteigerin Juliane Kleemann nach ihrer ersten Kandidatur nicht entmutigen. „Ich werde nicht fahnenflüchtig. Dazu ist mir das, wofür die SPD steht, zu viel wert“, sagte sie, während sie mit den Genossen des Stendaler Orts- und Kreisvereins in der „Alten Schmiede“ die aktuellen Zahlen im Blick hatte. Sie werde nicht „von Bord gehen, wenn das Schiff leck geht“, kündigte die 46-Jährige an. Sie stehe für „Prozesse zur Verfügung“, wenn die Chance genutzt werden sollte, die in einer Krise steckt.

Mit Wünschen (vielleicht auch Bitten) wie „Bleib bei der Stange“ munterten die SPD-Genossen ihre Stendaler Direktkandidatin auf. Und ein bisschen half auch Humor. Der SPD-Kreisvorsitzende Oliver Fleßner hatte sich ein rotes Sweatshirt angezogen mit dem Schriftzug „Sturmerprobt seit 1863“. Und als eine Kellnerin in den Raum fragte, ob denn noch alles in Ordnung sei, konnte Michael Kleemann mit einem Schmunzeln und Fingerzeig zur Leinwand mit den Ergebnissen nur antworten: „In Ordnung ist hier gar nichts.“

Das sah man bei der AfD ganz anders, die im Büro des Kreisverbandes an der Hünerdorfer Straße in Tangermünde feierte. Um kurz vor 18 Uhr war Kreisvorsitzender Dietrich Gehlhar noch allein. „Wir werden noch mehr“, war er zuversichtlich und optimistisch, was das Wahlergebnis angeht. Und mit beidem sollte er recht behalten. Eine erste Prognose erreichte ihn allerdings erst um 18.20 Uhr per Handy. „Den Fernseher hier bekomme ich nicht in Gang“, räumte er ein. „23 Prozent“, Schatzmeister Christopher Opitz sagte es durch Gehlhar konnte es kaum glauben. Doch bald flimmerte der Fernseher, gut 20 AfD-Mitglieder und Sympathisanten versammelten sich im Wohnzimmer an der Hünerdorfer Straße und die Zahlen wurden immer stabiler. „Ich bin positiv überrascht“, sagte der Kreisvorsitzende. Dass seine Partei im Landkreis Stendal sogar besser abschnitt als landesweit, „liegt wohl vor allem daran, dass wir hier verwurzelt sind“. Direktkandidat Ulrich Siegmund hatte das Direktmandat im Wahlkreis 5 zwar knapp verfehlt, war vom Ergebnis der AfD aber dennoch angetan. „Das ist das sensationell“, meinte er am Telefon auf dem Weg von Magdeburg in die Altmark.

Für Dorothea Frederking (Grüne) hatte der Abend zwei Seiten. „Ich bin erleichtert darüber, dass wir drin sind“, sagte sie im Gespräch mit der Volksstimme. Angesichts des Abschneidens der AfD sei die Wahlparty bei den Grünen aber gedrückt gewesen. „Die AfD hat eine Polarisierung der Gesellschaft auf Kosten der Flüchtlinge erreicht“, meinte Frederking. Andererseits freue sie sich aber darauf, in der neuen Legislaturperiode die Themen der Grünen weiter voran bringen zu können.

Bei der Linkspartei herrschte Zittern: Mario Blasche, der sich mit Listenplatz 20 nach allen Prognosen gute Chancen ausrechnen konnte, wusste bei Redaktionsschluss nicht, ob es knapp doch noch für ihn reichen würde. Angesichts des AfD-Ergebnisses konstatierte er sarkastisch: „Die Begeisterung hält sich in Grenzen.“