Ohne nackte Haut zum Meistertitel

Stendal l Mit der Vorstellung von klassischem Ballett darf man natürlich nicht zum Männerballett gehen. Hier stehen nicht Anmut und Dramatik im Vordergrund, sondern Witz, Humor, Ideenreichtum, Tanz und Akrobatik. Und doch hatte man am Sonnabend im „Schwarzen Adler“ bei der 10. Landesmeisterschaft der Männerballette Sachsen-Anhalts manchmal den Eindruck, als wären die Jungs auf bestem Wege zum Showballett: mit kraftvoller Sportlichkeit und maskuliner Eleganz. Wie gesagt, manchmal.

Wäre es jedoch allein nach dem Johlen und dem Lautmitsingen aus dem Publikum gegangen, wären die meisten Punkte wohl an diejenigen Darbietungen gegangen, die mit Mallorca-Hits, nackter Haut und anspielungsreichen Obszönitäten aufwarteten. Doch die Jury blieb cool und orientierte sich an den Vorgaben des Karneval-Landesverbands.

Und so erscheint es am Ende nur mehr als gerechtfertigt, dass die Günthersdorfer Männer mit ihrer Darbietung „Die letzte Nacht in Freiheit“ den ersten Platz belegten und damit zum dritten Mal in Folge Landesmeister sind. Sie kamen ganz ohne Nackigsein und Schrittfassereien aus, gaben sich aber durchaus sportlich und dezent-humorig. Der Wahrburger Carneval-Club (WCC) machte mit seinem flott und elegant daherkommenden Gangster-Swing einen professionellen Eindruck und wurde wiederum Altmarkmeister.

Hätte es noch eine Bewertung des engagiertesten Fanclubs gegeben, hätten wohl die Fans des Schinner Carneval-Clubs gewonnen. Auch wenn sie ganz hinten saßen, waren sie mit ihrem Johlen und Pfeifen unüberhörbar, als ihre Jungs mit der James-Bond-Nummer in Schwarz und Glitzergold auftraten. Der Ruf nach einer Zugabe wurde freilich nicht erhört. Eine solche aber gibt es für den Wahrburger Carneval-Club: Er wird auch 2017 die Landesmeisterschaft der Männerballette ausrichten.