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Jugendfeuerwehr Strenge Kritik und höchste Ehren

Zahlenmäßig sind die Jugendfeuerwehren im Landkreis Stendal gut aufgestellt. Die Zukunft bereitet trotzdem Sorge.

Von Nora Knappe 21.03.2016, 00:01

Stendal l Die Feuerwehr ist für Klaus Hörnke eine Lebensnotwendigkeit. Nicht nur, dass „vier Hörnkes bei der Feuerwehr“ sind und er selbst seit 37 Jahren Mitglied ist, wie er der Volksstimme am Rande der Delegiertenversammlung der Jugendfeuerwehren des Landkreises Stendal am Sonnabend erzählte. Vor allem aber wäre ohne Feuerwehr „ganz schnell Feierabend. Man kann überall sparen, aber nicht bei der Feuerwehr.“ Und damit meint Hörnke, der seit 2007 Jugendfeuerwehrwart für den Landkreis Stendal ist, nicht nur die finanzielle Ausstattung, sondern vor allem den Nachwuchs – speziell in den Jugendfeuerwehren.

„Wir sind zurzeit zwar gut aufgestellt, aber das könnte sich auch bald wieder ändern. Wenn die Jugendlichen 18 sind, gehen die meisten von ihnen weg, dahin, wo sie Arbeit finden. Wir brauchen aber die Jugend, sonst müssen wir die Feuerwehren eines Tages ganz dicht machen.“ Damit bezog er sich vor allem auf die mangelnde Disziplin in Sachen Jahresberichte. Auf die ging Schriftführerin Juliane Schilm mit strenger, aber sachlicher Kritik ein. Denn wenn Jahresberichte fehlten, wisse man zum einen nicht, ob es in den Orten überhaupt noch eine Jugendfeuerwehr gibt, und zum anderen „steckt da Kohle dahinter“. Ein Jahresbericht komme einem Fördermittelantrag gleich, erinnerte sie und bat darum, „diese einzige Pflicht uns gegenüber“ künftig besser zu erfüllen.

Mit einem Augenzwinkern Richtung Presse bat Ringhard Friedrich: „Schlachten Sie das nicht aus. Jugendfeuerwehr ist nicht nur Statistik, sondern viel Herz.“ Und an die Delegierten und ihre Mitstreiter gewandt, sagte er: „Ich bin immer wieder beeindruckt, mit wieviel Ruhe ihr diese Arbeit macht und es hinbekommt, dass alle an einem Strang ziehen.“ Dieses Lob griff auch Landrat Carsten Wulfänger (CDU) in seinem Grußwort gern auf. „Weil Ihre Arbeit ernstgenommen wird, sind die Jugendfeuerwehren stabil.“ Dass von 200 Feuerwehren im Landkreis Stendal nach seinen Informationen rund 70 eine Jugendabteilung (siehe dazu auch den Infokasten) hätten, sei „eine recht hohe Quote im Vergleich mit andern Landkreisen“, sagte er.

Als ebenso wichtig schätzte er die Bedeutung der 25 Kinderfeuerwehren ein: „Da müssen wir gucken, dass es stabil bleibt, denn wir stehen vor dem nächsten Geburtenknick.“ Über regelmäßige Veranstaltungen, auf denen Kinder- und Jugendfeuerwehren einbezogen werden, könne man zugleich die Eltern erreichen.

Die Brandschutzerziehung in Kindergärten als Aufgabe des Landkreises sei zugegebenermaßen eingeschlafen, wie Wulfänger bemerkte. „Das möchte ich in diesem Jahr wiederbeleben.“ Über ein neues Förderprogramm namens „58 plus“ sollen entsprechende Leute gefunden werden.

Ums Finden geht es auch Klaus Hörnke: Bei den nächsten Wahlen in drei Jahren möchte er nicht mehr als Kreisjugendwart kandidieren. Bis dahin legt er sich aber ohne Frage für seine Aufgaben tüchtig ins Zeug. Und dass er das wohl ziemlich gut machen muss, davon zeugt die jüngste Auszeichnung, die er am 5. März an die Uniform gesteckt bekam: die Ehrennadel der Deutschen Jugendfeuerwehr in Gold - die höchste Auszeichung in Sachen Jugendfeuerwehr.