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Winckelmann-Museum Der Fisch auf dem Präsentierteller

Das Winckelmann-Museum zeigt in einer bemerkenswert vielseitigen Ausstellung „Kunst aus fünf Jahrhunderten“.

Von Claudia Klupsch 22.03.2016, 01:00

Stendal l Nach 15 Jahren die neuen Exponate zu präsentieren, ist kein Zufall. Im Jahr 2000 ging das Winckelmann-Museum aus städtischer in die Trägerschaft der Winckelmann-Gesellschaft über. Mit einem „klitzekleinen Etat“, wie es die Leiterin Stephanie-Gerrit Bruer beschreibt, sei der käufliche Erwerb neuer Stücke eher zurückhaltend. Umso größer sei die Freude über großzügige Geschenke.

Wolfgang von Wangenheim ist so ein spendabler Antike-Fan. Bereits 1980 wurde der West-Berliner Mitglied der Winckelmann-Gesellschaft. Die Leidenschaft für Winckelmann packte ihn schon 1976, wie er bei der Vernissage am Sonntag erzählte: „In einem Antiquariat in Kassel fand ich eine Festschrift aus Stendal zum Winckelmann-Gedenkjahr 1968. Darin war die Mord-Akte Winckelmann ein Thema.“ Fortan bereiste der Germanist die Winckelmann-Orte und trug Sammlerstücke zur Antike zusammen. In der aktuellen Stendaler Ausstellung liefert Wolfgang von Wangenheim den größten Beitrag. Da ist zum Beispiel die Bronze-Statue des Idolino, die er aus einer Gießerei in Florenz mitbrachte. Dabei handelt es sich um die Nachbildung eines römischen Marmorporträts des 1. Jahrhunderts v. Chr. Sein ganzer Stolz sind „Ovids Metamorphosen“ in einer illus­trierten Prachtausgabe von 1702. Aus ihnen las von Wangenheim bei der Ausstellungseröffnung den Besuchern begeistert vor. Er schwärmte auch von den Bildern, so etwa von Bartolomeo Pinellis „Heukarren nach Rom“, einer kolorierten Radierung von 1831.

Die Ausstellung, die bis 1. Mai zu sehen ist, umfasst viele Kunstgattungen: Statuen und historische Bücher, auch Malerei, Grafik und Keramik. Die ältesten Blätter stammen aus dem 16. Jahrhundert, manches ist erst jüngst entstanden, so die Acrylbilder des griechischen Gegenwartskünstlers Georgios Xenos. „Schwerpunkt ist allerdings die Zeit Winckelmanns, Italien und die Antike-Rezeption in der Bildkunst“, so Stephanie-Gerrit Bruer.

Betrachter der Ausstellung werden nicht darum herumkommen, dass ihr Blick an Details der Kunstwerke länger haften bleibt – am „Kopf des Platon“ etwa, einer Nachbildung nach einem griechischen Original, an zwei „antikisierenden Tellern“ nebst einem Modell des Vesta-Tempels oder am Kupferstich „Die Einnahme Trojas“ von Giulio Antonio Bonasone, entstanden 1545.

Aber auch Überraschendes hält die Ausstellung bereit, so etwa ein Ensemble aus Jugendstil-Möbeln, das 2009 im Film „Das weiße Band“ sozusagen mitspielte. „Kein Kuriosum“, wie Bruer versichert, ist die Sammlung präparierter Fische und anderer Tierwesen.

„Bis zu den Winckelmann-Jubiläen 2017/18 haben wir einiges vor“, blickte Bruer voraus. Dazu gehört die Umgestaltung des Kindermuseums in ein Familienmuseum. „Die ersten neuen Exponate dafür sind schon da. Ein Krokodil ist übrigens auch dabei.“