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Sparkasse Schließung: Kunden wütend und enttäuscht

Die Stendaler Kreissparkasse hat Filialen in der Altmark geschlossen. Stattdessen ist nun ein Bus unterwegs. Erste Reaktionen.

Von Antonius Wollmann 30.03.2016, 01:01

Klietz l Mit einer Mischung aus Wut und Resignation haben die Klietzer am Dienstag auf die Schließung der Sparkassen-Geschäftsstelle im Ort reagiert. Die Stendaler Kreissparkasse hatte Ende des vergangenen Jahres Struktuveränderungen im ländlichen Raum beschlossen und dabei angekündigt, nach Ostern mehrere Filialen (siehe Infokasten) zu schließen. Die Sparkasse begründete den Schritt damit, dass mehr als die Hälfte ihrer 74 000 Kunden die Online-Angebote nutzten. Die Pläne wurden nun in die Tat umgesetzt.

Einmal pro Woche wird nun Wolfgang Wolter, ehedem Geschäftsstellenleiter in Schollene, mit einem umgebauten Bus die betroffenen Dörfer und Städte ansteuern, um die wichtigsten Serviceangebote weiterhin zu gewährleisten. In einem mit Panzerglas gesicherten Bereich nimmt der Sparkassen-Mitarbeiter nun Überweisungsträger und Einzahlungen für Girokonten und Sparbücher entgegen. Im hinteren Teil des Fahrzeugs besteht in einem kleinen Wartebereich die Möglichkeit, Überweisungsträger auszufüllen. In der mobilen Geschäftsstelle wird außerdem Geld ausgezahlt. Kontoauszüge hingegen erhält man in dem Bus nicht.

Seine erste Runde führte Wolfgang Wolter am Dienstag von Sandau über Schollene nach Klietz. Wirklich freudig wird er von den wenigsten Kunden empfangen. Als erster Ansprechpartner vor Ort muss der mobile Mitarbeiter die Entscheidung der Kreissparkasse erklären. Wolfgang Wolters Antworten überzeugen dabei die wenigsten. „Begeisterung sieht anders aus. Natürlich hat sich niemand über die Schließungen gefreut“, berichtet der Banker.

Den älteren Klietzern merkt man an, dass sie sich alleingelassen fühlen. Dass ihr Alltag wieder an Lebensqualität verloren hat. Am deutlichsten äußerte der ehemalige Klietzer Bürgermeister Jürgen Masch sein Unbehagen: „Ich bin sehr enttäuscht. Einmal mehr habe ich das Gefühl, im Stich gelassen zu werden“, sagte der 74-Jährige gegenüber der Volksstimme.

Vor Ort nicht einmal mehr einen Kontoauszug zu erhalten, stößt vielen bitter auf. Stattdessen wird der Aufwand, eine Übersicht über den eigenen Kontostand zu erhalten, größer. Denn die kriegt man nur noch entweder in Schönhausen oder Havelberg.

Eine Klietzerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, macht ihrer Enttäuschung Luft: „Ich muss nun immer nach Havelberg. Würde ich die Auszüge per Post erhalten, müsste ich dies auch extra bezahlen.“ Ein anderer Klietzer ergänzt: „Wir können hier nur einmal pro Woche Bargeld abheben. Stattdessen müssen wir ab jetzt jeden Dienstag eine Woche im Voraus planen.“ Ebenfalls stören sich viele Klietzer an der Informationspolitik der Sparkasse. Erst am Sonnabend hätten viele per Post von den Änderungen erfahren.

Mit derartigen Vorwürfen konfrontiert, bleibt Wolfgang Wolter nicht mehr übrig, als beruhigend auf seine Kunden einzuwirken. Und ihnen mit Hinweisen und Hilfestellungen zur Seite zu stehen. „Ich gebe den Leuten den Rat, an diese Dinge zu denken, wenn sie sowieso irgendwas in Orten zu erledigen haben, in denen es Sparkassen-Filialen gibt. Viele Schollener fahren zum Beispiel einmal pro Woche nach Rathenow. Dort können sie dann zur Sparkasse gehen“, sagt Wolfgang Wolter. Sicherlich ein nett gemeinter Vorschlag – für viele Betroffene wohl aber nur ein schwacher Trost.