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Kriminalität Gekippte Fenster laden Einbrecher ein

Die mobile Beratungsstelle des Landeskriminalamtes machte Station in Stendal. Auch Grundschüler stellten neugierig Fragen.

Von Thomas Pusch 13.04.2016, 01:01

Stendal l „In der Nacht zum Dienstag sind bisher unbekannte Täter in zwei Wohn- und Geschäftshäuser in der Breiten Straße in Stendal eingedrungen“, „Unbekannte Täter haben in der Nacht zum Donnerstag versucht, in die Gulf-Tankstelle an der Stendaler Straße in Tangermünde einzubrechen“, „Unbekannte Täter brachen am Dienstagvormittag in ein Einfamilienhaus in der Rochauer Straße des Friedens ein“. Das sind Meldungen aus dem Polizeibericht der vergangenen Tage. Zwar haben die Einbrüche im Vergleich zu 2014 im vergangenen Jahr abgenommen, aber im Revierbereich wird statistisch gesehen jede Woche in ein Einfamilienhaus und in eine Wohnung eingebrochen.

Wie sich das verhindern lässt, zeigte am gestrigen Dienstag der Präventivbeamte Bernd Neumann von der mobilen Beratungsstelle des Landeskriminalamts. Der Lkw machte Station auf dem Sperlingsberg. Dass deutschlandweit die Zahl der Einbrüche gestiegen ist, sorgte aber nicht für besonderen Andrang. „So etwas beeinflusst die Menschen nicht“, ist Neumanns Erfahrung. Entscheidender sei, was eben gerade in der lokalen Zeitung stehe oder aus der eigenen Region statistisch bekannt ist. Und da verzeichnet das Revier in diesem Jahr eine fallende Tendenz.

Im ersten Quartal waren es 13 Einbrüche in Einfamilienhäuser, fünf weniger als im ersten Quartal des vergangenen Jahres, wie Polizeisprecherin Franziska Hain auf Anfrage der Volksstimme erklärte. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank im Quartalsvergleich von 17 auf 11.

Wenn man Neumann zuhört, scheint es auch ganz einfach zu sein, Ungemach zu vermeiden. „Man muss nutzen, was man hat“, lautet sein erster Ratschlag. Das heißt, dass die Haus- oder Wohnungstür immer abgeschlossen wird, auch wenn man zu Hause ist. Und zwar zweimal. Wenn eine Tür nämlich nur zugeschnappt ist, könne sie ohne großen Krach und Aufwand vom Einbrecher geöffnet werden.

Außerdem sollten Fenster immer geschlossen werden, wenn man die Wohnung verlässt, und nicht angekippt zurückgelassen werden. „Ein angekipptes Fenster ist so gut wie offen“, sagt Neumann und zeigt mit wenigen Handgriffen, wie aus dem gekippten ein geöffnetes Fenster wird. Mit wenigen weiteren Handgriffen kippte er das Fenster wieder und hinterließ so noch nicht einmal nach außen sichtbare Spuren.

Die Jungen und Mädchen aus der 4b der Bilingualen Grundschule interessierten sich allerdings weniger für Wohnungseinbrüche. „Was ist das beste Fahrradschloss?“, wollte eine Viertklässlerin wissen. Eine konkrete Antwort musste Neumann schuldig bleiben, es sei etwas anderes, ob das Schloss für sie oder einen Erwachsenen bestimmt sei. Eine Klassenkameradin erkundigte sich, ob man tatsächlich mit einer Haarnadel Türen öffnen könne, und schließlich erläuterte Neumann noch die unterschiedlichen Sicherheitsstufen von Fenstern. Abschließend erklärte er, wie die Olsenbande es immer geschafft hat, Tresore zu knacken. Zumindest so ungefähr.

Etwa 150-mal im Jahr ist Neumann mit der mobilen Beratungsstelle in ganz Sachsen-Anhalt unterwegs, auch an den Wochenenden. „Dorffeste und ähnliche Veranstaltungen sind eine gute Gelegenheit, die Laufkundschaft für das Thema zu interessieren“, hat er festgestellt. Seit 1993 gibt es die mobile Beratungsstelle, bis 1997 war sie noch in einem umgebauten Linienbus unterwegs.