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Jubiläum Von "Klein Susi" zur Ladenchefin

Seit 1991 gibt es in Stendal die Buchhandlung Genz. Susanne Malzahn, seit zwei Jahren Inhaberin, geht mit Elan in die Zukunft.

Von Nora Knappe 20.04.2016, 01:01

Stendal l Müsste Susanne Malzahn ihr derzeitiges Befinden ohne Worte ausdrücken, es äußerte sich wohl in Tränen der Erleichterung und einem mehrdeutigen Seufzen. Und zwischen beides würde sich, kaum sichtbar, auch freudiger Stolz mischen. All dies angesichts eines Jubiläums, das ein universelles Kulturgut, Stendaler Stadtgeschichte und persönliche Lebenswege in sich vereint: 25 Jahre Buchhandlung Genz.

An diesen 25 Jahren hat Susanne Malzahn wohl mehr Anteil, als sie es in ihrer bescheidenen Art darzustellen wagen würde. Vor 19 Jahren ließ sich „Klein Susi“, wie sie sich rückblickend selbst scherzhaft nennt, als Quereinsteigerin zur Buchhändlerin umschulen. „Da hatte ich schon Respekt vor dem, was auf mich zukommt“, erinnert sie sich. Dass sie 17 Jahre später diesen Satz so ungefähr noch einmal sagen würde, hätte sie sich da nicht träumen lassen. Denn einen „großen Berg an Aufgaben“ sah sie respektvoll auch Anfang 2014 vor sich, als sie die Buchhandlung als neue Inhaberin von Ingrid Genz übernahm.

Nicht, dass sie das unbedingt gewollt hätte, denn sie war gern angestellt, mit vielen Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten. „Aber wie wäre es sonst mit dem Laden weitergegangen? Es musste eine Entscheidung her, und ich bin ja über die Jahre auch verwurzelt mit diesem Laden. Und das Buch an sich: Ich liebe es, das ist mein Leben!“

Papierkram, Finanzen, Vertretergespräche, die wirtschaftliche Lage, der Buchmarkt, die Konkurrenz und Verantwortung für die Mitarbeiterinnen – all dies muss Susanne Malzahn als Inhaberin im Blick behalten und bewältigen. Und die 43-Jährige macht es gern. Schließlich sind 25 Jahre „eine Sache, auf die man stolz sein kann, auf die Ingrid Genz stolz sein kann. Ich empfinde es als große Ehre, dieses Unternehmen weiterzuführen.“ Mit Elan, Ideen und immer mal wieder dem gewissen Etwas möchten Malzahn und ihr Team weiterhin den „schönen, persönlichen Kontakt zu den Kunden“ pflegen, möchten „eine Anlaufstelle sein, wo man sich wohlfühlt und persönlich beraten wird“.

Teil dessen waren auch immer wieder besondere Aktionen. „Was wir hier schon alles erlebt haben“, staunt Malzahn und blättert gedanklich in den Erinnerungsalben: Lesungen, Signierstunden, Veranstaltungen zum Welttag des Buches, Manga-verrückte Jugendliche, die legendäre Harry-Potter-Nacht... Sie könnte aus all den Jahren erzählen und erzählen, dass es, nun ja, ein ganzes Buch füllen würde.

Angesichts des Vierteljahrhunderts Buchgeschichte unter dem Namen Genz ist bei Susanne Malzahn auch das Interesse an der Vergangenheit des Hauses gewachsen, in das 1934 Robert Vehse mit seiner Buchhandlung einzog: „Wie viel Geschichte hier schon drinsteckt, das finde ich gerade richtig spannend.“

Sicher, solch eine Tradition fortzuführen, kostet Energie. Aber Susanne Malzahn hat sich reingefuchst, hat die ersten zwei Jahre der Selbstständigkeit gut gemeistert, erntet dafür die Anerkennung ihrer einstigen Chefin. Und bei allen Schwierigkeiten und Herausforderungen: Die Freude am Eigentlichen – an Büchern, an den Kundengesprächen, an Beraten und Verkaufen –, die lässt sich Susanne Malzahn nicht nehmen. „Wenn ich vorne im Laden bin, tanke ich auf, das macht mir Spaß.“

Und die Zeit zum Lesen zu Hause, die lässt sie sich erst recht nicht nehmen. „Abends lese ich immer, auch am Wochenende mal nachmittags ein, zwei Stunden.“ Ganz besonders freut sie sich schon auf den Urlaub: „Da werde ich auf dem Balkon sitzen und lesen“, schwelgt sie und fügt lachend an: „Und da braucht mich dann keiner anzusprechen.“ Wie das eben so ist, wenn man mit Spannung, Mitfühlen oder Wonne in ein Buch vertieft ist.

Am Sonnabend, 23. April, gibt es von 10 bis 12 Uhr bei der Buchhandlung Genz Besonderes zum Welttag des Buches und zum 25-jährigen Bestehen: Vorlesen für Kinder, Glücksrad mit der Kinderbuch-Figur Tafiti und eine Losaktion.