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Theaterstück Mobbing kommt ohne Monster aus

Einmal mehr hat es im Stendaler Theater der Altmark ein Laiendarsteller-Stück gegeben.

Von Birgit Tyllack 24.04.2016, 23:01

Stendal l Unter der Leitung von Louis Villinger haben sich die 13 Jugendlichen an ein heikles Thema gewagt: Mobbing. Das Stück selbst stammt aus der Feder von Dennis Kelly, 2007 wurde es in London uraufgeführt.

Die Hierarchie innerhalb der Gruppe, die sich oft am Waldrand trifft, ist geklärt. Maik (Dominik Schulz) hat das Sagen, Zweite in der Rangfolge ist Alice (Liv-Marlen Mückenheim). Alle anderen, wie zum Beispiel Dani (Clara Bundesmann) oder Lou (Ronja Walther), kennen ihren Platz, gehorchen aus Angst davor, in der Schule drangsaliert zu werden.

Etwas außerhalb der Gruppe – trotzdem als dazugehörend angesehen – stehen Lea (Kira Lee Stengel) und Phil (Jakob Tyllack). Die Beiden bilden ein komisches Paar: Während er schweigt und unentwegt Süßigkeiten in sich hineinstopft, redet und schwatzt sie munter drauf los.

Wer auf keinen Fall zu der Gruppe gehört, ist Eva (Anna Fritsche). Sie wird schlichtweg nicht geduldet. Als sie wieder einmal die Nähe zu den anderen sucht, wird sie von ihnen gequält, geschlagen und schließlich gezwungen, auf das Absperrgitter eines gefährlichen Schachts zu klettern. Eva stürzt ab. Panik macht sich in der Gruppe breit. Marie (Lisa Irtyschow) und Jasmin (Zoe Cosima Frötschner) holen Phil und Eva zu einem eiligst einberufenen Treffen und erzählen den Tathergang.

Und nun übernimmt der bisher stumme, starre Phil. Er gibt Anweisungen, was zu tun ist, und ermahnt alle, nichts anzufassen, um einen „DNA-Alptraum“ zu vermeiden. Phil übernimmt, alle gehorchen. Das schwächste Glied der Truppe, Nina (Christine Grau), bekommt von Phil eine besondere Rolle zugewiesen. Sie, die nicht gern lügt, wird zur Hauptlügnerin. Die Polizei interpretiert Ninas Tränen und Verlegenheit falsch.

Die einzige, die die Situation von Anfang zu genießen scheint, ist Kati (Henrike Schlegel). Und ihr gibt Phil schließlich eine ganz besondere Aufgabe, als die totgeglaubte Eva wieder auftaucht...

„DNA“ ist erschreckend vom Thema her. Und zwar auch besonders deshalb, weil es diese Jugendlichen nicht als Monster zeigt. Die Unterhaltungen reizen oft genug zum Schmunzeln, die Dialoge mit den unvollständigen Sätzen wirken herrlich normal.

Die plaudernde Lea philosophiert vor sich hin, während sie neben dem essenden Phil sitzt. Regisseur Villinger lässt viele ihrer Gedanken von zwei weiteren Darstellerinnen (Celina Nuppenau und Helena Lange) sprechen. Von der ersten Reihe aus, lassen sie das Publikum an Betrachtungen über Schimpansen und Bonobos teilhaben. Schimpansen sind aggressiv, Bonobos dagegen friedfertig. Erst kürzlich sei herausgekommen, dass das menschliche Genom mehr mit dem der Bonobos als mit dem der Schimpansen übereinstimme. Lea: „Wenn wir die Bonobos eher gefunden hätten, hätten wir ein ganz anderes Bild von uns selbst.“

In wiederkehrenden Zwischenszenen lässt Louis Villinger seine jungen Schauspieler zu Schimpansen werden, die das Geschehen widerspiegeln.

Hut ab vor dieser Inszenierung und den jungen Darstellern. Sie haben dem Publikum 60 Minuten lang ein packendes, fesselndes Theatererlebnis beschert. Großartig.