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Feuerwehr Stendal Geffers braucht mehr Leute

Bereits zum 19. Mal veranstaltet die Freiwillige Feuerwehr Stendal am 30. April ihren Tanz in den Mai und am 1. Mai den Tag der offenen Tür.

Von Thomas Pusch 26.04.2016, 11:49

Stendal l Die Veranstaltungen haben mittlerweile eine so lange Geschichte, dass es Stadtwehrleiter Michael Geffers so erscheint, als ob es sie schon seit Jahrzehnten gäbe. „Das ist mindestens das 20. Mal“, sagte er am Montagvormittag in einem Pressegespräch. Fördervereinsvorsitzender Klaus-Werner Höppner korrigierte ihn leicht: „Es ist das 19. Mal.“ Na klar, jetzt war auch der Stendaler Feuerwehrchef wieder im Bilde. „Wir sind am 11. November 1997 in die neue Wache gezogen“, sagte er und hatte auch das Datum der Grundsteinlegung im Jahr zuvor parat – „Das war nämlich am Geburtstag meiner Frau.“

Natürlich gibt es wieder ein buntes Programm an beiden Tagen. Nach zwei Jahren macht wieder DJ Kotte die Musik zum Tanz in den Mai, erstmals wird es Schwein am Spieß geben. Verschiedene Gruppen der Feuerwehr zeigen einen Tag später Vorführungen, auch die Tangermünder DLRG und das THW sind mit von der Partie. „Wir hoffen auf gutes Wetter“, sagte Geffers. Spannend werde der Besucherzulauf aber ohnehin, da es an dem Wochenende noch andere Veranstaltungen in der Stadt gebe. Allerdings ist es nicht das, was Geffers Kopfschmerzen macht.

Die Freiwillige Feuerwehr zählt 70 aktive Mitglieder, ein Wert, der sich seit Jahren nicht geändert hat und der seit Jahren zu niedrig ist. „Wir erreichen einfach nicht den Bürger“, klagte Geffers. Und hatte dafür auch eine Erklärung. Das Landesmotto „Wir stehen früher auf“ habe doch damit etwas zu tun, dass die Menschen länger zur Arbeit fahren. Abends sind sie dann später zu Hause. „Da ist dann keine Zeit mehr, sich ehrenamtlich zu betätigen“, resümierte er. Beim Nachwuchs sieht er ähnliche Probleme, die politisch bedingt sind. „Die Schulen dünnen auf dem Land aus, es gibt keine Identifizierung mehr mit dem Ort“, meinte Geffers. Und wenn die Fahrschüler in Stendal zur Schule gehen, würden sie sich auch nicht der Stendaler Wehr anschließen. „Wer soll sie denn abends abholen, ein Bus fährt ja nicht mehr“, fragte er rhetotisch. Die Kinder- und Jugendwehr zählt 40 Mitglieder, davon 17 Kinder. Letztlich sei eine Jugendwehr nur so gut wie ihre Betreuung, die Mitgliederzahl sei da zweitrangig. „Nicht jeder kann die Betreuung so nebenbei leisten, dafür muss man qualifiziert sein“, gab Höppner zu bedenken. Man sei dabei, die Strukturen zu erneuern und zu verbessern.

Das habe aber nicht unbedingt etwas mit Geld zu tun, warf Geffers ein. Im Koalitionsvertrag ist festgeschrieben, dass den Feuerwehren 100 Millionen Euro über einen Zeitraum von sechs Jahren als 50 Prozent-Förderung zur Verfügung gestellt werden. „Ich sehe diese Zahl und frage mich, wo das Geld denn herkommen soll, das wird doch woanders gestrichen“, argumentierte er. Es liege an den Menschen, die fehlen, vor allem in der Fläche macht dies Geffers Sorgen. Dabei sei das Interesse an der Feuerwehr ja groß, wie die Besucher bei den Veranstaltungen der Wehr zeigen. Die Attraktivität des Ehrenamtes müsse erhöht werden. Und dann hofft Geffers auf einen Mitgliederzuwachs. „140 wären ideal“, griff ihm Höppner vor. Das hielt Geffers für etwas hoch, aber: „Über 100 wäre sehr schön“.