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Kneipe schließt Die Altmark verschwindet aus Berlin

Am 30. April endet eine Gastronomiegeschichte, und ein Stück Altmark verschwindet aus Berlin: Das Altmark-Eck in Steglitz schließt.

Von Thomas Pusch 28.04.2016, 01:01

Stendal l 1969 übernahm Gerhard Metzdorf in Berlin eine Kneipe, die seit 2006 von seiner Enkeltochter Tammy Eberhard und ihrem Ehemann Tilmann geführt wird. Nach 47 Jahren endet die Gastronomiegeschichte. Das Altmark-Eck im Berliner Ortsteil Steglitz schließt für immer seine Pforten. Nach zwei Jahren Querelen mit dem neuen Hauseigentümer geben die Eberhards auf.

Eine Kneipe bestand an dieser Adresse bereits seit über 100 Jahren. Doch das interessierte den neuen Eigentümer offenbar nicht. „Hier sollen jetzt Wohnungen entstehen“, sagte Tilmann Eberhard im Gespräch mit der Volksstimme. Auf der Internetseite des „Traditionslokals für die ganze Familie“ verabschieden sich Eberhards von ihren Gästen: „Offensichtlich für jeden war ein ungünstiger Interessenkonflikt von Anfang an zwischen ‚neue Wohnungseigentümer gewinnen‘ und ‚alteingesessene Mieter und Tradition in einem und für einen Kiez‘.“ Nun könnte man über das Warum, Wieso, Weshalb debattieren, das würde allerdings nichts ändern, heißt es weiter. „Und wir lassen das auch.“

Die Eberhards sind Gas­tronomen mit Leib und Seele. Als sie das Altmark-Eck übernahmen, gelang es ihnen, die Kneipe in eine neue Zeit zu führen. Auf die Getränkekarte kamen einige Weine und neue Spirituosen, auf der Speisekarte wichen die früheren Kneipenklassiker wie Boulette oder Bockwurst – Nudeln, Lachsfilet oder Steak verwöhnten nun die Geschmacksknospen der Gäste. Und die waren eine Mischung aus den alten Stammgästen und neuen Gesichtern. Der Zeitenwandel war geglückt.

Nun bleiben nur noch die Erinnerungen. „Lasst uns gemeinsame Momente, Feiern, Ostern, Pfingsten, Weihnachten und Silvester, Geburtstage, Hochzeiten, Taufen und Jubiläen und die WM und andere Fußballkrimis in Erinnerung behalten, die Freundschaften und Bekanntschaften, die sich über die Jahre hin gebildet haben, den Austausch und die Unterstützungen, und ja auch die Lieben fürs Leben, die sich hier kennengelernt haben, denn das ist das, was zählt“, trösten die beiden auf der Internetseite.

Tammy Eberhard ist die Schwester des Schauspielers Oliver Korittke, der als Kind in der Kneipe für die Sesamstraße entdeckt wurde. „Vermieter setzt Mama von Oliver Korittke vor die Tür“, titelte der Berliner Kurier im August vergangenen Jahres. Ihr wurde eine fristlose Kündigung ausgesprochen, weil sie die Sanierungsarbeiten im Haus behindert habe. Zu jenem Zeitpunkt hatten die Eberhards auch schon mehrere Kündigungen erhalten.

Am Sonnabend ist Schluss, aber es soll weitergehen. „Ein Ersatzobjekt haben wir noch nicht, nach zwei Jahren Stress brauchen wir jetzt erst mal eine Pause“, meinte Tilmann Eberhard. Das Altmark-Eck verschwindet zwar, die Region bleibt aber in Steglitz vertreten, denn die Altmarkstraße wird nicht umbenannt.