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Mobilität Tobias Kirsch will mobil sein

Von Geburt an ist der junge Bismarker Tobias Kirsch an den Rollstuhl gefesselt. Um arbeiten zu können, muss er jedoch mobil sein.

Von Rudi-Michael Wienecke 09.05.2016, 15:39

Bismark l Tobias Kirsch kennt nichts anderes als ein Leben auf Rädern. Aus dem Kinderwagen heraus ging es für ihn gleich in den Rollstuhl. Er leidet seit seiner Geburt an einer Muskel-Sehnen-Verkürzung.

Der 19-Jährige klagt nicht, gestaltet seinen Alltag so normal wie möglich. Der Jugendliche lernte sich durchzubeißen, wurde in Kindergarten und Schule nicht bevorzugt. Er schloss im Sommer 2014 als einer der Besten seiner Klasse die Schule ab, mit dem erweiterten Realschulabschluss in der Tasche. Aktuell lässt er sich in der Berufsschule Stendal zum Informationstechnischen Assistenten ausbilden, einen Vertrag mit der Klädener Suppenmanufaktur hat er in der Tasche. Dort will Kirsch eine Lehre zum Kaufmann für Büromanagement absolvieren.

Bei den weiten Entfernungen in der dünn besiedelten Altmark ist sein Wunsch nun Mobilität über den Rollstuhl hinaus. Denn trotz bestandener Fahrprüfung ist er noch immer auf seine Mutter als Chauffeurin angewiesen. Was ihm für das eigene Auto fehlt ist schlicht das Geld, denn der kann nicht wie seine Altersgefährten mit einem preiswerten Gebrauchtwagen beginnen. Sein Fahrzeug muss ein behindertengerecht sein.

Bereits der Weg zur Fahrerlaubnis war für ihn ein steiniger und teurer. In ganz Deutschland gibt es nur 15 Fahrschulen, die Behinderten die Ausbildung ermöglichen. Hier hatte Kirsch Glück und fand in relativ geringer Entfernung, in Osterburg, einen Anbieter. Bevor er aber hinter das Steuer durfte mussten mehrere Gutachter über seine Fahrtüchtigkeit entscheiden. Jeder von ihnen wollte Geld. Alles in Allem kostete es rund 4000 Euro, bis er im Februar diesen Jahres seine Fahrerlaubnis überreicht bekam. Im Normalfall sind etwa 1500 Euro fällig. Das Geld des Jugendlichen ist nun erst einmal alle.

Nun wird es aber erst richtig kostenintensiv. Der junge Mann hat zwar die Zusage in der Tasche, dass das Arbeitsamt die etwa 20 000 Euro Kosten für dem behindertengerechten Umbau eines Autos übernehmen würde, Bedingung ist aber, dass es sich um einen Neuwagen handelt. Schließlich soll sich die Investition langfristig lohnen und gebrauchte Autos können bekanntlich so manche Macke haben. In Frage kommen außerdem nur bestimmte Autotypen, denn nicht jedes Fahrzeug lässt sich behindertengerecht umbauen. Wie die meisten 19-Jährigen stößt Tobias Kirsch da aber an seine finanziellen Grenzen und auch die Reserven der Familie schwanden mit seinem Führerschein.

Bekannte aus seinem Umfeld haben bereits geholfen. So wurde für ihn im Rahmen des Fußballturniers von Ackerfurche Könnigde gesammelt und während der Herrentagsveranstaltung der Treffenfelds aus Könnigte wurde ebenfalls die Spendenbüchse rumgereicht. Auch Firmen unterstützen den Bismarker schon. So bekam er Geld von einem Metallverarbeitungsbetrieb aus Hitzacker und von einem Kies- und Transportunternehmen aus Kakerbeck. Diese Hilfsbereitschaft lässt Tobias Kirsch nun hoffen, dass auch weitere Firmen und Privatpersonen ihn seinen Wunsch erfüllen mobil zu werden. Er bittet um Spenden unter dem Stichwort „Tobias Kirsch“, die IBAN lautet: DE 68 81 06 30 28 00 00 10 69 33.

Übrigens unterstützt auch der Behindertenverband Stendal die Aktion des jungen Bismarkers. Der Vorsitzende Marcus Graubner versicherte, dass jeder Spender auch eine Quittung erhält, damit die Ausgabe steuerlich ansetzbar ist. Auch im Rahmen des Festes der Begegnung, welches am 12. Juni im Stendaler Tierpark stattfindet, plant der Behindertenverband Aktivitäten um Tobias Kirsch zu unterstützen.