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Stendal-Süd Instenberg: „Zeitpunkt ist völlig daneben"

Ein Teil der Gebäude in Stendal-Süd gehen in eine Zwangsversteigerung. Die Verwaltung soll trotzdem ein Konzept für das Areal vorlegen.

Von Bernd-Volker Brahms 01.06.2016, 01:01

Stendal l Die Stadtverwaltung hat den Auftrag erhalten, bis zum 11. Juli einen Vorschlag für die weitere Entwicklung des Wohngebietes Süd dem Stadtrat vorzulegen. Ein entsprechender Antrag der Fraktion Linke/Grüne wurde mehrheitlich befürwortet.

Kritische Anmerkungen zu dem Antrag gab es allerdings von Reiner Instenberg als Fraktionsvorsitzender SPD/FDP/Piraten und Ortsteile. „Inhaltlich ist das Ansinnen völlig in Ordnung, allerdings ist der Zeitpunkt dafür völlig daneben“, sagte Instenberg.

Er erinnerte daran, dass für einige der wenigen noch vorhandenen Wohnblocks ein Zwangsversteigerungsverfahren läuft. „Wenn wir jetzt sagen, dass dort etwas Bestimmtes entstehen soll, dann geben wir für potenzielle Interessenten ein falsches Signal“, so der Fraktionsvorsitzende. Erst wenn die Wohnflächen ein für allemal verschwunden seien, könne man darüber nachdenken, was mit dem Areal passieren solle. Es würden die Interessen der Stadt nicht gewahrt, wenn jetzt agiert werde. Instenberg erinnerte daran, dass schon bei vorherigen Zwangsversteigerungen Akteure aufgetreten sind, die dann hohe Außenstände bei den Stadtwerken verursachten und sich als nicht seriös erwiesen.

Stadträtin Katrin Kunert (Linke) begründete den Antrag ihrer Fraktion damit, dass man „gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern“ Ideen für eine Entwicklung von Süd erarbeiten wolle. „Es gab ja schon mehrere Szenarien, die öffentlich genannt wurden“, sagte Kunert. Wenn sich in Süd etwas tun solle, dann setze dies voraus, dass die Stadt dort keine Flächen verkaufe. In der momentanen Situation sei man es auch den noch verbliebenen Einrichtungen und ihren Nutzern schuldig, dass die Stadt ein Konzept habe, was mit dem Gebiet passieren solle, heißt es in dem Antragstext.

Für Hardy Peter Güssau, Fraktionsvorsitzender CDU/Landgemeinden, ist der Antrag der Linken ein „weicher Antrag“ und könne daher von seiner Fraktion weitgehend mitgetragen werden. Es hätten nicht alle den aktuellen Kenntnisstand in Sachen Süd, von daher spreche nichts dagegen, dass die Verwaltung einen Entwicklungsvorschlag unterbreite. Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU), der am Montag krankheitsbedingt im Stadtrat fehlte, hatte stets betont, dass er momentan keine Notwendigkeit sehe, dort Wohnbebauung zu ermöglichen. In einem Interview hatte er im Juli 2015 gesagt, dass das Gebiet „auf keinen Fall vor sich hindümpeln“ dürfe. Man müsse davon ausgehen, dass einige Häuser dort stehen bleiben. Darüber hinaus könne nach dem Motto „Zurück zur Natur“ verfahren werden. Ein Wohngebiet käme erst bei einer übermäßig hohen Nachfrage von 100 Wohnungssuchenden im Jahr in Frage.

Nach Angabe von Experten der Stadtwerke sind die Versorgungsleitungen in dem ehemaligen Plattenbaugebiet nicht mehr brauchbar. Für ein neues Baugebiet müssten Straßen und Leitungen neu gebaut werden. Mit einer Zwangsversteigerung, die unter anderem von der Stadt angestrengt wurde, ist nicht vor Frühjahr 2017 zu rechnen.