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Standortfrage Muss der Markt auf dem Markt sein?

Seit Januar findet der Stendaler Wochenmarkt am Sperlingsberg statt. Die Händler sind mit der Übergangslösung gar nicht so unzufrieden.

Von Thomas Pusch 01.06.2016, 18:34

Stendal l Schon im vergangenen Dezember sollten sie einer Eisbahn ausweichen, die dann aber nicht kam. Wer dann aber kam, waren die Archäologen und so mussten die Beschicker des Stendaler Wochenmarktes umziehen. Jeden Mittwoch werden seit Januar am Sperlingsberg und auf der Breiten Straße Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Textilien, Kurzwaren und einiges mehr feilgeboten. Wie kommen die Händler mit ihrem Ausweichquartier zurecht? Die Volksstimme hörte sich um.

„Ich finde den Standort hier sehr bequem“, sagt Rudy Eisenga, der eine reichhaltige Palette Käsesorten anbietet. Und das bereits seit „zehn, zwölf Jahren“, wie er meint. Es kämen auch mehr Kunden als auf dem Marktplatz. Die Stadt könnte doch daraus einen Parkplatz machen, Parkgebühren kassieren und von den Händlern Standgebühren am Sperlingsberg kassieren, sagte er verschmitzt. „Ich will hier nie wieder weg“, lautet seine Überzeugung.

Auch Carsten Gruhn, der schon seit 24 Jahren an seinem Stand Kleidung vom T-Shirt bis zur Hose anbietet, ist dem neuen Standort gegenüber positiv eingestellt. „Das ist doch auch belebend für die Innenstadt“, findet er. Auch er als Händler profitiert vom Standort: „Auf dem Markt ist immer mittags Schluss, hier geht es bis in den Nachmittag.“

Besser, weil zentraler findet Ingo Ploewka den Sperlingsberg, und der Generationenmix sei auch ausgewogener. Wohingegen der Honighändler auf dem Markt zumeist älteres Publikum wahrnimmt.

Ein ungewöhnliches Problem, was bei seiner Ware allerdings nachzuvollziehen ist, hat der Gardinenhändler Rayko Pounev. „Hier gibt es mehr Wind als auf dem Marktplatz und da fällt es mir schwerer, mit dem Stoff zu arbeiten“, erklärt er. Dafür habe er auch mehr Kunden. So fällt ihm eine Entscheidung für einen der beiden Standorte nicht leicht.

Viel Laufkundschaft hinzugewonnen hat Beate Bethke am Stand mit den Pferdespezialitäten. Die Stammkunden sind trotzdem treu geblieben, ein Teil von ihnen verfolgt das Gespräch und stimmt auch für den Alternativstandort. Obst- und Gemüsehändler Dirk Grams betrachtet die Frage von zwei Seiten. Vom Umsatz her sei der Sperlingsberg besser, von der Atmosphäre her ziehe er allerdings den Markt vor.

Ein Problem mit dem Sperlingsberg hat Michael Siebert, genannt Jurken-Micha, ein menschliches. „Hier gibt es keine öffentliche Toilette in der Nähe“, sagt er. So müsse er entweder in einem Restaurant bezahlen oder bis zum Rathaus gehen. Den Kundenzuspruch findet er an beiden Standorten ungefähr gleich. Seit fast 20 Jahren ist er auf dem Stendaler Markt zu finden, wo schon sein Großvater einen Fleischstand hatte und auch heiße Würstchen verkaufte.

Michael Betge, der Plauer Fisch verkauft, findet es schön, an der Stendaler Haupteinkaufsstraße präsent zu sein, allerdings stören ihn die vielen Lieferfahrzeuge. „Das geht den ganzen Tag, da haben wir es auf dem Markt ruhiger“, sagte er.

Marktsprecherin Roswitha Körner ist Puristin: „Marktstände gehören auf den Marktplatz.“ Der Kundenstrom an ihrem Kurzwarenstand sei in etwa gleich. Im Markt sieht sie aber noch einen Vorteil. Dort sei es nämlich möglich, auch neue Stände unterzubringen.

Nach dem Rolandfest werden sich die Archäologen um den südlichen Teil des Marktplatzes kümmern. Der Weihnachtsmarkt soll laut Stadtsprecher Klaus Ortmann vom 8. bis 11. Dezember an seinem angestammten Platz sein. Mit der Rückkehr der Markthändler rechnet er fürs Frühjahr. Grundsätzlich wäre es per Stadtratsbeschluss möglich, einen anderen Marktort festzulegen.