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Rotary-Aktion Tastmodell kommt frühestens 2017

Der Künstler Egbert Broerken stellte den Mitgliedern des Rotary-Clubs sein Tastmodell der Innenstadt vor.

Von Thomas Pusch 30.08.2016, 03:00

Stendal l 2014 sollte es am Winckelmannplatz aufgestellt werden, das kupferne Tastmodell der Stendaler Altstadt im Maßstab 1:800. Mit dem Geschenk des Rotary-Clubs sollen sich in erster Linie Blinde und Sehbehinderte, aber auch Sehende in der Stadt orientieren. Der Zeitplan geriet nach der ersten Ankündigung des damaligen Rotary-Präsidenten Kay Timm recht bald aus den Fugen. Als der umgestaltete Winckelmannplatz im Januar 2014 eröffnet wurde, war vom Aufstellen „im kommenden Jahr“, also 2015, die Rede. Doch auch dieser Termin konnte nicht gehalten werden. Im Mai 2015 hatte Broerken in der Volksstimme angekündigt, dass das Modell noch im laufenden Jahr fertig werde, wahrscheinlich bis zum Herbst. Im Club wurde über persönliche Gründe des Künstlers gemunkelt, die die Verzögerung verursacht hätten. Dies bestritt Broerken allerdings.

Im Dezember vergangenen Jahres gab er technische Probleme als Grund für eine weitere Verzögerung an, stellte aber in Aussicht, dass das Modell im Frühjahr 2016 auf dem Winckelmannplatz stehen werde. „Das haben wir so in einem neuen Vertrag fixiert“, sagte dazu der mittlerweile Club-Präsident gewordene Karl-Friedrich Reckling. Der Rotary-Club bleibe am Ball und sei sehr interessiert, dass das Modell so bald wie möglich steht.

Im März dieses Jahres stand das Modell noch immer nicht, aber es traf sich eine Arbeitsgruppe des Rotary-Clubs um Reckling mit dem Bildhauer Broerken. Dabei wurde festgelegt, dass das Modell im November dieses Jahres stehen soll. Und es sah ganz danach aus, dass der Zeitplan diesmal gehalten werden könnte.

Der Rotary-Club – Edelgard Czechowski ist aktuelle Präsidentin – lud die Presse zum Montag ein, der Bildhauer sei da und werde das Modell vorstellen. In der Tat, Broerken präsentierte das Modell, das von vielen gemustert wurde. Dazu gehörte auch Bärbel Hornemann, Leiterin der Unteren Denkmalschutzbehörde. Und die hatte einiges zu bemängeln. Die Wallanlagen seien nicht komplett abgebildet, manche Gebäude stünden schon nicht mehr, andere seien neu gebaut worden. „Das sind teilweise städtebaulich wichtige Veränderungen nicht aufgegriffen“, sagte sie. Und dann wurden immer mehr kritische Stimmen laut. Ist das Gefängnis tatsächlich höher als das Landgericht? Das Uenglinger Tor erschien zu hoch, das Tangermünder Tor hingegen zu niedrig. Und schließlich stimmten Marienkirche und Dom nicht im Verhältnis zueinander.

So mancher Rotarier sah den Zeitplan dahinschwinden, anderen war es wiederum wichtiger, die Altstadt so präzise wie möglich einzuhalten, selbst wenn dies noch ein weiteres halbes Jahr dauern sollte. Diese Überzeugung setzte sich schließlich durch. Im kommenden Monat will sich eine Arbeitsgruppe des Clubs mit Hornemann zusammensetzen und die verbesserungswürdigen Stellen des Tastmodells zusammentragen. Broerken will sich dann mit der Gießerei in Verbindung setzen. „Im Oktober werde ich sagen können, wann das Modell fertig ist“, kündigte er an.

Dann folgen zahlreiche Arbeitsschritte. Das Ausgangsmodell ist aus Kunststoff. Davon wird eine Silikonform angefertigt, die wiederum mit Wachs ausgegossen wird. Das Wachsmodell wird dann in Schamott eingebrannt. Zehn Tage kommt der feuerfeste Stein bei 640 Grad in den Ofen. Zuletzt wird die entstandene Schamottform mit flüssigem Kupfer ausgegossen. Wenn das Kupfer fest geworden ist, ist das Modell fertig. Zusammen mit dem Sockel wird es den Club 40 000 Euro kosten.

Sein erstes Tastmodell schuf der Bildhauer vor rund 30 Jahren. Inspiriert hatten ihn die vielen blinden Kinder, die wegen der Blindenschule durch seine Heimatstadt Soest gingen. Mittlerweile sind es 150 Modelle im In- und Ausland.