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Pilgerfahrt Mit der Trompete zum Papst

Marie Sibbel (10) aus Stendal spielt mit Begeisterung Trompete und gern auch vor Publikum. Und jetzt spielte sie sogar vor dem Papst.

Von Nora Knappe 29.10.2016, 01:01

Stendal l Marie-Josephine Sibbel ist gerade mal zehn Jahre alt und war dem Papst ganz nah. Die Erfüllung des Wunsches vieler Katholiken, ihm einmal im Leben zu begegnen, ist dem Mädchen aus Stendal ziemlich spontan und ziemlich unkompliziert, ohne große Vorbereitung einfach so passiert. Und es ist ja nicht nur, dass sie ihn bloß gesehen hätte – nein, sie hat sogar für ihn musiziert. In Rom. Im Vatikan. In der Audienzhalle, ganz vorn.

Und das kam so: Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus Kirchengemeinden in ganz Deutschland sind Anfang Oktober – es waren gerade Herbstferien – zu einer ökumenischen Pilgerreise aufgebrochen, unter dem Motto „Mit Luther zum Papst“. Mit dabei auch die katholische Gemeinde St. Anna aus Stendal, der Marie Sibbel und ihre Familie angehören. „Eine Woche waren wir in Rom“, erzählt das Mädchen schüchtern und hat dabei doch ein Leuchten in den Augen. Denn es war nicht nur die Fahrt, die sie begeisterte, sondern auch die Tatsache, dass sie ihr Instrument dabeihatte – eine Trompete.

Die kam dann nämlich in Begleitung von sechs anderen Instrumenten und drei Sängern in Anwesenheit von Papst Franziskus zum Einsatz. Ganz überraschend. „Am Mittwoch haben sie uns gesagt, dass wir am Donnerstag bei einer Audienz spielen dürfen“, erinnert sich Marie. Und die werden in der Audienzhalle abgehalten, gleich neben dem Petersdom.

„Weil wir so wenige waren, durften wir ganz vorn beim Papst stehen.“ Als er dann hereinkam, haben die Musiker ein Lied angestimmt, das alle gut können: „Pilger sind wir Menschen“. „Und dann ist der Papst aufgestanden und hat sich ein Heft genommen, damit er mitsingen kann.“ So ist er wohl, Papst Franziskus. Man erlebt ihn immer wieder als spontan, den Menschen zugewandt und von freundlich-humorvollem Wesen.

Dass die Audienz am Ende drei Stunden dauerte – eine Stunde mussten sie auf die Ankunft des Papstes warten, die aus Sicherheitsgründen nie bekanntgegeben wird –, machte Marie dann aber nichts aus. „Es war schon sehr aufregend“, sagt sie. „Ich fand ihn aber auch cool, er hat unserem Bischof die Hand geschüttelt und ihn sogar umarmt.“ Von den Stendaler Christen bekam er einen blauen und einen gelben Pilgerschal geschenkt, die die evangelische und katholische Kirche symbolisieren. „Die hat er zusammengeknotet und sich umgebunden“, erzählt Marie, die ihm am liebsten auch die Hand gegeben und ihn begrüßt hätte. Und dann hätte sie ihn gern noch gefragt, wie das eigentlich so ist als Papst und mit der Schweizergarde, und ob er nachts allein durch die vatikanischen Museen gehen kann.

Nun, auch ohne Antwort auf diese Fragen war es für Marie eine aufregende Woche, in der sie viel vom Vatikan gesehen hat, nachdem sie erst einmal durch alle Sicherheitskontrollen durch war.

Zurück in Stendal, steht Marie schon das nächste tolle Ereignis bevor: die Teilnahme am Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ im Januar. Dieses Jahr hat sie dort nicht nur einen 1. Preis mit Weiterleitung bekommen, sondern auch den Sonderpreis des Oberbürgermeisters. Seit der ersten Klasse spielt Marie Sibbel Trompete und liebt ihr Instrument und seine Möglichkeiten. Am liebsten mag sie jazzige Stücke. Derzeit probt sie mit ihrem Lehrer Sebastian Socha an der Stendaler Musikschule „Hot on the line" von Paula Wedgwood. Vorzuspielen macht ihr Spaß, denn da „kann man zeigen, was man kann". Ob nun bei Wettbewerben oder halt beim Papst.