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Abfallentsorgung Einige Karteileichen entdeckt

Der Abfallentsorger ALS des Landkreis Stendal hat einen Abgleich der Haushalts-Zahlen vorgenommen und einige "Unschärfen" entdeckt.

Von Bernd-Volker Brahms 21.04.2017, 01:01

Stendal l In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Haushalte und Firmen im Landkreis Stendal Post von der Abfallentsorgungsgesellschaft (ALS) erhalten. Es ging darum, „Unschärfen" in der Statistik zu beseitigen, wie die ALS-Geschäftsführerin Madlen Gose bereits Ende Januar Kreisausschuss mitgeteilt hatte. Es gab den Verdacht, dass nicht alle Haushalte wie vorgeschrieben an das Müllentsorgungssystem des Landkreises angeschlossen sind. Dies hat sich – in geringem Maße – bestätigt. „Durch den Meldedatenabgleich sowie durch jährliche Zu- und Wegzüge andererseits hat sich die Zahl der gebührenmäßig angeschlossenen Haushalte um 306 erhöht", sagt die Landkreis-Pressesprecherin Angela Vogel.

Ende November 2016 lag die Zahl der angeschlossenen privaten Haushalte bei 55 716. Mittlerweile habe sich ein Zwischenstand (18. 4. 2017) ergeben, bei dem jetzt 56 022 Haushalte angeschlossen sind. Es ist dabei unerheblich, ob es sich um einen Haupt- oder einen Nebenwohnsitz handelt. Beide sind anschlußpflichtig, wie Vogel sagt. Auch bei den Gebühren werden beide Arten gleichrangig behandelt.

Auch bei den Gewerbetreibenden und den öffentlichen Einrichtungen habe es eine Verschiebung gegeben, so die Sprecherin. Gab es am 30. November 2016 noch 4702 Gewerbe und öffentliche Einrichtungen, die von der ALS betreut werden, so stieg die Zahl mit Stand 18. April 2017 auf 4899, also eine Zunahme von 197.

Allerdings sind Gewerbetreibende – anderes als Privathaushalte – nicht zwangsläufig zu einem Anschluss an die öffentliche Abfallentsorgung gebunden. Nach Angaben des Landkreises wurden nach Überprüfung der Gewerbedaten 2456 Gewerbe angeschrieben, da diese nicht über die ALS entsorgten. Sie müssen lediglich den Müll entsorgen lassen, der zur Beseitigung ansteht. Wenn Firmen diesen selbst beseitigen können, müssen sie nicht öffentlich entsorgen.

Es gibt im Landkreis Stendal Einzelpersonen, die die Zahlen des Landkreises anzweifeln. Dazu gehört Dietrich Schultz aus Tangerhütte, der glaubt, dass „deutlich über 10 000 Anlaufstellen, darunter 3500 bis 50 000 Gewerbetreibende und öffentliche Einrichtungen nicht oder nicht bedarfsgerecht angeschlossen" sind. Nach Ansicht von Schultz sind der ALS dadurch über die Jahre Einnahmeverluste in Millionenhöhe entstanden. „Diese fehlenden Einnahmen gehen zu Lasten der korrekt angeschlossenen Standorte und der korrekten Gebührenzahler." Den Angaben widerspricht der Landkreis durch seine nun veröffentlichten Zahlen.

Über Rechtsanwalt Michael Moeskes hat Schultz im März in der Sache die Staatsanwaltschaft eingeschaltet, darüber hinaus zwei Dienstaufsichtsbeschwerden gegen Landrat Carsten Wulfänger (CDU) gestellt. Der Kreistag hat diese gestern Abend von der Tagesordnung genommen. „Es wurden noch Unterlagen nachgereicht", sagte der Kreistagsvorsitzende Lothar Riedinger (CDU).

Im Übrigen gibt es auch hinsichtlich der Gelben Tonne „Unschärfen" bei den Zahlen. Gesprochen wurde immer von rund 50 000 Tonnen, die im Umlauf sind. Auf Nachfrage teilt das Duale System Deutschland (DSD) mit, dass bis 31. Dezember 2016 insgesamt 48 008 Tonnen im Landkreis aufgestellt wurden. 2015 seien 5157 Tonnen Leichtverpackung eingesammelt worden. Die Zahl bestätigt der Landkreis, und nennt für 2016 5499,85 Tonnen.