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Ärztemangel Engpass bei den Kinderärzten

Im Landkreis Stendal sind für 16 834 Kinder fünf Kinderärzte zuständig - eigentlich. Doch die Stellen sind nicht alle besetzt.

Von Bernd-Volker Brahms 07.02.2018, 13:55

Stendal l Es ist wieder Schniefzeit. In Kitas fehlen viele Kinder aufgrund von Erkältung, Durchfall und Magengrummeln. Andere Schulkinder liegen ausgerechnet in den Ferien flach.

Wer im Landkreis Stendal mit seinem Kind zum Arzt muss, hat schlechte Karten. Eigentlich sollten fünf Ärzte zur Verfügung stehen. Immerhin gibt es 16 834 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren (14 810 unter 16 Jahren).

Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) liegt der Versorgungsgrad bei 114,5 Prozent. Hierbei wird das Einwohner-Arzt-Verhältnis zugrunde gelegt. In der Praxis sieht es für die Eltern mit kranken Kindern nicht sonderlich rosig aus. Eine Ärztin in Tangerhütte ist im vergangenen Jahr in den Ruhestand gegangen, ein Stendaler Kinderarzt musste sich im vergangenen Jahr gesundheitsbedingt zurückziehen. Eine weitere Ärztin in Stendal ist derzeit im Urlaub.

„Das ist eine Katastrophe“, schreibt eine Mutter auf Facebook. Schon seit Jahren gibt es gerade bei der medizinischen Versorgung der Jüngsten im Landkreis Stendal Engpässe. In den vergangenen fünf Jahren haben laut KV drei Ärzte ihre Praxis geschlossen, drei neue sind gekommen. Allerdings zählt bei der Kassenärtzlichen Vereinigung jeder Arzt als volle Stelle, egal ob dieser reduziert arbeitet oder noch nicht voll ausgebildet ist.

So wurde die Stendaler Praxis des erkrankten Arztes mit einer Ärztin in Weiterbildung besetzt, wie Pressesprecherin Janine Krausnick von der KV in Magdeburg auf Nachfrage mitteilt. Die junge Ärztin wird dabei von der Kinderklinik unterstützt. „Wir hoffen, dass die nunmehr gefundene Übergangslösung geeignet ist, für eine möglichst große Anzahl an Kindern die Versorgungskontinuität zu gewährleisten“, sagt die KV-Sprecherin.

Außerdem hat die KV für Tangerhütte eine sogenannte Sicherstellungspraxis mit Mindestumsatzgarantie ausgeschrieben und sucht bundesweit im Deutschen Ärzteblatt nach Interessenten. Im gesamten ländlichen Bereich des Landkreises gibt es derzeit lediglich in Seehausen eine Fachärztin für Kinderheilkunde.

Im Übrigen müssen Praxen lediglich in akuten Fällen neue Patienten bei sich aufnehmen. Wenn Eltern wechseln wollen oder mit einem Baby neu dazustoßen, haben sie keinen Anspruch darauf, von einer bestimmten Praxis aufgenommen zu werden. In Krankheitsphasen wie jetzt müssen sich Patienten auf lange Wartezeiten einstellen.

Die Kassenärztliche Vereinigung weist darauf hin, dass auch Hausärzte Kinder übernehmen und auch die U-Untersuchungen durchführen dürfen. „Das ist vereinzelt in der Vergangenheit bei Kleinkindern gemacht worden“, so Krausnick. Rund 1500 Kinder und Jugendliche werden von Stendaler Hausärzten behandelt, so die Sprecherin.

Janine Krausnick gibt zu, dass beim Patientenservice der KV „zuletzt Anfragen zur kinderärtzlichen Versorgung in der Stadt Stendal eingegangen“ sind. Mit anderen Worten, es gab zahlreiche Beschwerden über die Situation.

Im Übrigen berichten Stendaler darüber, dass es in anderen ärztlichen Bereichen ebenfalls Engpässe gibt, obwohl die Zahlen der KV dies eigentlich nicht hergeben. Genannt werden die Bereiche Augenmedizin und Hautmedizin. Bei Augenärzten spricht die KV von 132,7 Prozent Versorgungsgrad, bei Hautärzten von 101,9 Prozent. Allerdings gibt es bei den Urologen mit 76,3 Prozent selbst bei der Kassenärztlichen Vereinigung eine statistische Unterversorgung.

Ein Anzeichen dafür, dass viele Ärzte am Limit arbeiten, ist die Tatsache, dass Termine bei Fachärzten oft Monate im voraus gemacht werden. Teilweise ufert die Terminvergabe aber auch aus. In einer Stendaler Arztpraxis werden Termine jeweils an nur einem Tag im Quartal vergeben, wobei die Patienten persönlich erscheinen müssen.