Alpakazucht Ganz sanfte Gemüter

Mit neun Alpakas hat Marianne Kraßort vor sechs Jahren begonnen, heute zählt die Herde im Bismarker Ortsteil Klinke 40 Tiere.

Von Donald Lyko 01.09.2017, 03:00

Klinke l Januar 2011, Grüne Woche in Berlin: Kaffee-Rösterin Marianne Kraßort, damals Inhaberin des Stendaler „Kaffeekult“, durchquert auf dem täglichen Weg zu ihrem Stand die Tierhalle, kommt an den Alpakas vorbei. „Damals bin ich auf sie aufmerksam geworden“, erinnert sich die gelernte Tierzüchterin daran, wie alles begonnen hat. Sie kam mit der Züchterfamilie Funke ins Gespräch, machte sich bei Recherchen schlau. „Und im Mai kamen dann die ersten Tiere zu uns auf den Hof in Klinke.“ Mittlerweile hat Marianne Kraßort eine Zucht aufgebaut, aktuell zählt die Herde 40 Tiere.

Obwohl – vermutlich sogar schon 41, denn für Mitte dieser Woche wurde der nächste Nachwuchs erwartet. Schlaflose Nächte, um bei einer tragenden Alpakastute zu wachen, kennt die Züchterin nur in Ausnahmefällen. „Die Fohlen werden fast immer zwischen 14 und 15 Uhr geboren, da kann man die Uhr nach stellen“, erklärt die Klinkerin. Der Grund: In Peru, der Heimat der Alpakas, ist es tagsüber heiß und in der Nacht sehr kalt, nicht selten mit Minusgraden. Und weil Alpakas im Gegensatz zu anderen Säugetieren ihre Jungen nicht trockenlecken, muss das die Sonne erledigen, bevor es in der Nacht kalt wird – nur so können die Fohlen überleben. Nachwuchs gibt es nach einem knappen Jahr Tragzeit, hauptsächlich zwischen Mai und September.

Dies und vieles mehr weiß Marianne Kraßort, die sich seit Jahren mit der Alpakazucht beschäftigt, die Mitglied in zwei von drei Zuchtverbänden in Deutschland ist, aber der dritte folgt bald. Ihr Wissen, ihre Leidenschaft für diese Tiere, möchte sie gern an andere weitergeben. Darum lädt sie für Sonnabend, 2. September, zum ersten Alpaka-Tag ein (siehe Info-Kasten).

In Klinke, einem Ortsteil von Bismark, fühlen sich die Alpakas sichtlich wohl. „Sie sind sommers wie winters draußen.“ Sie grasen draußen, dennoch steht ständig auch Raufutter wie Heu zur Verfügung – auch das hängt mit ihrer peruanischen Heimat zusammen, von wo sie trockenes Gras gewohnt sind. Zumindest liegt dies den Tieren hierzulande noch im Blut, denn aus Peru selbst dürfen Alpakas nicht mehr exportiert werden. Marianne Kraßorts Zucht hat ihre Vorfahren in Australien. Wer am Sonnabend die Herde sieht, dem wird schnell klar: Das ist ja eine bunte Truppe. „Bei Alpakas gibt es insgesamt 22 Farbschläge von Weiß bis Schwarz“, erklärt die Züchterin.

Mit dem ersten Alpakatag möchte Marianne Kraßort zeigen, „wie diese Tiere sind“. Tiere, die auch „Delphine der Berge“ genannt werden. „Sie sind sanftmütig, die großen Augen sind faszinierend. Sie strahlen eine extreme Ruhe aus.“ Darum werden Alpakas gern als Therapietiere eingesetzt.

Wegen ihres sanftmütigen Wesens können die Alpakas „von Kindern ebenso gehändelt werden wie von älteren Menschen“, sagt die Züchterin mit Blick auf mögliche Interessenten, die über die Anschaffung von Alpakas nachdenken. „Sie sind recht anspruchslos“, erklärt sie. Für das erste Tier sollte eine Fläche von 1000 Quadratmetern zur Verfügung stehen, für jedes weitere Tier werden weitere 100 Quadratmeter empfohlen. „Zwei Tiere sollten es aber mindestens sein.“

Immer am 1. Mai werden auf dem Klinker Hof die Alpakas, die übrigens alle einen Namen bekommen, geschoren. Die Wolle von dort wird ausschließlich für Betten verwendet. Mittlerweile ist die 100-prozentig antiallergene Wolle, die in ihrer Qualität zwischen Kaschmir und Seide liegt, auch für Pullover, Anzüge und Mützen sehr beliebt. Am Sonnabend können die Besucher selbst Wolle anfassen.

Und sie können eine Neuheit probieren: Alpaka-Kaffee mit einer schokoladig-nussigen Note. Denn Marianne Kraßort ist beruflich weiterhin Kaffee-Rösterin, die Alpakazucht betreibt sie als Landwirtin im Nebenberuf. Nun vereint sie beide Leidenschaften und röstet gute Arabica-Bohnen aus Peru, der Heimat der Alpakas. Der Alpakatag findet von 10 bis 16 Uhr statt. Zur Unterhaltung trägt Spinnfrau und Geschichtenerzählerin Heide von Schnucke bei. Auf dem Programm stehen zudem der Verkauf von Alpakaschals und Alpakabetten.