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Altmark-Hochzeit Vielleicht wird‘s noch mal Paris?

Drehbücher, die das Leben schreibt, sind nicht zu toppen. Ein Beweis ist die Geschichte von Franziska und Robert Zimper aus Tangerhütte.

Von Egmar Gebert 14.02.2018, 17:30

Tangerhütte l Es mag schon drei, vier Jahre her sein, genau wissen es Franziska und Robert Zimper nicht mehr. Jedenfalls fanden sie die Hochzeitsfoto- aktion der Volksstimme schon damals gut. Heirat war zu jener Zeit für die beiden Verliebten zwar noch nicht Thema Eins, aber wenn es denn einmal soweit sein würde, dann wollten sie auch so ein Bild in der Zeitung. „Nicht, um zu gewinnen. Das war einfach was Schönes. Für uns waren das perfekte Bilder von glücklichen Paaren, so eins wollten wir auch“, erinnert Robert.

Inzwischen sind die beiden verheiratet, und sie gehörten zu den Teilnehmern an der Foto-Aktion „Altmark-Hochzeit 2017“. Franziska und Robert Zimper fanden es toll, dabei zu sein. Überrascht waren sie, als sie ihr Foto zum zweiten Mal in der Zeitung entdeckten. Es war von den Volksstimme-Facebook-Nutzern unter 70 Einsendungen gemeinsam mit den Fotos von neun weiteren 2017er Hochzeitspaaren ins Finale der Aktion gewählt worden.

Was dann kam, war aus Roberts Sicht unglaublich.

31. Januar 2018, ein Mittwoch. Der junge Mann, in Magdeburg bei einem Windkraftanlagenbauer beschäftigt, kam gerade aus der Nachtschicht, als das Telefon klingelte. Dran war die Tante, die das Foto ihres Neffen und seiner Frau in der Zeitung entdeckt hatte. „Ihr habt gewonnen!“

1185 Leserstimmen, mehr als doppelt so viele wie das zweitplatzierte Hochzeitspaar.

„Ich habe dann auf dem Weg nach Hause eine Flasche Sekt gekauft, bin zu meiner Frau und hab sie per Bluetooth-Box mit ,We are the Champions‘ geweckt.“ Auch Franziska, Krankenschwester mit Leib und Seele, war in der Nacht erst aus der Schicht gekommen. An Schlaf war an diesem Morgen nicht mehr zu denken, auch weil von Stund an das Telefon nicht mehr still stand. Familie, Freunde, Arbeitskollegen und natürlich der Hochzeitsfotograf des Paares, stolz, dass es eines seiner Fotos war, das die beiden zum Wettbewerb eingereicht hatten und das zum Siegerfoto wurde. Es werden nicht die letzten Bilder sein, die er für die Zimpers gemacht hat. Doch dazu später.

Zwei Wochen nach diesem Morgen halten die beiden Tangerhütter den mit dem Sieger-Blumenstrauß verbundenen Reisegutschein in der Hand. Im Sommer wollen sie ihn einlösen. Wohin soll‘s gehen? „Wissen wir noch nicht genau, vielleicht nach London oder wieder Paris“, sagt Franziska.

Paris, die Stadt, in der „unser Turm der Liebe“ steht, wie Robert den Eiffelturm nennt, nicht ohne Grund. Dort hat er seiner Franziska am 3. Dezember 2016 den Heiratsantrag gemacht.

Mindestens ebenso schön wie der, ist die Geschichte, die dazu gehört.

Franziska ahnte absolut nichts, als sie mit ihrem Robert am Tag zuvor in Tangerhütte in den Zug Richtung Magdeburg stieg. Zum Weihnachtsmarkt sollte es gehen, so zumindest hatte Robert es ihr gesagt. Stutzig wurde sie erst, als der Zug in Zielitz wegen einer Havarie stecken blieb und Robert partout nicht zurück nach Hause fahren wollte. Zum Weihnachtsmarkt, hätte man ja auch am nächsten Tag noch fahren können, meinte sie, Robert nicht. Der organisierte die private Weiterfahrt nach Magdeburg. Franziska, die damals noch Hermann hieß, konnte nicht wissen, dass ihr Robert die anschließende Busreise von Magdeburg nach Paris bereits gebucht hatte und so langsam seinen Terminplan über sich zusammen- brechen sah.

Und richtig: In Magdeburg angekommen, war der Reisebus weg. Nach einem Telefonat mit dem Veranstalter ging es über den Umweg Braunschweig – inzwischen hatte er seiner Franziska gebeichtet, wohin es gehen sollte – weiter nach Paris. Morgens um 6.30 Uhr kamen sie dort an, wurden von der Reisegruppe, zu der sie eigentlich

gehört hatten, mit Applaus begrüßt. Alles gut, aber Franziska immer noch ahnungslos. Bis Robert mitten unter dem Eiffelturm die entscheidende Frage stellte: „Willst Du meine Frau werden?“

„Das war wie im Liebesfilm. Ich war so überrascht, dass ich kaum was sagen konnte, nur eins: ja.“

Und Robert setzte noch einen drauf. Franziska war nahezu die einzige in den Familien der beiden, die nichts von Roberts Plan wusste. So fand sich die junge Frau am Tag nach der Rückkehr aus Paris auf einer vermeintlichen Mädels-Shopingtour mit Freundinnen plötzlich vor einem Brautmodengeschäft wieder. Auch das hatte Robert vorab bereits organisiert.

Eine Geschichte, die von den beiden wohl in Jahren noch so detailliert und begeistert erzählt wird, als wäre sie gestern erst geschehen. Ähnlich filmreif ist übrigens die ihres Kennenlernens. Aus der Schulhofbekannschaft am Tangermünder Gymnasium wurde Jahre später Freundschaft. Es war die Zeit, als man sich abends sich mit den „Kumpels“ auf dem Parkplatz am Tangerhütter Bahnhof traf. Robert Zimper hatte sein erstes Auto, einen Golf I, mit Musikanlage, Boxen im Kofferraum und so. Unter den Mädchen, die man auf diese Weise ein bisschen zu beeindrucken versuchte, war auch Franziska. Drei Monate dauerte es, bis er sich ihr offenbarte. Bingo, Volltreffer. Robert weiß sogar das Datum noch: „Seit dem 18. Juni 2010 sind wir ein Paar.“

Ein Liebespaar, das nun ja auch Ehepaar ist, und so langsam beginnt, in Richtung Familie zu denken. Nestbau im eigenen Haus, so der Plan, der schon ziemlich konkrete Formen ange- nommen hat. Bis dahin wird Franziska, die heute ihren 25. Geburtstag feiert, eine derzeit laufende Qualifizierung zur Wund- und Pflegeexpertin abgeschlossen haben. Das Haus von Franziska und Robert Zimper soll natürlich auch das Zuhause für kleine Zimpers werden. Zwei, vielleicht auch drei Kinder sollen zur zu gründenden Familie gehören. Und die Fotos vom Nachwuchs wird derjenige machen, der schon das Hochzeitsbild von Franziska und Robert Zimper gemacht hat. Jenes Foto, mit dem sie die Alt- mark-Hochzeit 2017 gewannen.