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Arbeitseinsatz Und wieder ist Wahrburg etwas schöner

Die Wahrburger machten sich daran, ihr Dorf zu verschönern. Im Park könnten sie trotzdem Hilfe gebrauchen.

Von Egmar Gebert 27.05.2018, 18:40

Wahrburg l Ein Aufsteller heißt den auf der Pflasterstraße ins Dorf hinein Fahrenden willkommen. Ziegelrot glänzt die Überdachung in der Sonne, wie auch auf vielen Häusern des Dorfes. Rasenflächen, die frisch gestutzt scheinen, die Gossen entlang der Bordsteinkanten sauber. Kübel mit Hornveilchen in Reihe vor einem Haus, Koniferen, die von einer älteren Dame gerade gewässert werden. An einem Fahrrad, zum Blumenständer umfunktioniert und vor einer Mauer aufgestellt, blüht es über und über blau und gelb. Wahrburg ist ein schmuckes, verträumt gemütlich wirkendes Dorf.

Nicht von ungefähr. Die Wahrburger selbst sind es, die durch ihr Tun dem Gast diesen ersten Eindruck vermitteln. So auch an diesem Samstagmorgen.

Es ist kurz vor Neun, als Ortsbürgermeisterin Carola Radtke die Tür zum Dorfgemeinschaftshaus aufschließt. Einige Wahrburger scheinen nur darauf gewartet zu haben, folgen ihrer Bürgermeisterin quasi auf dem Fuße. Ein Arbeitseinsatz, zu dem Radtke eingeladen hat, steht an, und sie wollen dabei sein. Eine Handvoll Frauen und Männer – älter zumeist, aber nicht nur – sind der Einladung hierher zum Treffpunkt gefolgt. „Was ist denn heute so geplant?“, brennt es einem der Arbeitseinsatzwilligen auf den Nägeln. Carola Radtke ist um Antwort nicht verlegen. „Ich dachte, die Frauen kümmern sich um die Aufsteller und die Männer gehen in den Park, Wege harken, Totholz herausnehmen, zu tun gibt es da genug.“

Ein paar Minuten später ist derselbe Mann bereits dabei, Gestrüpp, das einen der Rhododendren im Wahrburger Park zu überwuchern droht, auszugraben. Nur wenige Meter weiter, unter einer mächtigen Rotbuche, wartet ein Container darauf, mit eben diesem und anderem Strauchwerk, das nicht so recht in die Parklandschaft passen will, gefüllt zu werden. Hier treffen die „Samstagsparkarbeiter“ auch Markus Mösenthien. Das Ortsratsmitglied war gleich von seinem Zuhause aus in den Park gegangen, ausgerüstet mit einer Heckenschere, mit der er bereits begonnen hat, Wege freizuschneiden. Man stimmt sich kurz ab und schwärmt aus.

„Wir würden ja gern auch unseren Gemeindearbeiter einsetzen, aber den haben wir leider nicht.“ Ein Satz von Mösenthien, der für Erheiterung in der Runde sorgt, und etwas nachzuhallen scheint. Was er eigentlich sagen soll: Allein werden die Wahrburger es nicht schaffen, ihren immerhin zwei Hektar großen Park auf Vordermann zu bringen, obwohl man ihr Wirken auch hier nicht übersehen kann. Aber um zum Beispiel alle wild gewachsenen Bäume herauszunehmen oder sich gar an die schon zu DDR-Zeiten mit was auch immer verfüllten, ehemaligen Fischteiche zu machen, fehlt die Kraft. Die Stadt könnte getrost ein wenig mehr Interesse zeigen, wünschen sich die Wahrburger. „Na ja, das ist schon eine recht mühsame Angelegenheit“, formuliert es Ortsbürgermeisterin Carola Radtke wenig später an ihrem morgendlichen Ortsverschönerungs-Einsatzpunkt, dem „Willkommen in Wahrburg“-Aufsteller am Ortseingang. „Wir wollen ja da nicht sonst was draus machen, aber ein bisschen schöner könnte der Park noch werden, für unsere Leute. Die gehen gern dort spazieren.“ Sagt es und taucht den Pinsel erneut in die Farbbüchse.

Gegen Mittag, als dieser Arbeitseinsatz der Wahrburger zu Ende geht, ist nicht nur dieser, sondern auch der zweite Aufsteller frisch gestrichen, blühen frisch gepflanzte Blumen zu deren Füßen. Der Container unter der mächtigen Rotbuche ist gut gefüllt, der Park sieht wieder ein bisschen mehr nach einem solchen aus. Die Ortsbürgermeisterin ist rundum zufrieden. „Wir haben sehr viel geschafft“, sagt sie. Ja, es habe sich gelohnt – mal wieder und wie so oft, wenn sie ihre Wahrburger bittet, ein bisschen etwas fürs Dorf und für den guten ersten Eindruck zu tun, den der Gast bekommt, wenn er über die Pflasterstraße nach Wahrburg hinein fährt.