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Archäologie Boden erzählt Stadtgeschichte

Archäologen stoßen bei Arbeiten im Schadewachten in Stendal auf Entdeckung. Die alte Befestigunsanlage ist in den Erdschichten zu sehen.

Von Kaya Krahn 24.11.2020, 17:00

Stendal l Bei den Bauarbeiten im Schadewachten in Stendal sind Archäologen vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie beteiligt. Wird ein Schacht ausgehoben, begutachten sie die Bodenschichten und beurteilen, ob dort ohne Probleme weitergearbeitet werden kann. „Eigentlich sollen wir nur reinhüpfen und müssen dann schnell sehen, ob es dort etwas Interessantes für uns gibt oder eben nicht“, sagt Andreas Neubert.

Meistens können die Bauarbeiten schnell weitergehen. Zuletzt haben die Archäologen neben dem Tangermünder Tor aber doch etwas Spannendes entdeckt: Die Bodenschichten zeigen, wie die Stadt früher befestigt war. „Es ist toll die Strukturen zu sehen“, sagt Neubert. Man wisse aus Geschichtlichen Quellen zwar, wie Stendal in der Vergangenheit geschützt worden ist, dennoch „ist es klasse, zwei Quellen verbinden zu können.“

So lässt sich an den Erdschichten deutlich erkennen, wo die Stadtmauer stand, aber auch, wo genau der Graben davor verlief. „Die Schichten verlaufen in einer Art Kurve. Da wo der höchste Punkt zu erkennen ist, da war die Mauer; dort, wo die Linie abfällt, beginnt der Stadtgraben“, sagt der Archäologe. Es wurde noch ein weiterer Punkt entdeckt: Die Stadtmauer wahr wohl eine Erneuerung der vorherigen Stadtbefestigung. Es finden sich Anzeichen in der Erde, dass die Stadt zuerst durch Palisaden geschützt wurde. Quasi einem Holzzaun. „Man sieht die Stelle, wo die Pfähle in den Boden gerammt waren.“

Um solche Details zu erkennen, bedarf es geübte Augen und eine gute Vorarbeit. „Wenn der Bagger einen Schacht aushebt, sehen wir eigentlich erstmal nur ein braunes Erdgemisch. Um die Schichten richtig sehen zu können, müssen die Wände mit Präzessionswerkzeug geglättet werden“, sagt der 50-Jährige. In dem Schacht beim Tangermünder Tor macht das Thorsten Herm. Mit einer Art Maurerkelle und einer Gartenschere glättet er den gesamten ausgehobenen Bereich. Damit dauert die Arbeit für die Archäologen an dieser Stelle länger als sonst, obwohl Herm „sehr schnell arbeitet“. Normalerweise dauere eine Begutachtung etwa eine halbe Stunde, die Arbeiten am Tangermünder Tor würden aber sicher vier bis fünf Stunden in Anspruch nehmen.

Die Archäologen sind seit Baubeginn Ende Februar am Schadewachten dabei. Der Ausbau kostet insgesamt rund 3,5 Millionen Euro. „Die Zusammenarbeit auf der Baustelle klappt sehr gut“, sagt Neubert. Für ihn ist das Spannendste an der Arbeit, dass er an Ort und Stelle die Stadtgeschichte nachvollziehen kann.