1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Suppenkelle zwischen Stimmzetteln

Aschermittwoch Suppenkelle zwischen Stimmzetteln

Selten wird im Sitzungssaal des Stendaler Landratsamtes so viel gelacht wie beim Politischen Aschermittwoch.

Von Thomas Pusch 03.03.2017, 00:01

Stendal l Die CSU hat den Politischen Aschermittwoch kultiviert. In Stendal versteht es eine Partei von der anderen Seite des politischen Spektrums, diese Tradition im eigenen Sinne umzusetzen. Die Veranstaltung der Linken im großen Sitzungssaal des Landratsamtes war ein großer Erfolg.

Zum Auftakt betrachtete der Magdeburger Kabarettist Frank Hengstmann das Deutschland gut 26 Jahre nach der Wiedervereinigung. Er hat festgestellt, dass es sehr viel Neid gibt, vom Westen in Richtung Osten. Und warum? „Es gibt in Westdeutschland mittlerweile Regionen, in denen könnte ein Heimatfilm über die DDR gedreht werden“, sorgte seine Antwort für Lacher im Saal. Feinsinnig reihte er Pointe an Pointe, bevor er dann in die Haut der Kunstfigur Manni Fest schlüpfte, die als Hartz-IV-Empfänger über die Welt plauderte. Und dabei so ganz nebenbei den Magdeburger Dialekt erklärte. „Der Magdeburger sagt immer mich, auch wenn es richtig ist“, nannte er ein Beispiel. Er schilderte auch sein hartes Leben. Am Monatsanfang könne er sich noch ein Markenbier leisten, vom Billigbier, zu dem er am Monatsende greifen müsse, habe er mal eine Probe ins Labor gebracht. Die Antwort: „Ihr Pferd hat Zucker“.

An Pointenreichtum kaum etwas nach stand Hengstmann die Kreistagsabgeordnete Helga Paschke, die ein weiteres Mal in die Bütt stieg. Ihr Hauptanliegen war es, den Stendalern zu erklären, wie das denn nun mit der Gelben Tonne funktioniert. Dafür hatte sie sich zunächst einige Impfungen verpassen sowie Nah- und Weitsicht politisch ebenso wie medizinisch diagnostizieren lassen müssen. Erstaunlich, welche Fehlwürfe sie so aus der Tonne zog. Da waren die gefälschten Briefwahlunterlagen und eine Suppenkelle. „Die gehört doch nach Kläden“, stellte Paschke fest. Die Besitzerin habe sie schon so emsig gesucht, dass sie jüngst nicht vor Gericht erscheinen konnte.

Von der Lokalpolitik ging es mit Rudi Breyer als „kabarettierendem Eisenbahner im Ruhestand“ gleich in die große Weltpolitik. Mit Blick auf den neuen US-Präsidenten sagte er: „Ich warte auf die ausgleichende Gerechtigkeit zu John F. Kennedy“.

Dass die Musik nicht fehlte, dafür sorgten unter anderem die Osterburger Stadtmusikanten. Sie hatten nicht nur die Osterburger Karnevalshymne und die Stendaler Hymne auf den Linken-Aschermittwoch mitgebracht, sondern auch allerlei Spitzzüngiges, etwa den Song „Im Bundestag ist Muttertag“.

Zum Schluss stand wieder die Gelbe Tonne im Mittelpunkt. Und das in dreifacher Ausführung. Mario Blasche, Enrico Schild und Werner Schmidt ließen abwechselnd die Köpfe herausschauen und interpretierten „Mahna Mahna“. Viel Gelächter und ein letzter Applaus setzen den Schlusspunkt.