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Ausgrabungen Stendaler Erde liefert neue Erkenntnisse

Die Ausgrabungen am Marktplatz in Stendal gehen weiter. Dies führt zu Verzögerungen bei den Bauarbeiten.

Von Antonius Wollmann 04.08.2016, 18:21

Stendal l Der Fund war eine Sensation: Im April legte das Archäologen-Team um Grabungsleiter Manfred Böhme auf dem Kornmarkt die Überreste einer Markthalle aus dem Jahr 1188 aus frei. Die Experten vom Landesamt für Archäologie in Halle sprachen von einer einzigartigen Entdeckung. Seit einigen Tagen gehen die Wissenschaftler nun einer weiteren wichtigen Frage nach: Was spielte sich im späten 12. Jahrhundert vor den Toren der Halle ab?

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Stendaler Erde viele Antworten auf die Frage bereithält, ist groß. Und die ersten Schlüsse kann man bereits ziehen. „Wir haben es am Markt mit einer sehr fundreichen Stelle zu tun. Wir finden viele relevante Materialien“, sagte Manfred Böhme. Laut dem Grabungsleiter könne man davon ausgehen, dass es vor der Halle eine große Freifläche gab.

Dass auch dort intensiv Handel getrieben wurde, darauf weisen die bisher ausgegrabenen Artefakte hin. In den vergangenen Tagen sind vor allem Kämme, Würfel und Messergriffe aufgetaucht. „Sie sind meist aus Tierknochen gefertigt. Die Knochen stammen erfahrungsgemäß von Schweinen und Rindern“, erzählt Manfred Böhm.

Er gehe außerdem davon aus, dass insbesondere Handwerker vor der Markthalle ihre Waren produziert und verkauft haben. Dazu errichteten sie sogar kleine Hütten. Spuren von Pfählen sind im Boden erkennbar. „Man sollte ihre Größe aber nicht überschätzen“, sagt Manfred Böhme.Die umfangreichen Grabungen und Untersuchungen stören allerdings den Fortgang der Bauarbeiten am Markplatz.

Erst wenn die Archäologen am 26. August ihre Zelte in Stendal endgültig abbrechen, kann es wieder ohne Behinderungen weitergehen. „Die ausführenden Firmen und das Tiefbauamt setzen alles daran, den Verzug aufzuholen“, erklärt Stadtsprecher Klaus Ortmann auf Nachfrage der Volksstimme. Ziel sei es, die bis Ende des Jahres den Großteil der Arbeiten zu erledigen. „Einen genauen Termin für das Ende der Arbeiten können wir aber nicht nennen“, sagt der Stadtsprecher.

Klar ist bereits, dass der Wochenmarkt in diesem Jahr nicht mehr an seinen ursprünglichen Standort zurückkehren wird. Bis zum kompletten Abschluss der Bauarbeiten werden die Händler auf den Sperlingsberg ausweichen müssen.

Ob die geplante Eisbahn auf dem Marktplatz errichtet wird, ist ebenfalls fraglich. Seitens der Stadt schaut man sich bereits nach Alternativen um. „Favorisiert wird für diesen Winter eher ein anderer Standort. Es gibt mehrere Optionen, die aber noch nicht spruchreif sind“, sagt Klaus Ortmann. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen.