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Auswanderer Großproduktion soll wieder anlaufen

Fast zehn Monate ist es her, dass es bei der Auswandererfamilie Till in Kanada brannte. Nun blickte sie optimistisch in die Zukunft.

Von Thomas Pusch 02.09.2017, 01:01

Tangerhütte l Klaus Till erinnert sich immer noch mit einem Schaudern an den Anruf, der ihn und seine Frau am 12. November vergangenen Jahres erreichte. „Wir lagen schon im Bett, da rief mein Sohn an und sagte, dass alles verbrannt ist“, erzählt er. Die Produktionshalle des Fleischers Stephan Till, der dort Wurst nach original deutschem Rezept herstellte, wurde Opfer eines Feuers, das gegen 14.45 Uhr Ortszeit (23.45 Uhr deutscher Zeit) in einem benachbarten Betrieb ausgebrochen war.

Die Zweifel waren groß, ob sie einen Neuanfang wagen würden, doch bald schon stand fest: „Wir geben nicht auf.“ Dazu beigetragen hatten die Solidarität der neuen Nachbarn in Kanada und eine Spendenaktion in der Heimat, die Christian Geffers, ein ehemaliger Klassenkamerad, und seine Freundin Katrin Schirmer ins Leben gerufen hatten. Fast 7000 Euro kamen auf einem Internetportal an. Manche Spender kamen auch direkt zu den Eltern. Sigrid Till steigen noch heute Tränen der Rührung in die Augen, wenn sie daran denkt, wie groß die Hilfsbereitschaft war.

Mittlerweile gibt es auch Grund für Freudentränen. Stephan Till ist zum 70. Geburtstag seines Vaters mit Tochter Emily in die Altmark gereist, und nach fast zehn Monaten sieht die Welt schon ganz anders aus. „Das Geschäft mit dem Ladenverkauf läuft sehr gut, die Kunden sind uns treu geblieben“, fängt er das Gespräch mit der Volksstimme mit einer erfreulichen Nachricht an. Der Großhandel, der sei allerdings eingebrochen, da sich diese Mengen nicht in dem kleinen Altmaerker German Sausage House & Deli produzieren lassen. Fürs Ladengeschäft wird Wurst schon seit Anfang Dezember wieder hergestellt. Das innen komplett zerstörte Geschäftshaus in Delta im Bundesstaat British Columbia, knapp 20 Kilometer Luftlinie von Vancouver entfernt, soll wieder errichtet werden.

„Eigentlich sollte es schon Ende des Jahres eröffnet werden, aber jetzt haben sie festgestellt, dass die Wände nicht erdbebensicher sind“, erzählt Till. Wenn er in der kommenden Woche wieder zurück ist, will er mit Bürgermeisterin Lois Jackson darüber sprechen, wie der Prozess beschleunigt werden kann. Jackson gehört auch zur vielfältigen Kundschaft des Delis. „Es sind nicht nur deutsche Auswanderer, sondern auch viele Europäer und eben Kanadier dabei“, zählt Till auf. Sie alle haben gemeinsam, dass sie die deutsche Qualität in dem Geschäft schätzen. „Überhaupt ist Deutschland in Kanada sehr anerkannt, nur der Berliner Großflughafen sorgt da für Kopfschütteln“, schildert Till.

An die Arbeit hat er auch an den Tagen in Deutschland gedacht. „Ich war bei einem Maschinenhersteller in Maxdorf, einem kleinen Dorf bei Heidelberg“, schildert Till. Sobald das Gebäude wieder steht, sollen die Produktionsmaschinen anrollen und wieder losgelegt werden. Es ist wirklich eine ganz andere Situation im November 2016, als Familie Till mit dem Gedanken spielte, nach zehn Jahren wieder nach Deutschland zurückzukehren. „Aber du kannst die Leute ja auch nicht im Stich lassen“, findet er. Die Tills sind in Kanada angekommen, wenn Stephan Till von dort spricht, sagte er auch stets: „Bei uns“.