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Bahnhofsumbau Stendal wartet drei Jahre auf Fahrstühle

Die Fahrstühle am Stendaler Bahnhof können nicht wie vorgesehen gebaut werden. An einen Ausbau sei laut Bahn nicht vor 2019 zu denken.

Von Antje Mewes 15.06.2016, 01:01

Stendal l Als vor sechs Wochen aus der Stendaler Stadtverwaltung die Info kam, dass die geplanten Fahrstühle am Stendaler Hauptbahnhof nicht vor 2018 kommen werden, da schäumte der ehemalige Landtagsabgeordnete Tilman Tögel (SPD) im Kreistag: „Das ist doch alles eine Peinlichkeit hoch zehn.“ Es solle Druck auf die Bahn ausgeübt werden, forderte Tögel.

Gestern kam nun die trockene Presseerklärung der Bahn, dass der Ausbau vor dem zweiten Quartal 2019 nichts werde. „Die Arbeiten werden sich noch einmal verzögern“, hieß es. Bei den bisherigen Arbeiten an den Bahnsteigdächern, der Beleuchtung sowie dem Bau der Bahnunterführung zur Lüderitzer Straße sei festgestellt worden, dass der Grundwasserspiegel so weit angestiegen sei, dass der vorgesehene Plan, Aufzüge in den Tunnel einzubauen, verworfen werden musste. Derzeit laufen Planungen, eine komplett neue Personenunterführung zu errichten, teilte Karin Meyer, Bahnhofsmanagerin Magdeburg der DB Station & Service AG, mit. Zur Klarstellung: Es geht um den zentralen Tunnel, der bis 2015 nur vom Bahnhofsgebäude betreten werden konnte und dann mit einem Durchstich bis zur Lüderitzer Straße verlängert wurde. Der zweite – sehr marode – Tunnel (Röxer Tunnel) soll nach wie vor zugeschüttet werden.

Neben den Fahrstühlen sollen auch die Bahnsteige um 55 Zentimeter erhöht werden, was das Einsteigen in die Züge für gehandicapte Personen erleichtert. Der Baubeginn werde in Abhängigkeit der aktuellen Bauarbeiten, unter anderem an dem Bahnknoten Magdeburg, zeitlich neu eingeordnet. Anfang Mai war Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU) in einem Gespräch mit Bahnvertretern über erneute Verzögerungen informiert worden. Wie Stadtsprecher Klaus Ortmann mitteilt, habe Schmotz darauf bestanden, dass die Bahn öffentlich einen Bautermin nennt. Dem kam die Bahn nun am Montag mit ihrer Presseerklärung nach.

Ende Mai hatte die Volksstimme die drei altmärkischen Bundestagsabgeordneten bei der „Frage der Woche“ (27. Mai) darum gebeten, sich zu äußern, wie Politiker Einfluss auf den Ausbau des Bahnhofes nehmen können. Volksstimme-Leser Martin Düster aus Salzwedel hatte die Frage eingereicht. Katrin Kunert (Die Linke) äußerte sich nicht nur, sondern hakte gleich bei der Bundesregierung nach, wie der barrierefreie Ausbau altmarkweit aussieht und was für Stendal geplant ist.

Für den Stendaler Bahnhof, heißt es in der Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium, die der Volksstimme vorliegt, dass die Planungsunterlagen für eine Erneuerung der Bahnsteige und den Einbau von Aufzügen bereits Ende März 2014 dem Eisenbahnbundesamt vorgelegt wurden. Als dann der separate und von diesem Vorhaben unabhängige Durchstich des Bahnsteigtunnels zur Lüderitzer Straße (neuer Tunnel) erfolgte, trat ein grundlegendes Problem zutage – das Grundwasser. Im Schreiben des Bundesverkehrsministeriums heißt es dazu, „dass der Zustand des bestehenden Tunnels und das anstehende Grundwasser einen Einbau von Aufzügen nicht zulassen.“ Die avisierte Terminkette sei deshalb verworfen und ein Tunnel-Neubau geplant worden.

Die Obere Denkmalbehörde prüfe derzeit den Erhalt der Granitplatten des Röxer Tunnels. Sie sollten nach ursprünglicher Planung abgebrochen werden. Zudem lägen dem Eisenbahnbundesamt noch nicht alle Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange vor. Eine Aussage zum Zeitpunkt der Planungsgenehmigung könne deshalb noch nicht getroffen werden, teilte Enak Ferlemann, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Verkehr, mit.

„Es ist sehr ärgerlich, was da passiert“, sagte Ortmann gestern. Die Stadt habe mit dem Tunneldurchstich und der Rampe zur Lüderitzer Straße hin ihren Teil abgearbeitet und nun hänge es wieder an der Bahn.

Als im April 2013 mit den Arbeiten am Stendaler Bahnhof begonnen worden war, war eine Fertigstellung bis 2015 angekündigt worden. Anschließend sollte noch der Röxer Tunnel zurückgebaut werden. Nun gibt die Bahn die Information raus, dass die Bauarbeiten nicht vor Frühjahr 2019 beginnen könnten.