Baustelle Leiden im Sperrgebiet

Bis zum 30. Oktober ist die Heerener Straße in Stendal voll gesperrt. Darunter leiden auch die Geschäftsleute.

Von Thomas Pusch 10.10.2017, 01:01

Stendal l Michael Rittmann, Chef des Imbisses „Mahlzeit“ an der Heerener Straße, fasst die Situation mit einem Wort zusammen: „Katastrophe“. Im Rahmen des Kreiselbaus an der Heerener Straße in Stendal geht mit dem dritten Bauabschnitt seit 20. September am Abzweig von der Lüderitzer beziehungsweise Magdeburger Straße gar nichts mehr. Vollsperrung bis zum 30. Oktober. Sechs lange Wochen, die nicht nur den Autofahrern durch den Umweg, sondern eben auch den Gewerbetreibenden zu schaffen machen.

Die Heerener Straße und der Hohe Weg sowie der Altmarkpark und die umliegenden Gewerbegebiete (Südost) sind in dieser Bauzeit nur über die Südumgehung beziehungsweise aus Heeren kommend erreichbar. „Erst zwei Tage vorher wurden wir vom Landesstraßenbaubetrieb über die Vollsperrung informiert und diese Kurzfristigkeit ärgert uns“, sagte Rittmann. Was ihn noch mehr ärgert, ist, dass die Kunden wegbleiben, was für „nahezu 90 Prozent Verlust“ gesorgt habe. Und das nicht nur im Imbiss selbst, sondern auch beim Liefersevice. „Wir müssten schon um 10 Uhr das Essen fertighaben, um es pünktlich ausliefern zu können“, beklagt Rittmann die ständig verstopften Straßen rund ums Sperrgebiet. Und das sei rein zeitlich nicht zu schaffen, da bei „Mahlzeit“ frisch zubereitet werde und der Großhandel auch erst um 7 Uhr öffne. So entschloss sich Rittmann nach einer Woche, den Imbiss zu schließen.

Nicht erst in diesem Jahr leiden die Gewerbetreibenden unter der Baustelle. Dies ist bereits der dritte Bauabschnitt, begonnen wurde 2015. Eine Erholungspause wäre wohl wünschenswert gewesen. „Allerdings verstehe ich auch nicht, wieso es drei Jahre dauert, einen Kilometer Straße und zwei Kreisel zu bauen, wenn es doch nur sechs Tage gedauert hat, die Welt zu erschaffen“, nimmt er es mit Galgenhumor. Immerhin: Am 17. Oktober soll der Imbiss mit einem reduzierten Programm wieder öffnen.

Auch am anderen Ende der Heerener Straße, im Altmark-Park, sind die Folgen der Baustelle deutlich zu spüren. „Das ist einfach Mist“, meinte Christoph Scharke, Filialleiter des E-Centers. „Wer fährt denn schon freiwillig einmal um Stendal herum, um einkaufen zu gehen“, fragte er rhetorisch. Daher gelte sein Dank den Kunden, die dem E-Center treugeblieben sind. Und es seien ja nicht nur die Autofahrer, die unter der Baustelle zu leiden hätten auch die Radfahrer. Und die gebe es bei Kunden und Mitarbeitern gleichermaßen – „Eine unangenehme Situation für alle“. So hofft Scharke, dass die Bauarbeiten zügig vorangehen und Ende des Monats beendet sein werden.

Darauf setzt auch Oliver Fleßner, Geschäftsleiter des benachbarten Porta-Möbelmarktes. „Wir haben eine mangelnde Frequenz und deutlich weniger Kunden“, sagte er im Gespräch mit der Volksstimme. Für die Auswärtigen spiele das nicht so die Rolle, aber die Stendaler würden eben überlegen und dann meist zum Entschluss kommen, Porta keinen Besuch abzustatten.

Auch zahlreiche Autohäuser sind an der Heerener Straße beheimatet, eines davon ist das Autohaus Dehn. „Eigentlich wäre es ja ganz einfach zu uns zu kommen, aber so eine Sperrung sorgt bei vielen für eine Hürde“, meinte Verkaufsberater Reiner Vollenscheer. Eigentlich müsste ja nur die Umgehungsstraße genutzt werden, allerdings schrecke der Stau auch viele ab. „Wir haben aber volles Verständnis für die Baumaßnahme und sind dafür“, betonte er. Mit zahlreichen Aktionen versucht das Autohaus dennoch Kunden anzulocken, eine Rückgang sei aber auch dort seit der Vollsperrung zu verzeichnen.