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BeschlossenKein Naturlehrpfad am Stadtsee

Das Stendaler Tiergartengelände könnte wachsen. Der Stadtrat beauftragte die Verwaltung, dessen Erweiterung zu prüfen.

Von Volker Langner 20.02.2019, 00:01

Stendal l Stehvermögen – besser gesagt: Sitzfleisch – benötigten die Stendaler Stadträte wie auch die Besucher ihrer Beratung am Montagabend. Bei 34 Tagesordnungspunkten reizten sie die mögliche Sitzungsdauer von vier Stunden voll aus. Allein der öffentliche Teil erstreckte sich über drei Stunden und 40 Minuten.

Der Abend brachte zahlreiche Entscheidungen, denen mehr oder weniger heftigere Debatten vorausgingen.

Gleich zwei Abstimmungen gab es zur möglichen Erweiterung des Tiergartengeländes. Die Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile hatte einen entsprechenden Antrag eingebracht. Fraktionsvorsitzender Herbert Wollmann machte deutlich, dass es dabei erst einmal lediglich um einen Prüfauftrag an die Verwaltung gehe und sagte: „Wir wollen uns ein Bild machen, ob es für die Stadt finanziell machbar ist.“ Von einer Machbarkeitsstudie war dann auch im Antrag die Rede, der die Erweiterung des Tiergar- tenareals in Richtung Erich-Weinert-Straße vorsieht und auf einem Ansinnen des Vereins der Tiergartenfreunde basiert.

Björn Eckhard Dahlke forderte für die Fraktion Linke/Grüne eine Konkretisierung der Nutzungspläne. Aus ihrer Sicht mache ein Aufbau weiterer Tiergehege keinen Sinn, sei zu teuer. Dahlke sprach sich stattdessen für das Anlegen eines Natur- und Pflanzenlehrpfades aus und stellte dazu einen Antrag. Den wiederum lehnte Wollmann ab und begründete: „Einen Naturlehrpfad hat der Tiergartenverein nicht im Sinn.“ Verein und die Fraktion mit ihrem Antrag setzen auf eine „tiergärtnerische Nutzung“.

Der Dahlke-Antrag wurde abgelehnt, der Ursprungsantrag von SPD/FDP/Piraten/Ortsteile zur Prüfung der Tiergartengeländes mehrheitlich angenommen. Die Prüfung soll bis Mitte Mai erfolgen.

Während sich also der Tiergarten am Stadtsee durchaus weiter ausbreiten könnte, findet ein Grillplatz dort vorerst keinen Platz. Für so ein Grillangebot hatte sich die Fraktion Linke/Grüne stark gemacht, fand dafür aber keine Mehrheit im Stadtrat.

Etwas pikiert zeigte sich Wollmann. Er erinnerte an einen ähnlichen Vorschlag der Fraktion SPD/FDP/Piraten/Ortsteile. Sie hatte sich schon im Vorjahr für einen solchen Grillplatz stark gemacht – allerdings im August-Bebel-Park – und war damit im Juli im Stadtrat auf Ablehnung gestoßen. Auch bei Linke/Grüne. Wollmann verwies nun auf die Notwendigkeit einer Toilettenanlage und damit auf „enorme Zusatzkosten“, die nicht im Haushalt verankert seien.

Joachim Röxe, Fraktionsvorsitzender Linke/Grüne, sagte, er halte den Stadtsee als Standort für einen Grillplatz im Gegensatz zum August-Bebel-Park für mehrheitsfähig. Er bot an, den Antrag seiner Fraktion zur Beratung in die Ausschüsse zu verweisen. Doch Reiner Instenberg (SPD) meinte, Bedenken gebe es an Standorten hier wie da. Er habe „keine Lust auf Spielchen“ und erteilte dem Antrag eine Absage. Wie auch Hardy Peter Güssau, Vorsitzender der Fraktion CDU/Landgemeinden. Er grille sehr gern – „ja, das sieht man auch“ – aber der Stadtsee sei kein geeigneter Platz.

Der Stadtrat lehnte den Grillplatz am Stadtsee ab: 28 Räte waren dagegen, lediglich zehn dafür, es gab eine Enthaltung.

Einstimmung wurden dagegen Anträge angenommen, die Stendal und Uchtspringe zu abendlicher Stunde mehr Licht bringen. So wird die Beleuchtung des Radweges in der Arneburger Straße erweitert und erhält der Gehweg in der Straße „Am Schäferwald“ im Ortsteil Uchtspringe Straßenlicht. Beide Anträge kamen von der Fraktion CDU/Landgemeinden.

Für die hatte Matthias Kirchbach geworben und dabei auch auf die Aufwertung der Sportanlagen am Hölzchen und die Sicherheit der jungen Sportler verwiesen. Kirchbach: „Jeden, der Zweifel an der Zustimmung hat, lade ich ein, jetzt dort hin zu radeln.“ Diese Art der Überzeugung war aber nicht notwendig. Zumal im Beschluss die Querungshilfe für Fußgänger ausdrücklich in das Lichtkonzept einbezogen werden soll. Die Beleuchtung in der Arneburger Straße soll nun von der Uchtebrücke bis zum Birkenweg erweitert werden.

Auch über die Notwendigkeit der Beleuchtung am Schäferwald waren sich die Stadträte einig. Trotz Verwirrung. Helga Zimmermann (Linke) wunderte sich nämlich, dass sie die Ausschreibung für die Beleuchtung bereits im Amtsblatt gelesen hatte und erst jetzt der Antrag folge. Wurden da schon Tatsachen vor dem Beschluss geschaffen?

Das sei nicht der Fall, beschwichtigte Kämmerin Beate Pietrzak. Maßnahme und Geld seien bereits im 2019er Haushalt eingestellt, erklärte sie. Offensichtlich hatte es bei dem vom Ortsrat initiierten Antrag und der Einarbeitung in den Haushalt Überschneidungen gegeben oder – wie Marcus Schober (CDU) vermutete – ein Kommunikationsproblem.

Der Rat stimmte dennoch ab und sprach sich einstimmig für die Beleuchtung aus. Zuvor hatte Schober, der in Uchtspringe lebt, einige Eckdaten genannt: Beleuchtet werden auf dem Hauptweg zum Wohngebiet „Schäferwald“, in dem sich unter anderem Einkaufsmöglichkeiten und eine Bushaltstelle befinden, rund 120 Meter mit voraussichtlich drei bis vier Lampen.

Der öffentliche Teil der Stadtratssitzung endete gegen 21.40 Uhr mit zwei Wortmeldungen von Ortsbürgermeistern. Norbert Kammrad (Fraktion CDU/Landgemeinden) wünschte sich für das Dorfgemeinschaftshaus Groß Schwechten öffentliches Wlan.

Harriet Tüngler (SPD/FDP/Piraten/Ortsteile) war verärgert, dass sie zur ersten Bauberatung für die Kindertagesstätte Uenglingen nicht eingeladen worden war. Ihr Kommentar: „Unerhört“.