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Bildung Schul-Ende für 58 Jugendliche

58 junge Frauen und Männer aus Tangermünde sind seit Freitag keine Schüler mehr. Sie haben ihr Abschlusszeugnis in der Tasche.

Von Anke Hoffmeister 13.07.2020, 09:00

Tangermünde l Zeugnisübergabe einmal anders. Statt in einer Aula, die mit Menschen überfüllt ist, und in der, ganz gleich, welche Temperaturen herrschen, nach wenigen Minuten jeder zu schwitzen beginnt, war die Turnhalle der Ausweichort. Im Zuge der Schulsanierung war auch sie vor Jahren komplett neu gestaltet worden. Modern war das Ambiente deshalb schon, doch eher sportlich, statt festlich.

Doch für die meisten Schüler und Eltern war wichtig, dieses einmalige Ereignis im Leben überhaupt auf diese Weise feiern zu dürfen. Zwar auf Abstand und in abgespeckter Variante, was Gäste und auch Kulturprogramm betraf – aber immerhin fand sie statt: die feierliche Zeugnisübergabe nach sechs Jahren Sekundarschulzeit.

Da aufgrund der Beschränkungen als Reaktion auf die weltweite Corona-Pandemie auch diesen 58 jungen Menschen wochenlang der Schulbesuch unmöglich war und sie weder eine Abschlussfahrt noch einen besonderen letzten Schultag erleben durften, ist es aus Lehrersicht schon beachtlich, dass dieser Jahrgang zu den besten der vergangenen Jahre gehörte.

20 der 58 Absolventen starten in ihren neuen Lebensabschnitt mit dem erweiterten Realschulabschluss. 36 erkämpften sich einen Realschulabschluss. Zwei gehen mit einem Hauptschulabschluss ihren Weg.

Schulleiterin Andrea Schmidt erinnerte in ihrer Rede noch einmal an den ersten Schultag 2014 in der frisch sanierten Sekundarschule, ließ die gemeinsamen Jahre Revue passieren.

Bürgermeister Jürgen Pyrdok (parteilos), als Festredner von der Schulleitung eingeladen, gab den jungen Menschen mit auf den Weg, dass für sie, in welcher Situation sie sich auch immer befinden mögen, stets die Familie der Ort sei, an dem sie Kraft und Zuversicht finden würden. Und er hielt den Absolventen, Lehrern und auch Eltern noch einmal vor Augen, dass gerade dieser Jahrgang bewiesen habe, dass er selbst „unter widrigen Bedingungen in der Lage war, beachtliche Ergebnisse zu erreichen“.

Da bis heute keine Arbeitsgemeinschaften erlaubt sind, gab es für die Schulabgänger kein Kulturprogramm von Schülern für Schüler. Stattdessen hatte Musiklehrer Andreas Dertz in seinen Kollegen Bernhard Nowag und Silvia Kühne Mitstreiter gefunden, die statt des Schulchors als Lehrer-Band auftraten. Mit Gitarre, Bass-Gitarre und Gesang unterhielten sie das Publikum mit deutschsprachigen Liedern, sorgten so für ein klein wenig Kultur in sportlicher Atmosphäre. Kein Händedruck zum Abschied, keine herzliche Umarmung für lieb gewonnene Schüler – und dennoch ein würdiger Abschluss für den Jahrgang 2020. Immerhin gab es für sie diese offizielle Verabschiedung im Beisein der Klassenlehrer und der Schulleitung mit ein paar persönlichen Worten des Bürgermeisters und zusammen mit allen anderen Mitschülern. Mit Sonnenblumen und orangefarbenen Gerberas sowie dem schriftlichen Beweis ihrer schulischen Leistungen wurden sie in das weitere Leben entlassen.

Doch letztendlich mussten diese jungen Menschen sogar noch auf die angemeldete Feier nach der Zeugnisübergabe verzichten. Obwohl das Land erlaubt, dass sich bis zu 250 Personen in geschlossenen Räumen aufhalten dürfen, war ihnen die Nutzung des Grete-Minde-Saals untersagt. Engagierte Eltern machten es jedoch einem Teil der Absolventen möglich, den Schulabschluss dennoch zu feiern.