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Corona Hausärzte sind bereits geimpft

Die niedergelassenen Ärzte im Elb-Havel-Winkel sind gegen Corona geimpft. Es gab zwei zentrale Termine für alle.

Von Andrea Schröder 24.02.2021, 00:01

Elb-Havel-Winkel l „Alle niedergelassenen Ärzte im Altkreis Havelberg und die Mitarbeiter in den Praxen haben bereits die Corona-Impfung erhalten, obwohl sie doch erst in der Priorität zwei sind“, empörte sich ein Havelberger (Name ist der Redaktion bekannt) am Volksstimme-Telefon. Er habe kein Verständnis dafür, zumal doch so viele ältere Bürger über 80 noch nicht einmal einen Impftermin bekommen haben. „Das ist eine bodenlose Frechheit, ich empfinde das als ethisch und moralisch verwerflich und als große Ungerechtigkeit.“ Er habe sich an den Landkreis gewandt, jedoch bisher keine Antwort erhalten. Die Volksstimme fragte beim Kreisstellensprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) für Havelberg, Dr. Karsten Gilbrich, nach.

„In den vergangenen Wochen beobachte ich immer mehr eine zunehmende und forcierte Neiddebatte über Verfehlungen bei den Coronaschutzimpfungen. Dabei nehmen nach meiner Meinung einige Politiker und auch Medien eine unrühmliche Rolle ein. Nach einer nun eingegangenen telefonischen Beschwerde bei der Volksstimme, dass alle niedergelassenen Ärzte inklusive der Praxismitarbeiter im Altkreis Havelberg geimpft worden sind, wollte ich zunächst darauf nicht reagieren“, macht der Mediziner seinen Unmut deutlich. Er tat es doch, um zu erklären, dass die Ärzteschaft damit gesetzeskonform gehandelt hat.

Wie er berichtet, hat das Bundesministerium für Gesundheit im Dezember in der Verordnung zum Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 unter Paragraf 2 „Schutzimpfungen mit höchster Priorität“ unter Punkt 4 und 5 veröffentlicht, welche Personen mit höchster Priorität Anspruch auf Schutzimpfung haben. Zudem gibt es ein Rundschreiben der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen-Anhalt (KVSA) vom 13. Januar dieses Jahres.

Darin heißt es unter anderem: „Die KVSA hat das Sozialministerium sowie die Landkreise und kreisfreien Städte eindringlich aufgefordert, zeitnah Impfungen der Ärzte/Psychotherapeuten und des Personals der Praxen zu organisieren. Mit drei Landkreisen (Salzwedel, Stendal und Harz) konnte eine entsprechende Absprache bereits erfolgen. Darüber hinaus macht sich die KVSA gegenüber den politischen Verantwortlichen derzeit stark, bei entsprechender Verfügbarkeit der Impfstoffe die Impfungen so schnell wie möglich in den Praxen durchzuführen, um möglichst schnell flächendeckend impfen zu können.“

Nachdem das Impfzentrum Stendal Kontakt mit ihm aufgenommen hatte, habe er die Impfung in Klietz organisiert, berichtet Karsten Gilbrich weiter. Es gab zwei Termine am 20. Januar und 10. Februar. „Der ganze Ablauf entsprach den Vorgaben des Gesundheitsministeriums und war damit gesetzeskonform“, macht er deutlich. Der KV-Sprecher weiter: „Mir ist bekannt, dass es zu diesem Vorgang eine Anfrage durch die Partei Die Linke federführend unter Herrn Gallert gab. Es stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit einer solchen Erkundung. Die Ärzteschaft der Kreisstelle Havelberg sieht das als Missachtung und Misstrauen sowie Förderung des Denunziantentums an.

Wir wissen alle, dass das derzeit größte Problem neben den noch knappen Impfstoffen die Terminvergabe darstellt. Die meisten Bewohner wünschen sich eine wohnortnahe Möglichkeit zur Impfung am liebsten bei ihren Hausärzten. Dazu kann ich bekannt geben, dass die Hausärzte in Absprache mit dem Impfzentrum für den Bereich des ehemaligen Kreises Havelberg alle noch nicht geimpften über 80-jährigen Personen an zwei Terminen in Klietz und in Havelberg impfen werden. Die Termine werden rechtzeitig öffentlich angezeigt. Damit ist dann die Impfung der Personen mit der höchsten Priorität abgeschlossen und wir können kurzfristig fließend in die nächste Impfphase gehen.

Wenn dann in absehbarer Zeit ein Impfstoff zur Verfügung stehen sollte, der über die Hausarztpraxen geimpft werden kann, sind wir durchaus in der Lage, innerhalb von ein bis zwei Wochen die rest­liche impfwillige Bevölkerung des ehemaligen Landkreises durchzuimpfen. Dazu sind auch gern kritisierende Politiker und auch Medienvertreter eingeladen, die dann mit den Impfbevollmächtigten über die Vergabe der restlichen Impfdosen entscheiden können.“

Zu bedenken gibt er: „Das Coronavirus ist ein krankmachender Organismus, der seine eigene Dynamik hat und gnadenlos keinen Fehler verzeiht. Es spielt dabei keine Rolle, welcher politischen oder religiösen Gesinnung man ist, ob man jung oder alt ist oder welchen gesellschaftlichen Rang man hat. Dabei kann keiner für sich sicher sein, wie der Krankheitsverlauf bei einer Infektion ausgeht. Ich finde es unverantwortlich, dass sich Vertreter von anderen Interessengruppen die Beendigung der Schutzmaßnahmen wünschen, mit der öffentlichen Befürwortung und Konsequenz kalkulierter vermehrter Todesfälle in der Bevölkerung. Hier gibt es seitens der Medien kaum Empörung. Ich wünsche mir, dass die medialen und politischen Grabenkämpfe beendet werden und in Bezug auf die Bekämpfung des SARS-COV2 (im Rahmen eines Burgfriedens) eine gemeinsame Linie gefahren wird. Das würde uns im Kampf gegen die Pandemie schneller voranbringen.“