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Corona-Krise Alles tun fürs Gesundheitswesen

Apotheker Christoph Schaefer aus Stendal setzt sich mit seinen Mitarbeitern in der Corona-Krise dafür ein, das Gesundheitswesen zu stärken.

Von Regina Urbat 26.03.2020, 00:01

Stendal l Schon seit drei Wochen ist Christoph Schaefer in Alarmzustand. „Mit den ersten positiv getesteten Rückkehrern aus den Skigebieten in Italien habe ich mit Schutzmaßnahmen begonnen“, sagt der Chef der Roland-Apotheken in Stendal. Er habe gespürt, dass die Coronavirus-Welle kommt. „Nur nicht, dass sie so schnell heranrückt.“

Demzufolge hat der 42-jährige Apotheker auch sein Tempo erhöht, um zu handeln. Ihm ist wichtig, den Leuten den bestmöglichsten Schutz zu bieten. Das betrifft die 40 Pharmazeutisch-technischen Assistenten (PTA) in den Roland-Apotheken, die 30 Mitarbeiter im Roland-Pflegedienst, aber auch die Kunden, Ärzte und viele Menschen mehr. „Wir müssen uns hier vor Ort kümmern, um die Corona-Krise zu bewältigen“, sagt Christoph Schäfer.

Die zweijährige Tätigkeit in Indien habe ihm gezeigt, wie wichtig Logistik ist, um sein Ziel zu erreichen. „Keine Wege dürfen doppelt gemacht werden“, betont Schaefer und lässt bei einem Pressebesuch hinter die Kulissen seiner Apotheke am Roland-Ärztehaus schauen.

Die Pandemiepläne für seinen Verantwortungsbereich sind umgesetzt, alle Mitarbeiter geschult, sie tragen bei entsprechenden Tätigkeiten einen Mundschutz und Handschuhe. Eine Schleuse für die Warenannahme ist eingerichtet, betreten darf man sie nur mit Schutzbekleidung.

Die Waren selbst sind in den Lagerräumen neu sortiert. „In diesem hier ist alles für die Corona-Krise“, sagt Christoph Schaefer. Dazu gehören Behälter mit Flüssigkeiten wie Isopropanol zur Herstellung von Desinfektionsmittel. Das geschieht gleich nebenan, in einem viel größeren Stil als sonst“, sagt Schaefer. Zu Hilfe kommt ihm dabei, dass er auf alte DDR-Bestände wie große Trichter und Gefäße zurückgreifen kann. „So etwas hat heutzutage kaum noch eine Apotheke.“ Sein Vater Rolf-Dieter Schaefer hat sie aufbewahrt.

Der Seniorchef wäre sicher gern in seinem Reich, das er einst aufgebaut hat. Als Rentner gehört er aber zu der Risikogruppe, die alle Kontakte einschränken sollte. „Er hilft uns im Home-Office“, sagt der Sohn. Auch seine Ehefrau sei dazu verdammt, weil die Kinder, acht und elf Jahre alt, zu Hause betreut werden.

Doch über Personalmangel klagt Christoph Schaefer nicht. „Hier packen alle mit an“ – wie gerade die PTA-Auszubildende Linda Hoffart bei der Herstellung von Händedesinfektion. Nach Rezepturvorgabe mischt sie die Flüssigkeiten und füllt diese in kleine Fläschchen. Ihr Chef nimmt eine Flasche und sagt: „Das ist Goldstaub.“

Nicht zu unrecht seine Bewertung, denn die 50 Milliliter Hygieneschutz sind heiß begehrt. Ebenso wie Mundschutztücher. „Die haben wir nicht vorrätig. Man kann sie sich selbst nähen. Anleitungen gibt‘s im Internet“, sagt Schaefer. Anders sei es bei den Desinfektionsmitteln für die Hände und für Flächen. Sie werden in der Roland-Apotheke hergestellt und verkauft. „Wir versorgen auch die Fieberambulanz, Arztpraxen sowie andere, die um Hilfe bitten.“

Die Zusammenarbeit mit Medizinern und der Kassenärztlichen Vereinigung bezeichnet Schaefer als „sehr gut“. Deshalb sei es in kurzer Zeit gelungen, in Stendal ein Fieberzentrum für den Test auf eine Infektion mit dem Coronavirus aufzubauen.

„Auf die Frage, ob ich helfen kann, habe ich sofort Ja gesagt, ohne zu wissen, was auf mich zukommt“, erinnert sich der Apotheker an das Telefonat an dem Sonnabend, 14. März. Drei Tage später wurde die Spezialambulanz in der Ladenzeile des Ärztehauses eröffnet.

Parallel dazu hat Christoph Schaefer weiter die Struktur der Apotheke den Umständen angepasst. „Ich habe von Beginn an die Erfahrungen von Kollegen in Italien genutzt.“ Sie haben eine Covid-19-Checkliste für Apotheken erarbeitet. Mit einem Blick darauf sagt der Stendaler: „Wir sind gut aufgestellt.“

In Verkaufsbereich werden die Kunden längst über das korrekte Verhalten mit Hinweisschildern informiert. Mit Markierungen und Abstandshaltern werden sie geleitet. An den Verkaufstischen schützen große Plexiglasscheiben Kunden wie PTA vor Ansteckung. Das Warenlager ist hoch gefahren. Der Bestell- sowie Abhol- und Lieferservice von Medikamenten ist so perfektioniert, dass „die älteren Patienten, chronisch Kranken, und alle, die es möchten, nicht zu uns in die Apotheke müssen“.

Bei der Telefonbestellung erfährt der Kunde innerhalb von 24 Stunden, wann er seine Medikamente abholen oder geliefert bekommt. Auch hier gilt: kein Weg doppelt. Pro Tour fahren die beiden Bote jeder bis zu 60 Medikamenten-Tüten in Stendal und Umgebung aus. Die Tendenz ist wegen Corona steigend, weiß Christoph Schäfer, ohne Furcht zu haben, dass der Mehraufwandwegen der Corona-Pandemie in den Roland-potheken in Stendal nicht zu meistern ist. Er folge dem Leitsatz: „Tu was fürs Gesundheitswesen, solange du kannst.“