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Dienstauto Von Nobel-Karosse bis Billig-Import

Mit welchen Dienstwagen sind die Landräte und Bürgermeister aus der Altmark unterwegs? Von Nobel-Karosse bis Kleinwagen reicht die Palette.

09.07.2020, 11:00

Stendal/Salzwedel l Der eine steigt bei der Audi-Limousine hinten ein, der andere muss sich den kleinen Dacia mit anderen teilen und rechtzeitig anmelden. Die altmärkischen Bürgermeister und die beiden Landräte trennen beim Thema Fuhrpark Welten.

Die eine Kommune verzichtet ganz auf Dienstwagen für den Verwaltungschef, die nächste hat ein paar Pkw für alle Mitarbeiter und wieder andere haben eine Limousine ganz für sich – sogar mit Fahrer. Doch sind Benziner und Diesel notwendig? Gibt es in der weitläufigen Altmark überhaupt die Möglichkeit, auf einen Dienstwagen zu verzichten? Und wie sieht es mit umweltfreundlicheren Modellen aus? Mit diesen Fragen wandte sich die Volksstimme an die Kreis- und Stadtchefs.

Auf der höchsten kommunalen Ebene werden die Chefs chauffiert. Das gilt für Stendals Landrat Patrick Puhlmann (SPD) ebenso wie für seinen Kollegen in Salzwedel, Michael Ziche (CDU). Beide haben einen eigenen Fahrer für ihre doch sehr komfortablen Dienstautos. Patrick Puhlmann hat bei Amtsantritt im März den Audi A6 (Diesel) von seinem Vorgänger Carsten Wulfänger (CDU) übernommen. Michael Ziche kann es sich auf der Rückbank eines 5er-BMW (Diesel) bequem machen.

Beide Landräte werden vorerst die Wagen der Business-Klasse weiter nutzen, weil der technische Stand bei elektrobetriebenen Fahrzeugen hinsichtlich der Reichweite noch nicht ausreichen würde, heißt es aus der Pressestelle in Stendal. In Salzwedel ergänzt die Pressestelle des Kreises, dass auch die Ladeinfrastruktur derzeit nicht genügt. Dennoch wird auf unnötige Umweltbelastung geachtet, denn Ziche und Puhlmann nehmen Mitarbeiter mit an Bord ihrer Dienstautos, wenn es aus Termingründe erforderlich ist.

Das gilt auch für Stendals Oberbürgermeister Klaus Schmotz (CDU). Er wird zwar in der von der Hansestadt geleasten Audi A6-Limousine (Diesel) chauffiert, hat „jedoch keinerlei Befindlichkeiten, wenn eine Kollegin oder ein Kollege mit im Wagen zu einem gemeinsamen Termin fährt“, versichert Armin Fischbach von der Pressestelle. Bestrebungen, den Audi auszutauschen gibt es nicht, ergänzt er.

In Salzwedel muss die Stadtchefin Sabine Blümel (parteilos) selbst fahren. Die parteilose Bürgermeisterin nutzt für Dienstfahrten einen VW Touran (Benziner), den sie sich mit anderen Mitarbeitern teilt. Derzeit sei keine Neuanschaffung geplant, heißt es aus dem Rathaus. Wenn ja, dann werde man „ökologische Belange“ berücksichtigen.

In Osterburg spielt der Umweltaspekt bereits eine Rolle. „Die Stadtverwaltung hat die Beschaffung eines Dienstwagens mit Hybrid-Antrieb ausgeschrieben“, so Bürgermeister Nico Schulz (Freie Wähler). Zurzeit teilt er sich mit seinen Verwaltungsmitarbeitern einen Golf Variant (Benzin), der dann getauscht werden soll - gegen einen „Passat-Variant“, teilt Schulz zur Marke des Neuen mit.

Sein Kollege in der Verbandsgemeinde Seehausen, Rüdiger Kloth (Freie Wähler), verzichtet eher auf einen Dienstwagen. Nur wenn kein Mitarbeiter den Ford im Fuhrpark benötige, „greife ich zu“. In der Regel nutzt er seinen Privatwagen, einen VW Tiguan. Dass dieser ein Diesel sei, begründet der Aulosener mit den vielen Kilometern, die er dienstlich unterwegs ist. Das zweite Fahrzeug auf dem Hof der Verwaltung, ein 20 Jahre alter Mitsubishi, steht uneingeschränkt den Mitarbeitern des Ordnungsamtes zur Verfügung, erklärt Kloth.

In Bismark handhabt es die Stadtchefin Annegret Schwarz (CDU) genauso. Die beiden „Hundefänger“, ein werbefinanzierter Ford und ein VW Caddy, werden von den Mitarbeitern genutzt. „Ich selbst habe keinen Dienstwagen“, sagt die Bürgermeisterin, die privat einen VW mit Dieselmotor fährt. „Dazu stehe ich auch, bei den Strecken, die ich beruflich zurücklegen muss“. Ein Elektroauto komme für sie nicht infrage. „Da komme ich doch nirgends an“, sagt Annegret Schwarz.

Mangels fehlender Infrastruktur verzichtet auch Havelbergs Bürgermeister Bernd Poloski (parteilos) auf ein Öko-Dienstauto. Ihm allein steht der von der Verwaltung geleaste VW Tiguan (Benzin) zur Verfügung. Die Sachgebietsleiter können die beiden VW Polo dienstlich nutzen.

Bequem hat es auch Tangermündes Bürgermeister Jürgen Pyrdok (parteilos). Er kann in eine Passat-Limousine steigen. Allerdings muss er sich den 14 Jahre alten Benziner mit anderen Verwaltungsangestellten teilen. Eine neue Anschaffung sei derzeit nicht geplant. Aus finanziellen Gründen müsse auf den Kauf eines Elektroautos „vorerst verzichtet“ werden.

„Kleiner geht es kaum“, sagt René Schernikau (parteilos) gegenüber der Volksstimme. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arneburg-Goldbeck teilt sich mit den Mitarbeitern der Verwaltung einen Hyundai i20. Auf die Frage, ob bei einer Neuanschaffung eine umweltfreundliche Alternative in Betracht gezogen wird, antwortete René Schernikau kurz und knapp: „Ja.“

Es geht kleiner: Allen Mitarbeitern der Tangerhütter Einheitsgemeindeverwaltung steht für Dienstfahrten der Dacia Kombi aus dem Jahre 2015 zur Verfügung. Wie Bürgermeister Andreas Brohm (parteilos) mitteilt, „hat er keinen Dienstwagen“. Bei Neuanschaffungen würde die Möglichkeit eines Fahrzeugs mit alternativem Antrieb geprüft werden.

Kleine Autos stehen auch die den folgenden Fuhrparks: Michael Olms (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf, meldet einen Skoda Fabia Kombi und einen VW Polo. In Arendsee verfügt die Gemeinde über „zwei Dacia Sandero“, sagt Bürgermeister Norman Klebe (CDU). Beim Thema Umstieg auf Elektromobilität sind sich die beiden christdemokratischen Ortschefs einig: Sicher ein Thema, aber erst, wenn sich die Ladeinfrastruktur verbessert hat. Norman Klebe wolle daran mitwirken: „Es gibt Bestrebungen für eine Ladestation in Arendsee.“

Die Gardelegener Stadtchefin Mandy Schumacher (SPD) muss auf ein älteres „Pferd“ setzen. Ihr steht ein VW Jetta (Benzin), Baujahr 2007, zur Verfügung. „So lange mein Dienstwagen hält, bleibt er“, sagt die Sozialdemokratin. Später könne es gerne ein kleineres Fahrzeug sein. Immerhin verfügt die Verwaltung bereits über ein Elektrofahrzeug. Stimme die Reichweite, dann kann sich Mandy Schumacher auch einen Elektro-Dienstwagen vorstellen.

Das wird es in Kalbe vorerst nicht geben. Im Erholungsort in der westlichen Altmark wurde die Regelung getroffen, den Privatwagen von Bürgermeister Karsten Ruth (parteilos) als Dienstwagen anzuerkennen. Er steuert einen Audi Q5 privat und beruflich und hat deshalb für einen Diesel entschieden.