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Hund, Katze und Co. Droht Abgabewelle von Tieren im Landkreis Stendal?

Durch Homeoffice und Kontaktbeschränkungen sind bundesweit mehr Tiere vermittelt worden. Tierheimbetreiber beschweren sich nun über vermehrte Abgaben von Hunden und Katzen. Hat das Tierheim in Borstel, mit dem Problem zu kämpfen? Die Volksstimme fragt Susanne Wieske, Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins.

Von Leonie Dreier Aktualisiert: 16.06.2021, 17:10
Das kosten Haustiere in ihrem Leben.
Das kosten Haustiere in ihrem Leben. pressMedia Mitteldeutschland GmbH

Borstel - Die Einsamkeit durch die erheblichen Einschränkungen in der Corona-Pandemie hat viele Bürger bewegt, sich ein Haustier anzunehmen. Zum einen wurden Hunde und Katzen bei privaten Züchtern gekauft, zum anderen in Tierheimen erworben.

Nun berichten zahlreiche Medien, dass wegen der Corona-Lockerungen viele Tiere im Heim abgegeben werden. Im Tierheim im Stendaler Ortsteil Borstel wurden diese Erfahrungen bislang nicht gemacht, wie Susanne Wieske auf Volksstimme-Nachfrage sagt. Die Tangermünderin ist Vorsitzende des Altmärkischen Tierschutzvereins, der das Heim für Hunde und Kleintiere in Borstel sowie das Katzenhaus in Osterburg betreibt.

Tierheim Stendal: Adoption nach reiflicher Überlegung

Nach Auskunft von Susanne Wieske habe der Lockdown bei der Vermittlung der Hunde, Katzen und anderen Kleintieren keine große Rolle gespielt. „Zum einen deshalb, weil Interessenten im Vorfeld bereits ernsthaft über eine Adoption nachdachten“, begründet Susanne Wieske. Zeitaufwand, Erziehung, Versorgung, Beschäftigung und Tierarztkosten sind Punkte, die zuvor bedacht werden müssen. Daher erreichen die Mitarbeiter des Tierheims überwiegend gezielte Nachfragen nach reiflicher Überlegung.

Wegen der coronabedingten Schließung des Tierheims finden Interessenten Vermittlungstiere aus Borstel über die sozialen Medien. Wenn beispielsweise das Katzen-Geschwisterpärchen Adam und Eva in Frage kommt, können Interessenten eine Selbstauskunft ausfüllen.

Die Wohnsituation und Arbeitszeiten des Interessenten werden unter anderem abgefragt. Wenn der Bewerber in Frage kommt, nehmen Mitarbeiter mit ihm Kontakt auf und vereinbaren einen Kennenlerntermin, beschreibt die Vereinsvorsitzende den Ablauf.

Tierheim Stendal: Sehr vereinzelte Anfragen zu Beginn des Lockdowns

Adoptionsanfragen zur „Überbrückung“ der Corona-Zeit „wurden keine beziehungsweise sehr, sehr vereinzelt zu Beginn des ersten Lockdowns gestellt“, sagt Susanne Wieske. Mitarbeiter haben diese Art der Anfragen negativ beantwortet. „Es ist eine Entscheidung fürs Leben, jedenfalls für das Haustier, das einen Platz auf Lebenszeit bekommen sollte“, unterstreicht die Chemikerin.

Die bisherigen Rückgaben vermittelter Tiere übersteigt beim Tierheim in Borstel kein Normalmaß. „Verstärkte Abgaben mit Hinweis auf Lockerungen gibt es bei uns noch nicht.“ Selbstverständlich kann es passieren, dass Tiere wieder zurückgegeben werden müssen. „Das ist nicht schön, aber wir stehen bei so einer Entscheidung zur Seite“, erklärt Susanne Wieske.

Sie kann im Moment nicht einschätzen, ob, wann und in welchem Umfang „Massenabgaben“ das Tierheim erreichen werden. Schließlich wisse Susanne Wieske nicht, wie viele Haustiere während des Lockdowns aus anderen Quellen, wie beispielsweise das Internet, stammen. Sie hofft, dass Tiere trotz der allmählichen Rückkehr zur Normalität in den Alltag integriert und nicht zurückgegeben oder schlimmsten Falls einfach ausgesetzt werden. Selbst wenn die Lockerungen aktuell noch keine Auswirkung auf eine verstärkte Rückgabe von Tieren haben, spürten die Mitarbeiter die Auswirkungen des Lockdowns. „Wir hatten zwischenzeitlich das Gefühl, vergessen zu werden“, gibt die Tangermünderin zu.

Tierheim Stendal: Doppeljubiläum soll gefeiert werden

Trotz der schwierigen Zeit unterstützen Bürger das Tierheim weiterhin. Denn Futterspenden, Katzenaufzuchtsmilch, Einstreu für Katzen und Kleintiere brauchen die Mitarbeiter immer. In den sozialen Medien können sich künftige Spender genauer informieren.

Wegen der Schließung des Tierheims fielen diverse Feste aus. Unter anderem hätte der Altmärkische Tierschutzverein im vergangenen Jahr sein 30-jähriges Bestehen feiern wollen. In diesem Jahr besteht das Tierheim seit 30 Jahren. Daher plant der Verein, wenn die Corona-Situation es erlaubt, im Frühherbst ein Fest zum Doppeljubiläum. Weitere Termine stehen noch nicht.

Für Ute und Hugo Borgwald aus Wahrburg wurde es mit den Yorkshire Terriern Josy  und Matze im Lockdown nicht langweilig.
Für Ute und Hugo Borgwald aus Wahrburg wurde es mit den Yorkshire Terriern Josy und Matze im Lockdown nicht langweilig.
Foto: Gerhard Draschowski