1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Belohnung für engagierte Stendaler

Ehrenamt Belohnung für engagierte Stendaler

Die Hansestadt Stendal plant eine Ehrenamtskarte einzuführen. Welche Vergünstigen engagierte Bürger dadurch erhalten können.

Von Donald Lyko 24.06.2020, 21:00

Stendal l So nah wie jetzt war die Stadt dem Vorhaben, eine Ehrenamtskarte einzuführen, noch nie. In den vergangenen Jahren hatte es zwar immer mal wieder die Forderung und auch Vorstöße der Ratsfraktionen gegeben, das Ehrenamt mit günstigeren Eintrittspreisen oder Rabatten für ihr Engagement zu belohnen, doch die finale Entscheidung gab es bisher nicht.

Im vergangenen Jahr hatte sich im Stadtrat aber eine Mehrheit dafür gefunden, die Verwaltung damit zu beauftragen, ein Konzept vorzulegen. Die Stadt holte sich dafür die Freiwilligen-Agentur Altmark mit ins Boot, die künftig die gesamte Abwicklung der Ehrenamtskarte übernehmen würde. Das hat der Stadtrat bereits so beschlossen.

„Es war ein langer Weg, jetzt sind wir hoffentlich vor der Vollendung“, zeigte sich Torsten Mehlkopf, Leiter des Amtes für Schule, Sport und Jugend, im Sozialausschuss optimistisch. Dass Sachsen-Anhalt und Hamburg die einzigen Bundesländer sind, die keine landesweiten Regelungen zu Ehrenamtskarten getroffen haben, sieht Mehlkopf sogar als Chance, „einen eigenen Weg für Stendal zu finden“ und „die örtlichen Bedingungen passgenau anzuwenden“.

Wenn der Stadtrat am 6. Juli den Grundsatzbeschluss zur Einführung einer Ehrenamtskarte fasst, soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, um die Details zu besprechen. Dass es dafür noch zahlreiche offene Fragen gibt, haben die Sitzungen des Sozial- und des Kulturausschusses gezeigt. Beide Gremien votierten zwar mehrheitlich für die Einführung der Karte, formulierten in den Debatten aber einige Punkte, die zu klären sind.

Einer ist die Frage, ob die Ehrenamtskarte nur an die organisierten Ehrenamtlichen, Stichwort Vereine oder Verbände, ausgegeben werden soll oder auch an nichtorganisierte, darunter Familienpaten, Nachbarschaftshelfer und Mitbürger, die sich in der Flüchtlingshilfe engagieren. Sollten auch sie einbezogen werden, stellt sich die nächste Frage: Wie kann für sie der Nachweis über die ehrenamtliche Tätigkeit erbracht werden? Denn in den Kriterien zur Vergabe soll festgeschrieben werden, wie viele Stunden geleistet werden müssen. In einem Entwurf der Stadt für die Richtlinie sind mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden im Jahr angesetzt, das Ehrenamt müsse mindestens schon zwei Jahre ausgeführt werden.

Im Sozialausschuss schlug CDU-Stadträtin Christel Güldenpfennig, die auch Mitglied im Stendaler Kreistag ist, vor, die Ehrenamtskarte auf den gesamten Landkreis zu erweitern. Einerseits, um die Kosten auf mehr Schultern zu verteilen, andererseits, weil dann das Angebot an Vergünstigungen vergrößert werden könne. „Wir sind sehr daran interessiert, auch die anderen Kommunen mit ins Boot zu holen“, versicherte Marion Zosel-Mohr von der Freiwilligen-Agentur. Denn es gehe auch darum, „die Angebote mehr in den ländlichen Raum zu bringen“.

Dieser Vorschlag könnte ein richtiger nächster Schritt sein, so Mehlkopf, im ersten Schritt sollte sich der Stendaler Stadtrat aber erst einmal positionieren, ob er es für die Hansestadt Stendal will. Dem stimmte der Sozialausschuss-Vorsitzende Peter Ludwig (SPD) zu: „Wir sollten irgendwann anfangen, auch klein, und dann andere ins Boot holen. Dann wird es eine größere Geschichte.“

Monique Reimer von der Freiwilligen-Agentur stellte im Sozialausschuss erste Ideen vor. So sei geplant, dass die Ehrenamtskarte das EC-Karten-Format bekommen und personalisiert werden soll. Es sollen möglichst viele Partner einbezogen werden. An Vergünstigungen bei Theaterkarten, beim Altoa-Eintritt oder als Bibliotheksnutzer denkt die Freiwilligen-Agentur dabei ebenso wie an solche im Öffentlichen Nahverkehr.

Bei einer Befragung hatten Ehrenamtliche zudem den Wunsch geäußert, mit kürzeren Wartezeiten in Behörden, kostenfreien beglaubigten Dokumenten oder kostenfreiem Parken belohnt zu werden. Monique Reimer könnte sich zudem spezielle Aktionen wie eine Weihnachtsgewinnauslosung vorstellen.