1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Stendal
  6. >
  7. Helfen ändert sich, bleibt aber notwendig

Ehrenamtliche Helfen ändert sich, bleibt aber notwendig

Zum ersten landkreisweiten Kompetenztreffen kamen am Mittwochabend rund 40 ehrenamtliche Flüchtlingshelfer in Stendal zusammen.

Von Thomas Pusch 19.08.2016, 17:41

Stendal l Nein, eine Vorstellungsrunde, bei der jeder sagt, wie er heißt und woher er kommt, werde es nicht geben. „Die finde ich nicht so toll“, meinte Bianca Weber, Ehrenamtskoordinatorin Flüchtlingshilfe im Landkreis Stendal, lächelnd vor der Eröffnung des ersten landkreisweiten Kompetenztreffens ehrenamtliche Flüchtlingshilfe am Mittwochabend im Sitzungssaal des Landratsamtes. Ins Gespräch kamen die rund 40 ehrenamtlichen Helfer auch ohne die Runde. Und das ziemlich schnell. „Heute geht es um den Austausch mit anderen Helfern, wie andere Situationen bewältigt haben, in die ich auch reingeraten bin“, erklärte Weber ihren Zuhörern.

In Dreiergruppen fanden sich Menschen zusammen, die sich vorher noch nie begegnet waren, und unterhielten sich über ihr Flüchtlingsengagement. Die Probleme ähnelten sich dabei sehr. Vor allem die Sprache stellt nach wie vor eine Hürde dar, die manchmal nur mit Händen und Füßen überwunden werden kann.

„Die Menschen werden mit Stromanbietern oder Vermietern konfrontiert, bekommen Formulare und verstehen sie nicht“, sagte Weber. Letztlich gehe es auch Deutschen manchmal so, obwohl die Formulare in ihrer Muttersprache geschrieben sind. Hinzu komme, dass das System ganz anders funktioniert als in den Herkunftsländern. „Man kommt sich dann vor wie ein Analphabet, obwohl man in der Heimat mit diesen Dingen keine Schwierigkeiten hatte“, erklärte sie.

Zu den ehrenamtlichen Helfern gehörte Caren Pfundt aus Kamern. Als die Flüchtlinge im vergangenen Sommer nach Klietz kamen, hielt sie es für selbstverständlich, sich einzubringen. Sie saß an einem Tisch mit Monika Werner aus Osterburg. Die Rentnerin war im vergangenen Jahr bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Gemeindehaus. „Da habe ich mitbekommen, was so alles fehlt, und habe gleich mitgemacht“, schilderte sie. Die beiden zeigen, aus welchen verschiedenen Ecken des Landkreises die Teilnehmer nach Stendal gekommen waren.

„Es waren außerdem auch Ehrenamtliche aus Stendal, Seehausen, Goldbeck, Tangermünde und Tangerhütte dabei“, zählte Bianca Weber auf, die recht zufrieden mit der Resonanz war. „Die Leute hatten auch viel zu sagen und jetzt haben sie eine Plattform dafür gefunden“, freute sie sich.

Der Bedarf an ehrenamtlichen Flüchtlingshelfern sei auch nach wie vor da. Er habe sich nur etwas verschoben. Es gehe jetzt größtenteils nicht mehr um die Grundausstattung, sondern um Hilfe im Alltag, bei Deutschkursen oder Arztbesuchen. Ein zweites Kompetenztreffen für die ehrenamtlichen Flüchtlingshelfer wird es also auf jeden Fall geben, etwa in zwei bis drei Monaten.